Fokus auf Infrastruktur

Ein Passagiererlebnis am Flughafen schaffen

Unter Einsatz von Technologie kann die Art von optimalem Passagiererlebnis geschaffen werden, das auf Flughäfen angestrebt wird. Digitale Zwillinge für Infrastruktur sind Echtzeit-Nachbildungen eines gesamten Flughafens mit Tausenden von verschiedenen Szenarien.

Der ideale Aufenthalt am Flughafen könnte folgendermaßen aussehen: Man reist mit Taxi oder Zug an und kommt zum Eingang des Check-in-Bereichs der Fluggesellschaft, wo man das Ticket direkt am Check-in-Automaten ausdrucken kann. Nachdem man das Gepäck aufgegeben hat, passiert man die Sicherheitskontrolle und betritt die Flughafenhalle. Auf dem Weg zum Gate geht man kurz in ein Restaurant und entspannt sich anschließend in der VIP-Lounge der Fluggesellschaft, und das bei kostenlosem und schnellem WLAN. Später macht man sich in den Toilettenräumen kurz frisch. Nachdem man sich in einigen Geschäften nach ein paar Snacks und anderen Verbrauchsartikeln umgesehen hat, macht man sich über den Fahrsteig auf den Weg zum Abfluggate. Anhand der Leuchtschilder und Signale kann man sich leicht orientieren und man steigt in den Flieger, der schließlich pünktlich ankommt. Richard J. Vestner, Vice President, Cities, Bentley Systems
© Bentley Systems

Richard J. Vestner, Vice President, Cities, Bentley Systems
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In vielerlei Hinsicht sind die besten Flughäfen mit 15-Minuten-Städten vergleichbar, einem Stadtplanungsmodell, bei dem alle Annehmlichkeiten oder Dienstleistungen, die ein Stadtmensch regelmäßig benötigen könnte, in einem Umkreis von 15 Minuten zu Fuß erreichbar sind. Anstelle von „betriebsbezogenen“ Gebieten – Bankenviertel, Vergnügungsviertel oder Parks als separate Enklave innerhalb einer Großstadt – sind 15-Minuten-Städte hyperlokalisiert und umfassen Bereiche für Lebensmittel, Einzelhandel, Geschäfte, Unterhaltung, Bildung und Erholung in der Natur innerhalb eines Stadtteils. Dies führt letztlich zu geringeren CO2-Emissionen, einer optimierten Ressourcennutzung und einer besseren Lebensqualität.

Und genau so sieht das ideale Passagiererlebnis am Flughafen aus. Viele dieser Flughäfen sind so groß wie eine durchschnittliche Stadt und stehen vor einigen ähnlichen betrieblichen Herausforderungen. Von der Ankunft bis zum Abflug sollte alles leicht erreichbar, angenehm, nicht überfüllt, sicher und zugänglich sein.

Infrastruktur hinter den Kulissen

Auch wenn es für die Passagiere nicht offensichtlich ist, ist das perfekte Flughafenerlebnis eher das Produkt einer optimalen Infrastruktur als hochwertiger Annehmlichkeiten. Jeder einfache, effiziente, störungsfreie oder angenehme Aspekt der Reise ist das Ergebnis von Tausenden von Faktoren, die hinter den Kulissen zusammenkommen, darunter:

Zugang zu verschiedenen Transportmitteln

optimale Funktion von HLK-Anlagen

reibungslose Steuerung der Menschenmenge und des Personenflusses

leistungsstarke und sichere digitale Konnektivität

pünktliche Lieferung von Lebensmitteln, Getränken und Waren

funktionierende Sanitär- und Abwassersysteme

eine Lieferkette, die Baumaterialien wie Beton, Glas und Zement bereitstellt

die sorgfältige Koordination Tausender unterstützender Mitarbeitender

Dies alles passiert nicht zufällig in einem Vakuum, sondern durch bewusste Modellierung, Simulation und Planung in jeder Phase des Projektlebenszyklus des Flughafens. Infrastrukturanlagen, zu denen auch Flughäfen gehören, befinden sich u. U. während ihres Lebenszyklus größtenteils in der „Betriebsphase“. Ein großartiges Passagiererlebnis beginnt jedoch bereits in der Entwurfsphase, angefangen bei der Blaupause. Wenn sich die Passagierabfertigung direkt am Flughafeneingang befindet, wenn die Flughafen-terminals großzügig angelegt und die Sicherheitskontrollen in ausreichender Zahl vorhanden sind, um auch zu Hauptreisezeiten die Passagierströme abzuwickeln, wenn Lounges, Toiletten, Restaurants und andere Einzelhandelsgeschäfte gut ausgestattet und komfortabel sind und sich genau dort befinden, wo sie am ehesten gewünscht werden, wenn Start-, Lande- sowie Rollbahnen so gebaut werden, dass sie für verschiedene Flugzeugtypen und ein hohes Verkehrsaufkommen geeignet sind, dann ist all dies das Ergebnis einer durchdachten Planung, die durch die sorgfältige Nutzung von Branchenerfahrungen und Daten erreicht wird.

Die Hubei International Logistics Airport Co. setzte bei ihrem Projekt für den Flughafen Ezhou Huahu auf iTwin von Bentley
© Hubei International Logistics Airport Co., Ltd.; Shenzhen S.F. Taisen Holdings (Group) Co., Ltd.; Airport Construction Engineering Co., Ltd.

Die Hubei International Logistics Airport Co. setzte bei ihrem Projekt für den Flughafen Ezhou Huahu auf iTwin von Bentley
© Hubei International Logistics Airport Co., Ltd.; Shenzhen S.F. Taisen Holdings (Group) Co., Ltd.; Airport Construction Engineering Co., Ltd.

Nutzung von Technologie für die Zufriedenheit der Passagiere

Unter Einsatz von Technologie können wir die Art von optimalem Passagiererlebnis schaffen, das auf Flughäfen angestrebt wird. KI und Tools wie digitale Zwillinge werden zunehmend über den gesamten Lebenszyklus von Anlagen hinweg eingesetzt – von der Planung über den Entwurf, den Bau, den Betrieb, die Wartung bis hin zu Modernisierungen. Digitale Zwillinge für In­frastruktur sind Echtzeit-Nachbildungen eines gesamten Flughafens mit Tausenden von verschiedenen Szenarien. Sie berücksichtigen alle denkbaren Einflüsse auf den Flugverkehr und ermöglichen eine bessere Planung für kleinere Probleme und größere Notfälle. Durch eine sorgfältigere und konsistentere Überwachung und Verwaltung können diese Tools dazu beitragen, den Passagierfluss zu optimieren, Überlastungen in Flughafenhallen und Staus auf Start- und Landebahnen zu reduzieren, Bereiche anzuzeigen, in denen möglicherweise andere Prozesse erforderlich sind, und die betriebliche Effizienz zu verbessern.

Digitale Zwillinge können auch die vorausschauende Wartung erleichtern, indem sie Ausfallzeiten aufgrund von Geräteausfällen minimieren und so kostspielige und problematische Betriebsunterbrechungen vermeiden. Sie können System-Upgrades vorschlagen, um bessere Ergebnisse auf breiter Front zu erzielen. Durch die Integration von Daten aus Dutzenden von Systemen in ein optimiertes Format bieten sie einen umfassenden Überblick über jeden Aspekt des Flughafenbetriebs. So können frühere und aktuelle Informationen für die künftige Planung genutzt und Änderungen im Hinblick auf Kosteneffizienz und Nachhaltigkeit angezeigt werden. Digitale Tools spielen eine entscheidende Rolle, da sie nicht nur die Arbeit von Anlagenbesitzern und Stakeholdern verbessern, sondern auch die Erfahrung von Millionen von Reisenden, die jeden Tag einen Flughafen passieren.

Erstellen eines roten Fadens

Im Infrastrukturbereich setzt man auf das Konzept eines „roten Fadens“ – auf die Kontinuität der vielen verschiedenen Arten von Daten, die in einem digitalen Zwilling für Infrastruktur in jeder Phase des Lebenszyklus der Anlage erfasst und genutzt werden können, ohne dass es zu Datenverlusten bei Übergaben kommt. Aufgrund der inhärenten Komplexität von Flughäfen ist der rote Faden besonders wichtig. Wenn Daten aus jedem Teil der Anlage mit einer Lebenszeitperspektive erfasst werden, können diese Informationen die Entscheidungsfindung bei zukünftigen Iterationen des Projekts vorantreiben und optimieren.

Letztendlich bedeutet dieser rote Faden, dass man nie bei null anfängt. Vielmehr basiert jede Reparatur, jede Modernisierung und jede systemweite Änderung auf dem kumulativen Lernen und Verständnis früherer Iterationen des Projekts, die alle zusammen den besten und effizientesten Weg nach vorn aufzeigen. So kann man dafür sorgen, dass Passagiere an Flughäfen tagtäglich von der Geschwindigkeit der Veränderungen profitieren und ihre Reise genießen können.


Bentley Systems

www.bentley.com

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