Enormer Sanierungsbedarf bei Brücken

Porr und der Wachstumsmarkt Brückenbau

Am 11. September 2024 stürzte in den frühen Morgenstunden ein Teil der Dresdner Carolabrücke auf einer Länge von ungefähr 100 Meter ein. Glücklicherweise kam dabei niemand zu Schaden.

Vor etwas mehr als sechs Jahren hatte die italienische Stadt Genua weitaus weniger „Glück im Unglück“. Damals starben beim Einsturz der Morandi-Brücke, die als Teil der Autobahn A10 Genua mit Süditalien und Frankreich verbunden hat, 43 Menschen. Der Verlust dieser Hauptverkehrsader führte außerdem zu einem großen Verkehrschaos und enormen wirtschaftlichen Schäden. Die italienische Regierung verhängte wegen des Unglücks sogar einen zwölfmonatigen Ausnahmezustand über die Hauptstadt der Region Ligurien.

Neue Donaubrücke 
© GregorHartPhotography

Neue Donaubrücke 
© GregorHartPhotography
Bereits einen Tag nach der Beinahe-Katastrophe in Dresden veröffentlichte das Bundesministerium für Digitales und Verkehr ein Statement ihres Ministers Volker Wissing mit dem ambitionierten Titel „Alles zum Thema Brücken“. Darin wies er darauf hin, dass man zunächst 4.000 Brücken modernisieren müsse, was einer Fläche von 3,2 Millionen Quadratmeter entspräche. Bis Ende des Jahres 2024 sollen 30 Prozent der Modernisierungen durchgeführt sein. Außerdem meinte Wissing, dass die Modernisierung von Brücken für den Bund höchste Priorität habe.

Besonders brisant: Bereits im Jahr 2014 wies das Institut der deutschen Wirtschaft Köln im Rahmen einer Analyse zur deutschen Infrastruktur darauf hin, dass von den insgesamt 39.000 im Bundesbesitz befindlichen Brücken in Deutschland ungefähr die Hälfte lediglich mit „befriedigend“, 12 Prozent mit „nicht ausreichend“ und zwei Prozent sogar mit „ungenügend“ benotet wurden.

Dies sollte einen anhaltend hohen Auftragsbestand im Bereich Brückenbau bescheren. Zugleich dürfte allerdings klar sein, dass es – auch aus Kapazitäts- und Finanzierungsgründen – eine langfristige Herausforderung darstellt, die Versäumnisse der vergangenen Jahrzehnte wieder aufzuholen.

Porr – mehr als 100 Jahre Erfahrung 

Die österreichische Porr Group ist seit mehr als einem Jahrhundert im Brückenbau tätig und kann daher unzählige Referenzen an aktuellen sowie abgeschlossenen Projekten aufweisen. Brücken gelten im Ingenieurwesen aufgrund ihrer technischen Komplexität und hohen visuellen Ansprüche häufig als Königsdisziplin, da sie erheblichen dynamischen Belastungen (Verkehr, Wind, Wetter, Temperaturschwankungen und manchmal sogar Erdbeben) ausgesetzt sind. Zudem müssen Brücken besonders hohe Sicherheitsanforderungen erfüllen und sind für viele Regionen auch aus gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Sicht von großer Bedeutung. Besonders hohe Herausforderungen entstehen, wenn Brückenarbeiten auf schwierigem Untergrund, in großen Höhen, über tiefen Gewässern oder in städtischen Umgebungen mit begrenztem Platzangebot durchgeführt werden – und das alles möglicherweise bei laufendem Verkehr.

Tiefbau Infrastruktur Ingenieurbau Pumpwerk Oberhausen
© PORR

Tiefbau Infrastruktur Ingenieurbau Pumpwerk Oberhausen
© PORR
Bei der Porr gilt auch bei Brücken stets das Prinzip „Alles aus einer Hand“. Dabei reicht das Leistungsspektrum von Stahl- und Spannbetonbrücken aller Art über Stahlverbund- und Stahlbrücken bis hin zu Schrägseilbrücken sowie Brücken in Fertigteilbauweise. Neben dem Neubau bietet das Unternehmen auch die Modernisierung bzw. Sanierung dieser Bauwerke sowie deren Instandhaltung, Wartung und Überprüfung an. Im vergangenen Jahr repräsentierte der Brückenbau 4,3 Prozent der gesamten Produktionsleistung des Konzerns, wobei ungefähr 20 Prozent davon auf die Sanierung entfiel.

Lange Liste an Referenzen

Die Brennerautobahn gehört europaweit mit jährlich 12 bis 15 Millionen Fahrzeugen zu den besonders stark frequentierten Strecken in Europa. An der 1,8 Kilometer langen Luegbrücke führte die Porr bis Februar 2023 eine Bestandssicherung durch. Dieses Projekt beinhaltete die Errichtung von Stahlstützen und Fachwerken unter der bestehenden Brücke, um ihre Verkehrssicherheit bis zur Herstellung eines Ersatzneubaus zu gewährleisten. Aufgrund der schwierigen Untergrundverhältnisse und der Lage im steilen Gelände galten die Arbeiten als besonders anspruchsvoll. Die errichtete Konstruktion wurde so konzipiert, dass sie im Falle eines Versagens der Brücke das Eigengewicht und die Nutzlast sicher trägt.

Eine umfangreiche Generalinstandsetzung der Münchner Ludwigsbrücken führte die Porr von Juni 2020 bis Januar 2024 durch. Dabei wurden die Tragfähigkeit der mit Naturstein verkleideten Stahlbeton-Bogenbrücken für die nächsten Jahrzehnte sichergestellt und die Fahrbahnplatten saniert bzw. erneuert.

Hochbau
© PORR

Hochbau
© PORR
Als besonders aufwendiges und ehrgeiziges Projekt des österreichischen Baukonzerns gilt die Salzbachtalbrücke an der A66 nahe Wiesbaden, da bei einigen Aufgaben Prototypen von Baumaschinen zum Einsatz kamen und in mehrfacher Hinsicht technisches Neuland betreten wurde. Nach der im November 2021 erfolgten Sprengung wurde die neue Südbrücke innerhalb von 20 Monaten erbaut und im Dezember 2023 fristgerecht dem Verkehr übergeben. Derzeit entsteht die parallel verlaufende Nordbrücke, deren Fertigstellung im Juni nächsten Jahres erfolgen soll. 

Wichtig zu wissen: Laut Schätzungen gibt es deutschlandweit insgesamt rund 130.000 Brücken, von denen ein großer Teil den Kommunen gehört und ebenfalls stark sanierungsbedürftig ist.

Porr AG

www.porr.de

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