„Mr. Slipform“feiert im Januar 2015 seinen 75. Geburtstag
Wie der Beton auf Deutschlands Autobahnen mit Gleitschalungsfertigern in Form gebracht wurde.Für die Sicherheit im Straßenverkehr sind heute Betongleitwände, auch als Betonschutzwände bezeichnet, selbstverständlich geworden. Wann und wie die rund um den Globus „Jersey Barrier“ genannten Betongleitwände nach Deutschland gelangten und hier die Fachwelt von ihren Vorzügen überzeugten, ist weitgehend unbekannt. Eine maßgebliche Rolle spielte dabei Erhard L. Thoma, bei Insidern auch als „Mr. Slipform“ bekannt (slipform ist der englische Begriff für Gleitschalung).
Erstmals wurde die „Jersey Barrier“ 1950 im US-Bundesstaat New Jersey verwendet und vom Stevens Institute of Technology weiterentwickelt. Die heute übliche Formgebung mit ca. 750 kg Gewicht pro Meter entstand 1959. Ungefähr zu jener Zeit, 1960, begann der damals 20-jährige Erhard L. Thoma als Ingenieur-Kaufmann bei Hermann Hald Baumaschinen sein Berufsleben. Sofort erkannte er das Potenzial der mechanisierten Straßenfertigung und baute die Importabteilung für amerikanische Blaw-Knox-Fertiger aus. 1968 wurde er Prokurist und Verkaufsleiter, 1973 folgte die Selbständigkeit mit Schwerpunkt Betondecken.
1976 übernahm Erhard L. Thoma den Vertrieb der amerikanischen Gomaco-Gleitschalungsfertiger für Deutschland, Österreich und die Schweiz. Dies war der Start für eine überaus erfolgreiche Zusammenarbeit, wobei Thoma auf die technische Weiterentwicklung der Maschinen prägend einwirkte und zahlreiche Patente wie für Dübelsetzer, Dübelladewagen, Ankersetzer und „Super Smoother“ erhielt. Wirtgen wurde eine Lizenz für die Fertigung des patentierten „Super Smoother“ erteilt.
Gleitschalungsfertiger kommen nach Deutschland
Auf einem Messestand von Gomaco begeisterte sich 1976 Dipl.-Ing. Helmut Probst, Chef des Unternehmens HBT Hamelner Bahn und Tiefbau, für die Betongleitschalung, zudem sah Dipl.-Ing. Rudolf Deglmann von Berger-Bau in Passau in dieser Methode eine große Zukunft. Daraufhin orderten beide Firmen den Gleitschalungsfertiger GT 6300 Commander III zur Herstellung von Betonprofilen. Die ersten Versuche mit Bordsteinen und Wasserrinnen wurden in Hameln und Coppenbrügge von Dipl.-Ing. Franke von der Niedersächsischen Straßenbauverwaltung begleitet.
Zum Test wurde vorab 1980 die erste deutsche New Jersey-Gleitwand im Kieswerk der HBT mit etwa 0,5 Meter/Minute Vortriebstempo „gefahren“. Der Durchbruch kam mit der Betonstraßentagung 1981 in Cuxhaven. Dort konnten von Hochtief hergestellte Autobahndecken in Beton-Gleitschalungsbauweise begutachtet werden, die fortan von allen Fachleuten akzeptiert wurde. Besonders intensiv ließ Prof.Ernst Neussner, Leiter des Referates Straßenbautechnik im Verkehrsministerium, die neue Baumethode überprüfen. Mit den positiven Ergebnissen stellte er die Weichen für die Verwendung von Gleitschalungsfertigern beim Einbau von Beton auf Bundesautobahnen und bei Schutzwänden.
Parallel zu den Schutzwänden ermöglichten Gleitschalungsfertiger erstmals
konkurrenzfähige Preise bei Betondecken im Vergleich zur bituminösen Bauweise - und dies bei erheblich längerer Nutzungsdauer.1984 wurde weltweit der erste Gomaco-Gleitschalungsfertiger GP 5000 für die volle Autobahnbreite von 15,25 Metern an die Firma Kieserling in Neumünster geliefert. Dabei kam erstmals der von Walo in der Schweiz und Thoma entwickelte und patentierte automatische Dübelsetzer zum Einsatz.
Mit einem Viertel des Personals höhere Leistungen
Dank dieser Technik muss der Gleitschalungsfertiger beim Setzen der Dübel nicht mehr anhalten, wie es zuvor bei schienengeführten Einbaugeräten unvermeidlich war. Die Neuheit reduzierte den Personalbedarf bei wesentlich höherer Leistung von 60 auf 15 Personen. Dies führte dazu, dass Gomaco-Fertiger den schienengebundenen Betoneinbau verdrängten und namhafte Firmen wie Berger-Bau, MILKE-BAU, Bratengeier, Specogna, STUAG und Walo aus der Schweiz nur noch auf Gleitschalung setzten. Dazu wurden die von Thoma skizzierten Kundenwünsche im Gomaco-Werk in Ida Grove (Iowa) schnell und flexibel umgesetzt.
Auch die von Dipl.-Ing. Probst (HBT, Coppenbrügge) gewünschte Erweiterung des GT 6300 Commander III von drei auf vier Fahrwerke war bald lieferbar und entwickelte sich zum Bestseller unter den Betoneinbaugeräten bei Arbeitsbreiten bis 6 Meter. Gemeinsam mit Probst hielt Thoma zudem in England zahlreiche Vorträge über die Betongleitwand, woraus in direkter Folge Britpave, eine Initiative der britischen Zementindustrie, entstand. Mit Probst verbindet Thoma ein stetiges Streben nach Weiterentwicklung der Gleitschalungstechnik; die erzielten Ergebnisse sind ein Beweis für die erfolgreiche Zusammenarbeit. Hinzu kommt der große Erfahrungsschatz, denn seit nunmehr 38 Jahren betreut Erhard L. Thoma seine Kunden und Freunde bei Betongleitschalungen.