Fachkongress „Bauen im Bestand“ – 07. bis 08. November in Duisburg

Bauen im Bestand – nicht nur ein Thema in Deutschland

Der Fachkongress „Bauen im Bestand“ zeigt Verfahren, Techniken und Produkte, die Verschmutzungen und gesundheitliche Schäden durch Baustaub vermeiden, die Arbeit erleichtern und Geld sparen.

Das Programm des Fachkongresses „Bauen im Bestand“ “ erläutert Methoden, Prozesse und Produkte, die Dreck und gesundheitliche Schäden durch Baustaub vermeiden, die Arbeit erleichtern und Kosten senken.
© Bauverlag BV GmbH

Das Programm des Fachkongresses „Bauen im Bestand“ “ erläutert Methoden, Prozesse und Produkte, die Dreck und gesundheitliche Schäden durch Baustaub vermeiden, die Arbeit erleichtern und Kosten senken.
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Staub ist die Sammelbezeichnung für feinste feste Teilchen, die in die Luft aufgewirbelt werden und – je nach Größe der Partikel – lange Zeit dort schweben können. Das Einatmen von Staub ist grundsätzlich gefährlich und zählt zu den größten Gesundheitsrisiken beim Bauen. Husten, Reizungen der Atemwege und der Augen, aber auch Erkrankungen der Atemwege bis hin zu Krebs und Staublunge können die schwerwiegenden Folgen sein.

Baustaub – besonders in Bestandsbauten eine unterschätzte Gefahr

Baustaub ist immer Mischstaub. Wie schädlich dieser ist, hängt von verschiedenen Parametern ab – etwa der Art des Staubes, der Partikelgröße, der Dauer und Höhe der Staubbelastung oder der Ort der Ablagerungen in den Atemwegen. Asbest beispielsweise war lange Jahrzehnte aufgrund seiner Festigkeit, Hitzefestigkeit und Beständigkeit gegen Säuren ein überaus beliebter Baustoff. Sehr spät erst wurde die Gefährlichkeit von Asbest erkannt – Asbeststaub kann etwa zur Fibrose (Vernarbung des Lungengewebes) sowie zu Kehlkopf- oder Lungenkrebs führen. Erst spät, im Oktober 1993, erfolgte das Asbestverbot in Deutschland.  Im Jahr 2005 wurde Asbest auch in gesamten EU verboten. Aktuell werden die Grenzwerte verschärft.

Aufgrund dessen ist Asbest beim Bauen im Bestand auch heute noch sehr häufig anzutreffen. Auch andere Bestandteile des Baustaubs, wie Faserstaub aus alten Mineralwolle-Dämmstoffen,  Holzstäube oder Schimmelpilze, können hochgefährlich sein.

Genauso gefährlich wie die Baustäube selbst ist, dass die gesundheitsschädliche Wirkung oft nicht ernst genug genommen, sondern bestenfalls als Belästigung  wahrgenommen wird. Denn „das bisschen Staub“ macht sich oft erst nach Jahren und Jahrzehnten bemerkbar – wenn man die ersten Folgen spürt, ist es in der Regel zu spät.

Prävention ist einfach

Das Gute an der Situation ist, dass man die schweren Folgekrankheiten durch Baustaub mit Leichtigkeit vermeiden kann. Denn eine Belastung durch Baustaub lässt sich relativ einfach verhindern. Von Mörtel-Pellets, die bei der Verarbeitung keine gefährlichen Staubwolken produzieren, über Baumaschinen und Werkzeuge mit Absaugung, staubdichte Absperrungen – bis hin zu Schutzausrüstung, die für den Fall, dass andere Maßnahmen, den Staub sicher fernzuhalten, nicht greifen – gibt es hochfunktionelle Lösungen. Gesund, sicher und staubarm zu arbeiten ist keine Kunst, wenn man die Mittel, Techniken, Werkzeuge und Maßnahmen kennt.

Der Stand der Technik

Die aktuellste Informationsquelle für das Thema „Staubarmes Arbeiten“ ist der Fachkongress „Bauen im Bestand“, der vom 07. bis 08. November 2023 im Landschaftspark Duisburg Nord stattfindet. Hier treffen sich Experten und Anwender, Praktiker und Hersteller, Bauunternehmer und Handwerker, um über Lösungen zum Thema „Bauen im Bestand“ und „Staubarmes Bauen“ zu diskutieren. Von staubvermeidenden Materialien über staubarme Werkzeuge bis zur 30-Tonnen-Straßenfräse mit Absaugung gibt es in den Ausstellungshallen und im Außengelände von Informationen bis zu Live-Vorführungen und Hands-On-Erfahrungen viel zu sehen und auszuprobieren.

Eine Industrie-Ruine als Branchentreffpunkt

Der Vortragssaal in der Gebläsehalle bietet die perfekte Bühne für Fachvorträge und Produktpräsentationen.
© Thomas Berns

Der Vortragssaal in der Gebläsehalle bietet die perfekte Bühne für Fachvorträge und Produktpräsentationen.
© Thomas Berns
Mit dem Landschaftspark Duisburg Nord wurde für den Fachkongress „Bauen im Bestand“ ein Ort gewählt, der nicht besser passen könnte: 1901 von der damaligen „Rheinische Stahlwerke zu Meiderich bei Ruhrort“ gegründet, produzierte – keinesfalls staub-arm – das Stahlwerk in insgesamt 5 Hochöfen im Laufe der Jahrzehnte 37 Millionen Tonnen Roheisen, dass in der Regel in Stahlwerken von Thyssen dann zu Stahl weiterverarbeitet wurden.

Vom Stahlwerk zur Event-Location

Ende der 1960er Jahre machte sich dann auch hier die von weltweiten Überkapazitäten geprägte Stahlkrise bemerkbar: 1968 wurde Hochofen Nr. 3 stillgelegt, Hochofen Nr. 4 folgte 2 Jahre später. 1982 wurden die Hochöfen 1 und 2 abgerissen. Der damals hochmoderne Hochofen 5, 1973 errichtet, hielt noch bis 1985 durch; die Stahlproduktion in Deutschland wurde zu unrentabel. Man entschied sich früh für eine Umnutzung des Geländes, schrieb einen Architekten-Wettbewerb aus, und ab 1990 nahmen Gelände und Hallen die aktuelle Form an. Heute ist die Anlage eine Mischung zwischen Natur-, Landschafts- und Freizeitpark, Industriemuseum, Filmkulisse und Event-Location.

Filmreifer Kampf gegen den Staub 

Der Ausstellungs- und Vortragsteil des Fachkongresses „Bauen im Bestand“ findet im Komplex der Gebläsehalle statt, die schon des Öfteren als Drehort für Film- und Fernsehproduktionen diente. Die in der Nacht eindrucksvoll illuminierte Anlage diente beispielsweise als Kulisse für das TV-Event „Babylon Berlin“, aktuell werden hier Szenen für die Hollywood-Filmproduktion „Tribute von Panem: Teil 5“ umgesetzt, der Ende 2023 in die Kinos kommen soll – der perfekte Ort also, um auch den Kampf gegen Baustaub aufzunehmen.

Jetzt anmelden!

Kämpfen Sie mit – lassen Sie sich auf unterhaltende Art informieren, auf informative Art unterhalten, probieren Sie aus, seien Sie dabei. Hier geht’s zur Anmeldung:

Fachkongress „Bauen im Bestand“

www.bauverlag-events.de/event/fachkongress-bauen-im-bestand/


„Es ist so einfach, staubarm zu arbeiten“: Gespräch mit Dipl.-Geogr. Norbert Kluger, Leiter der Abteilung für stoffliche Gefährdungen bei der BG BAU, über Staubvermeidung und über den Deutschen Fachkongress „Bauen im Bestand“.

Neue EU-Asbestrichtlinie

Asbest darf seit 2005 in der EU nicht mehr verwendet werden, ist aber noch in älteren Gebäuden verbaut. Acht von zehn der in den EU-Staaten anerkannten berufsbedingten Krebserkrankungen stehen im Zusammenhang mit Asbest. Um die Gesundheit von Mensch und Umwelt zu schützen, ist es daher wichtig, die von einer Exposition gegenüber Asbest ausgehenden Gefahren einzudämmen. Vor dem Hintergrund des grünen Wandels und des Bestrebens der EU, die Renovierungsquote von Gebäuden zu erhöhen, ist dies umso relevanter.

Konkret legt die EU-Kommission zwei Initiativen für den Schutz von Mensch und Umwelt vor Asbest und für eine asbestfreie Zukunft vor:

– eine Mitteilung über den Weg hin zu einer asbestfreien Zukunft, in der das Thema Asbest umfassend angegangen wird – von der besseren Diagnose und Behandlung von Asbesterkrankungen über die Erkennung und sichere Beseitigung von Asbest bis hin zur Entsorgung von As-bestabfall, sowie

– ein Vorschlag zur Änderung der Richtlinie über Asbest am Arbeitsplatz, um den Schutz von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern durch eine erhebliche Senkung des Grenzwerts für die Asbestexposition bei der Arbeit zu verbessern.

Europäisches Parlament, EU-Kommission (EU-Gesetzgebung) und EU-Rat (Mitgliedsstaaten) haben sich am 27. Juni 2023 auf eine Neufassung der EU-Asbestrichtlinie geeinigt; diese ist aber noch nicht veröffentlicht. Nach der Veröffentlichung  der Richtlinie haben die Mitgliedstaaten zwei Jahre Zeit, um die Anforderungen in nationales Recht umzusetzen.

www.consilium.europa.eu/de/press/press-releases/2023/06/27/asbestos-council-and-parliament-strike-deal-on-new-rules-protecting-workers/

Rangfolge der Schutzmaßnahmen – das „STOP-Prinzip“

Das STOP-Prinzip beschreibt die Rangfolge von Schutzmaßnahmen. Diese Rangfolge hat der Arbeitgeber bei der Festlegung und Anwendung von Schutzmaßnahmen zu beachten. Das STOP-Prinzip wird oft auch als STOP-Hierarchie, -Reihenfolge oder -Rangfolge bezeichnet. Dabei stehen die einzelnen Buchstaben „STOP“ für jeweils verschiedene Arten von Schutzmaßnahmen:

S – Substitution

T – Technische Schutzmaßnahmen

O – Organisatorische Schutzmaßnahmen

P – Persönliche Schutzmaßnahmen

Unter dem STOP-Prinzip ist zu verstehen, dass bei der Auswahl der Schutzmaßnahmen grundsätzlich eine Maßnahmenhierarchie zu beachten ist.

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