Wie gehe ich online?

Der Internetauftritt führender deutscher Bauunternehmen aus der Perspektive von Studenten

Der Auftritt der Unternehmen im Internet ist sowohl als Distributionskanal und vor allem als Kommunikationsplattform für die meisten Unternehmen, allen voran für die Konsumgüterhersteller, kaum noch wegzudenken. Allerdings steigt die Bedeutung des Internets auch für andere Branchen, beispielsweise für die Baubranche, insgesamt deutlich an.

Nach einer Anfrage bei den führenden Bauunternehmen Deutschlands wird das Internet überwiegend für die folgenden Funktionsbereiche genutzt:

n Einkauf (z.B. durch Einstellen von LV oder durch internetbasierte Plattformen für die Angebote von Nachunternehmern)

n Personal (z.B. durch geeignete Plattformen für Bewerber –  „Online-Bewerbungen“ oder durch Einstellen von Vakanzen im Internet)

n Kommunikation (z.B. durch Bereitstellen von Informationen wie Pressemitteilungen)

Studentisches Projekt

Im Rahmen einer Projektarbeit der Beuth Hochschule für Technik Berlin wurden die verschiedenen Homepages anhand eines weiterentwickelten Usability-Modells für eine Anspruchsgruppe (Studenten) auf ihre Eignung hin untersucht. Usability ist dabei der Begriff, den die Fachwelt für die Bewertung aus der Nutzerperspektive verwendet. Usability kann dabei vielfältige Bedeutungsansätze vertreten, so kann Usability neben der nahe liegenden Benutzerfreundlichkeit auch Nutzbarkeit, Gebrauchstauglichkeit, Bedienbarkeit oder Verwendbarkeit bedeuten.

Eine internationale oder deutschlandweit einheitlich gültige Definition existiert bisher nicht, auch die ISO-Norm 9241 bietet ebenfalls nur einen relativ allgemein gehaltenen Definitionsansatz an: „Usability bezeichnet das Ausmaß, in dem ein Produkt durch bestimmte Benutzer in einem bestimmten Nutzungskontext genutzt werden kann, um bestimmte Ziele effektiv, effizient und mit Kundenzufriedenheit zu erreichen.“ (DIN EN ISO 9242-11, S.7).

 

Nutzerfreundlich

Das Ziel einer nutzerfreundlichen Website ist es demnach, es einem Nutzer zu ermöglichen, sein Ziel mit einem angemessenen Ressourceneinsatz zu erreichen. Die mangelnde Präzision der Definition verweist auch auf die Schwierigkeiten, die im Umgang mit der Messung und Bewertung der Usability von Homepages entstehen kann. In Anlehnung an Baier (2002) wurde das folgende Usability-Modell zur Bewertung der Homepages der Bauunternehmen herangezogen.  In diesem Modell werden die definierten Messkriterien Effektivität, Effizienz und Zufriedenheit den Dimensionen Content (inhaltliche Ausgestaltung) Design (visuelle Gestaltung der einzelnen Seiten) und  Struktur („roter Faden“, logische Anordnung bzw. Verbindung der einzelnen inhaltlichen Elemente) gegenüberstellt und nach einem Schulnotensystem (von „sehr gut“ bis „mangelhaft“ bewertet.

Da sowohl die Messkriterien als auch die Bewertungsdimensionen nicht eindeutig zu definieren und somit schwer zu operationalisieren sind, ergeben sich zwangsläufig methodische Schwächen. Dennoch können die Ergebnisse als ein Versuch gewertet werden, die Kommunikationsarbeit der Bauunternehmen nach einer strukturierten Vorgehensweise zu bewerten und zumindest grob zu kategorisieren.

Ein zweiter Ansatz wurde ebenfalls herangezogen, um eine zielgruppenspezifische Bewertung vornehmen zu können, der Stakeholder- bzw. der Anspruchsgruppenansatz. Die unterschiedlichen Anspruchsgruppen der Gesellschaft generieren unterschiedliche Erwartungshaltungen; beispielsweise erwarten Investoren überwiegend Finanzinformationen, während Studenten eher an Informationen über Berufseinstieg und Karriereentwicklungen interessiert sind.

 

Ergebnisse

Die Ergebnisse zeigen teilweise ein relativ uneinheitliches Bild. Aus der Perspektive der Anspruchsgruppe der Studenten wurden die Contents überwiegend mit „Sehr gut“ und „Gut“ bewertet, in vielen Fällen gingen die angebotenen Informationen deutlich über den Erwartungshorizont hinaus.

Vor allem wurden die Informationsbedürfnisse über typische Karrierepfade und -erwartungen von einigen Unternehmen „sehr gut“ umgesetzt. In diesem Themenkomplex wurden von den meisten Unternehmen moderne Gestaltungstechniken eingesetzt, die verwendeten Bilder, Graphiken und Farben erzielten eine positive emotionale Wirkung (Design). Auch die Menüführung (Struktur) wurde von den meisten Unternehmen weitgehend gut umgesetzt, so dass die Untersuchung im Ergebnis insgesamt ein relativ positives Bild über den Internetauftritt der führenden Bauunternehmen Deutschlands ergab. Allerdings fiel auf, dass einige Unternehmen trotz ihrer anklickbaren Buttons „Karriere/Jobs“ lediglich einige Absätze in schriftlicher Form anbieten, das dazu gezeigte Fotomaterial hatte thematisch wenig mit Beschäftigungsaspekten zu tun, in einem Fall wurde der Text für Hochschulabsolventen mit Fotos unterlegt, die Baumaschinen aber keine Menschen zeigten, was von den Betrachtern in Bezug auf einen möglichen Botschaftsinhalt als irritierend empfunden wurde.

 

Anregungen

Eine Anregung der Projektgruppe richtet sich an einen Teil der Bauunternehmen: Gerade um die Unternehmen im Vorfeld einer Bewerbung/Beschäftigung besser kennen lernen zu können, wünschen sich viele Studenten einen Abschnitt, indem Angebote für mögliche Abschlussarbeiten (Bachelor/Master) mit den jeweils für die Unternehmen relevanten Themenfeldern aufgeführt werden. Neben dem bereits angesprochenen und den unbedeuteten kleineren Verbesserungsvorschlägen ist das Gesamtergebnis der Projektgruppe als sehr positiv anzusehen, ein Beweis, dass Bauunternehmen ebenfalls eine professionelle Kommunikationspolitik für unterschiedliche Anspruchsgruppen betreiben können.

Prof. Dr. Sammy Ziouziou M.B.A.

Beuth Hochschule für Technik Berlin

Fachbereich I Wirtschafts- und Gesellschaftswissenschaften

ziouziou@beuth-hochschule.de

... das Ziel sollte eine nutzerfreundliche, übersichtliche Website sein

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