Energieeffizienter Mauerwerksbau

Interessante Vorträge und fachlicher Meinungsaustausch

Unter dem Motto „Energieeffizientes Planen und Bauen“  veranstaltete Wienerberger in den vergangenen Wochen bundesweit an neun Tagungsorten die 21. Mauerwerkstage. Mit rund 3.000 Teilnehmern gehört die etablierte Weiterbildungsreihe zur größten Fachtagung im Mauerwerksbau dieses Jahres.

„Die seit Jahren kontinuierlich hohe Nachfrage bestätigt uns, dass wir mit unserem Tagungskonzept und der Auswahl der Themen und Referenten richtig liegen“, so Clemens Kuhlemann, Produktmanager der Wienerberger GmbH, während der Begrüßung. „Als starker und zuverlässiger Partner für Tragwerksplaner, Architekten, Handel und Verarbeiter trägt Wienerberger im Rahmen dieser Veranstaltung dazu bei, Lösungen für aktuelle Fachfragen aufzuzeigen und so mehr Sicherheit beim Planen und Bauen unter sich ständig verschärfenden Rahmenbedingungen zu geben.“ Die Mauerwerkstage zeichnen sich durch namhafte Referenten, hohe Praxistauglichkeit der Vorträge  und nicht zuletzt durch eine hervorragende Organisation aus, so lautet das durchgängig positive Feedback der Teilnehmer. Regen Zuspruch erhielt auch die begleitende Fachausstellung, die über neue Angebote von Industriepartnern (Quick-Mix, PCI, Würth, Viessmann) sowie Fachbuch- und Software-Anbietern (Werner-
Verlag, Bauwerk Verlag, Beuth Verlag, Graphisoft) informierte.

 

Die neue EnEV 2009

Zum Schwerpunktthema der Mauerwerkstage vermittelten Prof. Dr.-Ing. Anton Maas / alternierend Prof. Dr.-Ing. Gerd Hauser umfangreiches Wissen über die Grundlagen der neuen Verordnung,  das neue Anforderungsmodell, die vorgesehenen Nachweisverfahren bis hin zu den baupraktischen Konsequenzen. Das Ziel der EnEV 2009 ist es, die Energieeffizienz im Gebäudebereich um 30 Prozent zu verbessern. Für Wohngebäude geht dies mit der Einführung des sogenannten „Referenzgebäude-Verfahrens“ einher, das einen verbesserten Wärmeschutzstandard in Verbindung mit einer effizienteren Heizungstechnik vorgibt. Die von den Vorgängerfassungen der EnEV bekannte Planungsflexibilität bleibt, im Rahmen der nun enger gesteckten Grenzen, erhalten. Als Berechnungsverfahren zur Ermittlung des Jahres-Primärenergiebedarfs dienen für die Kategorie Wohngebäude die bislang eingeführten und benutzten Normen DIN V 4108 Teil 6 und DIN V 4701 Teil 10. Neu und alternativ ist die Anwendung der DIN V 18599 möglich. Diese Berechnungsnorm wird bereits im Nichtwohnbau genutzt. Als Zusatzanforderung wird, abhängig von Gebäudetyp und -größe, der spezifische Transmissionswärmeverlust vorgegeben, der eine Mindestqualität des baulichen Wärmeschutzes sicherstellen soll.

Bei den Nichtwohngebäuden sollen die Verschärfungen bislang gültiger Referenzbau- und Referenzanlagentechnik ebenfalls zur Reduktion des Primärenergiebedarfs führen. Dabei sind die Vorgaben der Re-
ferenz-Bau- und Anlagentechnik bei Nichtwohngebäuden aufgrund der erweiterten Energiebilanz deutlich umfangreicher als bei Wohngebäuden. Die energetische Bewertung muss grundsätzlich nach DIN V 18599 erfolgen. Der Anwendungsbereich des sogenannten „vereinfachten Verfahrens“ wird ausgeweitet. Neben Bürogebäuden, Schulen und Hotels dürfen jetzt auch Turnhallen, Gebäude des Groß- und Einzelhandels bis 1000 m² NGF (Nettogeschossfläche), Gewerbebetriebe bis 1000 m² NGF sowie Bibliotheken vereinfacht als 1-Zonen-Modell behandelt werden.

Auch im Gebäudebestand sind Verschärfungen vorgesehen, dies betrifft Einzelanforderungen für Bauteile, Anpassung der Nachrüstverpflichtungen sowie die Außerbetriebnahme von Nachtspeichersystemen. In diesem Zusammenhang betonten Maas / Hauser die Bedeutung der EnEV als großes Planungsinstrument für die Beurteilung der Frage: Bestandssanierung oder Ersatzneubau?

Im Wohn- ebenso wie im Nichtwohngebäudebereich ist der Aufwand für die Gebäudeplanung, Berechnung und Umsetzung nach der EnEV 2009 immens und ohne entsprechende Planungsprogramme nicht mehr durchführbar. Die Industrie stellt daher praktische Arbeitshilfen zur Verfügung. Beispielsweise bietet Wienerberger für das einfache und sichere Erstellen von baurechtlichen EnEV-Nachweisen und von Energieausweisen für Wohngebäude im Neu- bzw. Altbau das EnEV-Planungs-Programm 7.0. Hohe fachliche Qualität und einfache Bedienung garantiert die Software „IBP: 18599 – Wienerberger Edition“, die in Kooperation mit dem Fraunhofer Institut für Bauphysik und Heilmann Software entwickelt wurde. Damit können Nachweise für Wohn-, Nichtwohn- und gemischt genutzte Gebäude in einem Planungsprogramm
berechnet werden. Im Vergleich zur Standard-Version bietet die Wienerberger-Edition zusätzlich eine ziegelspezifische Bauteildatenbank sowie einen umfassenden Wärmebrückenkatalog.

Generell wird das Thema EnEV auch in den nächsten Jahren ein wichtiges bleiben, denn in der nächsten Legislaturperiode wird schon über die nachfolgende EnEV 2012 diskutiert werden. Maas / Hauser gaben einen Ausblick auf die kommenden
Anforderungen, die u.a. eine dreifache
Wärmedämmverglasung vorsehen sowie weiteres Optimierungspotenzial bei Wärmebrücken, den Einsatz fossiler Brenntechnik, einen verstärkten Einsatz erneuerbarer Energien bei Nichtwohngebäuden u. v. m. Kritisch werden die zahlreichen detaillierten gesetzlichen Regelungen und die kurzen Abstände zwischen der Einführung neuer EnEV-Anforderungen gesehen.

 

Hauskonzepte in Ziegelbauweise

Die Energiestandards und Wirtschaftlichkeit verschiedener Hauskonzepte in Ziegelbauweise bewertete Prof. Dipl.-Ing. Georg Sahner und präsentierte Ergebnisse aktueller Forschungsprojekte. Generell gilt, dass zukunftsfähiger Wohnungsbau Flexibilität von räumlichen Strukturen erfordert und dabei energieeffizient und kostengünstig sein muss. Als Lösung schlägt Sahner Systemhäuser vor, die modular aufgebaut sein sollen und aus möglichst wenigen Teilen bestehen. Oberstes Gebot für jedes Wohnhaus ist Privatheit, deshalb sollten Wohnanlagen so strukturiert werden, dass die einzelnen Einheiten geschützt sind. Die Hausmodule sollen erweiterbar sein und sich den verändernden Lebensumständen anpassen können. Dies gewährleistet eine gute Wiederverkaufbarkeit von Immobilien. Sahners Appell an die Architekten lautet: Baut Wohlfühlhäuser. Das sind energieeffiziente Häuser, die individuelles und gesundes Wohnen ermöglichen. Ideal lassen sich diese Ansprüche in Wohngebäuden umsetzen, die aus massivem Ziegelmauerwerk bestehen. Der Hauptvorteil ist die gute Wärmespeicherfähigkeit von Ziegeln im Vergleich zu vielen anderen Baustoffen. Sahner wies anhand von Beispielrechnungen nach, dass mit Poroton-Ziegeln die zulässigen Energiebedarfswerte für KfW-85, -70 und -55 Effizienzhäuser bereits mit wirtschaftlichen monolithischen Wandkonstruktionen immer eingehalten bzw. unterboten werden können.

Fazit: Die Energieeffizienz eines Wohngebäudes wird heute jedoch maßgeblich durch die eingesetzte Anlagentechnik und die eingesetzten Energieträger bestimmt. Im Bereich der Gebäudehülle ist mit den Anforderungen der EnEV 2009 sowie den verschiedenen KfW-Standards unter dem Gesichtspunkt der Wirtschaftlichkeit ein Optimum an Energieeinsparung erreicht.

 

Mauerwerksbau –
dauerhaft dicht

Den umfangreichen Themenkomplex zur Bauwerksabdichtung stellten Prof. Dr.-Ing. Rainer Oswald / alternierend Dipl.-Ing. Architekt Matthias Zöller dar. Sie erläuterten u.a. die Funktionen der unterschiedlichen Abdichtungsarten und stellten zuverlässige Lösungen für Abdichtungsanschlüsse an Sockeln, Balkonen und Dächern vor. Ein weiterer Aspekt waren aktuelle Regelwerke für Bauwerksabdichtungen – von den europäischen Normen bis hin zur Neuausgabe der DIN 18195 Teil 2 – Stoffe für Bauwerksabdichtungen. In der Normung muss es zwingend Anpassungen geben, insbesondere bei der Produktnormung. Einige Normungsbereiche sind heute offener und enthalten weniger Vorschriften wie zum Beispiel die Abdichtungsnorm, andere Normungen wie die für Mauersperrbahnen enthalten einerseits noch zu viele Regelungen und haben andererseits Defizite bei den Verweisen auf andere Vorschriften. Bei Abdichtungs- und Mauersperrbahnen  hat die Industrie in den vergangenen Jahren sehr viele Neuentwicklungen auf den Markt gebracht; hier wäre eine neue Normung sinnvoll, die u.a. auch wichtige Detailaus-
bildungen, wie Fußpunktabdichtungen, beinhalten sollte.

 

Architektenhaftung –
für Alles und Jedes?

Auf vielfach geäußerten Teilnehmerwunsch gibt es alljährlich einen Vortrag zum Thema Baurecht mit Fallbeispielen aus der aktuellen Rechtsprechung. Rechtsanwalt Bernd Kimmich erörterte u. a. die gesamtschuldnerische Haftung und die Konsequenzen insbesondere für Architekten und ausführende Firmen. So haben alle am Bau Beteiligten eine unverzügliche Hinweispflicht bei Erkennen von Planungsfehlern oder Mängeln. Zwar besteht zwischen Architekt und Bauhandwerker eine Gesamtschuld, fast immer wird jedoch der Architekt verurteilt, da Richter davon ausgehen, dass der Architekt die Kosten nicht selbst zahlt sondern seine Haftpflichtversicherung. Durch diese Praxis ist die Versicherbarkeit der Architektentätigkeit gefährdet. Planer und Architekten sind gut beraten, wenn sie sämtliche Vereinbarungen und Abstimmungen schriftlich festhalten, sorgfältig Bautagebücher führen und Aktenvermerke dokumentieren und langfristig archivieren.

[www.wienerberger.de]

Die Wienerberger Mauerwerkstage 2010 zogen über 3.000 Teinehmer an!

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