fbr-Fachtagung „Wasserautarkes Grundstück“

Die Resonanz an der fbr-Fachtagung "Wasserautarkes Grundstück" am 24. 05. 2011 in Leipzig war groß - knapp 100 TeilnehmerInnen interessierten sich für die dezentrale Wassertechnologie. Die veranstaltenden Verbände Fachvereinigung Betriebs- und Regenwassernutzung e.V. (fbr) in Kooperation mit dem Bildungs- und Demonstrationszentrum für dezentrale Abwasserbehandlung – BDZ e.V. waren mit dem Zuspruch und dem Ablauf des Tages rundum zufrieden. fbr-Referent Dietmar Sperfeld: "Ein gutes Thema, das vor allem in den Flächenbundesländern auf großes Interesse bei Kommunen, Ingenieuren und Architekten stößt."
 
Klimaveränderungen, demographischer Wandel und die zunehmende Übernutzung von regionalen Wasservorräten erfordern ein Umdenken im Umgang mit Wasser und Stoffströmen in Siedlungen, so Torsten Grüter, Vizepräsident der fbr in seiner Begrüßung. "Es stellt sich daher die Frage", so Grüter, ob unsere bestehenden zentralen Wasserinfrastruktursysteme in der heutigen Form noch zukunftsfähig und finanzierbar sind. Denken in Kreisläufen – auch auf dem Grundstück – wird für die Siedlungswasserwirtschaft und Haustechnik zukünftig stärker in den Focus rücken.
 
 
Abkopplung als Aufgabe für das 21. Jahrhundert
Den Auftakt der Veranstaltung machte Dr.- Ing. Harald Hiessl vom ISI-Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung mit der Frage nach der Abkopplung von zentraler Infrastruktur als gesellschaftlicher Trend oder technische Notwendigkeit. "Bei Betrachtung der Ausgangssituation und des Handlungsdruckes unter denen unser heutiges, konventionelles, zentrales urbanes Wasserinfrastruktursystem steht, wird klar", führt Dr. Hiessl aus, "dass nicht nur in den wasserreichen Industriestaaten sondern auch in ariden Regionen liegenden Ländern ein dringender Handlungsbedarf besteht, die Nachhaltigkeit und Zukunftsfähigkeit der Wasserinfrastruktursysteme unserer Siedlungen und Städte zu verbessern."  
 
Wie kann das Wasser eingesetzt werden?
Regenwasserbewirtschaftung als Baustein für ein wasserautarkes Grundstück wurde von Torsten Grüter, Hennef vorgestellt. Die Entwicklung in der Regenwasserbewirtschaftung wie z.B. die Regenwassernutzung und die Versickerung ist mittlerweile technisch ausgereift und wirtschaftlich interessant, so Grüter. Mittlerweile schaffen auch die Kommunen die rechtlichen Rahmenbedingungen, um das Regenwasser als Ressource einzusetzen.
Mit den Vorträgen Grauwasserrecycling – ein zentraler Baustein der Autarkie – Konzepte und Visionen von Erwin Nolde, Nolde & Partner Technologieberatung für innovative Wasserkonzepte, Berlin und dem nachfolgenden Beitrag zur Schwarzwasserbehandlung unter Autarkieaspekten von Dr.-Ing. Elmar Dorgeloh vom Prüf- und Entwicklungsinstitut für Abwassertechnik an der RWTH Aachen e.V. konnten sich die TeilnehmerInnen über die Technik im Einzelnen und die verschiedenen Anwendungsmöglichkeiten anhand der vorgestellten Praxisbeispiele ein Bild verschaffen.  
Abtrennung von Teilströmen rechtlich realisierbar
Rechtliche und administrative Rahmenbedingungen bei wasserautarken Grundstücken stellte Prof. Dr.-Ing. Martin Oldenburg von der Hochschule Ostwestfalen-Lippe vor. Nach einer Definition des Autarkiebegriffes zeigte Prof. Oldenburg die Auswirkungen der verschiedenen Gesetze und Verordnungen u.a. Infektionsschutzgesetz und Trinkwasserverordnung auf die Errichtung derartiger Systeme auf.
 
 
Nährstoffrecycling und Wärmeenergie sind wertvolle Ressourcen
Den Umgang mit Energie- und Nährstoffrecycling in autarken Gebäuden stellte Torsten Bettendorf, Technische Universität Hamburg Harburg vor.
Herr Bettendorf zeigte anschaulich die Möglichkeiten, Wasser und Energie einzusparen aber auch wie die Nährstoffrückgewinnung teils mit einfachen Mitteln erreicht werden kann. "Nicht die strikte Trennung von zentral und dezentral ist die Lösung, sondern der Verbund von beiden Systemen."
Ähnlich äußert sich auch Frau Dr. Eve Menger-Krug mit ihrem Vortrag zur Wärmerückgewinnung aus Grauwasser am Beispiel einer Anlage in einem Studentenwohnheim in Freiburg.  
 
Ökologische Gesamtwasserbilanz - wichtig
Eine vollständig autarke Lösung stellte Michael Wilhelm aus Bous anhand eines Bürogebäudes vor. Bei dem vorgestellten Projekt kommen eine Regenwassernutzungsanlage, eine Grauwasseranlage sowie eine Anlage zur Trinkwasseraufbereitung zum Einsatz. Grundvoraussetzung für die Planung war die Erstellung einer ökologischen Gesamtwasserbilanz für das Projekt. Das anfallende Abwasser wird in einer vollbiologischen Kläranlage auf dem Grundstück gereinigt. "Die gesamte Anlage rechnet sich bereits nach 4 Jahren", so Michael Wilhelm, "was den Einsatz gerade für mittelständische Unternehmen interessant machen kann."
 
 
Fazit
Insgesamt hat die Veranstaltung viele Facetten der Autarkie aufgezeigt. In der anschließenden Diskussion mit der Fragestellung: „Sind wasserautarke Lösungen heute schon umsetzbar“ wurde unter der Moderation von Dr. Harald Hiessl sehr engagiert diskutiert. Einzelne Technikbausteine sind heute schon verfügbar, so das Fazit der Teilnehmer. Wünschenswert sind Aspekte der Energie- und Nährstoffrückgewinnung in die technische Umsetzung mit einzubeziehen, was Haustechnikplaner vor neue Aufgaben stellt.
Auch sollte sich der Autarkiebegriff nicht nur auf Insellösungen beziehen, sondern im urbanen Raum Stadtquartiere und Stadtteile mit einbeziehen. Hierzu wird noch weiterer Forschungs- und Entwicklungsbedarf gesehen. Sowohl die Politik, Kommunen und die Wasserwirtschaft sind aufgerufen, an konstruktiven Lösungen mitzuarbeiten.

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