„Wir sind Vermittler zwischen den Gewerken“

Gewerkeübergreifende Kooperation und Digitalisierung als nachhaltige Strategie

Bernhard Überle, Geschäftsführer der Peri Vertrieb Deutschland GmbH & Co. KG, sprach mit THIS über Digitalisierung, Dienstleistungen und Partnerschaften in der Bauindustrie.

THIS: Die Digitalisierung läuft nicht überall in gleichem Tempo ab. Oft können mittlere und kleinere Bauunternehmen mit diesen neuen Anforderungen der Auftraggeber und Planer nicht mithalten. Hat das Auswirkungen auf Peri?

Bernhard Überle: In vielen Projekten ist BIM noch nicht umsetzungsrelevant. BIM ist Stand heute in Deutschland fast ausschließlich auf die Großobjekte der Bundesbauten und der Industrie- bzw. Wirtschaftsbauten beschränkt.

Der Fehler der zurückliegenden Jahre war nach unserer Einschätzung, dass über solche Konzepte wie BIM oder Lean Construction oft hoch abstrakt wie in Managementseminaren gesprochen wurde. Es sollte von jetzt auf gleich alles radikal auf den Kopf gestellt werden – das Unternehmen, der Führungsstil, die Mitarbeiterorganisation, die Abläufe. Für die meisten Roh- und Ausbauunternehmen aber muss diese digitale Neuausrichtung ein gleitender Übergang aus vielen kleinen Veränderungs- und Anpassungsschritten sein. Dort wo digitale Lösungen bereits gefordert sind, sind wir bei Peri wirklich gut aufgestellt.

THIS: Welche Rolle spielt dann aus Ihrer Sicht die Digitalisierung?

Bernhard Überle: Die Digitalisierung in der Bauindustrie ist ein Prozess der kleinen Schritte. Hier gibt es im Gegensatz zur stationären Industrie eben keine fixen Betriebsstätten, die mittel- oder langfristige Produkt- und Fertigungsstandardisierungen erlauben. Auch deshalb geht der Trend bei der Baudigitalisierung vermehrt zu den kleinen digitalen Lösungen; meist in Form von Apps. Hier kann ich als Anwender den Nutzen unmittelbar sehen und verstehen. Sie helfen – unabhängig vom Büro – vielfältige Planungs- und Ausführungsentscheidungen auf der Baustelle sicherer zu machen.

Dennoch bin ich tief davon überzeugt, dass die Vision von BIM als planungs- und gewerkeübergreifende Bauweise absolut richtig ist und nach und nach immer mehr zum allgemeinen Standard werden wird. Deswegen sind wir zusammen mit unseren Kunden schon seit langem in diese Prozessthemen eingestiegen und begleiten sie auf dem Weg in die Digitalisierung.

THIS: Welche Konsequenzen hat die Digitalisierung auf Peri selbst? Was ändert sich in der Organisation und im Produktangebot?

Bernhard Überle: Lassen Sie es mich so sagen: Schlanke, effiziente technischen Lösungen brauchen genauso schlanke, effiziente Prozesse. Darunter verstehen wir mehr als nur die Entwicklung einer möglichst leistungsstarken Technik. Im Kern geht es dabei um das über Jahrzehnte entstandene verfahrenstechnische Wissen, das Peri rund um den Ortbetonbau gewonnen hat. Das dafür notwendige Schalungs- und Gerüstwissen wollen wir auf jede nur erdenkliche Art und Weise für unsere Kunden verfügbar machen. Zu dieser Vermittlung gehört auch die konsequente Digitalisierung und Vernetzung dieses Wissens. Das geschieht einerseits durch ein umfangreiches Angebot aus Apps und Software-Tools und wird künftig durch die Integration digitaler Sensortechnik auch immer mehr zum direkten Bestandteil der Peri Schalungs- und Gerüstsysteme werden.

THIS: Im Ortbetonbau gibt es eine stark unter-
teilte Gewerkegliederung zwischen gesamt-
verantwortlichen Bauunternehmen und spezialisierten Fachbetrieben. Hat das Auswirkungen auf Peri?

Bernhard Überle: Durchaus, und zwar in den unterschiedlichsten Konstellationen. Im Ablauf aus Schalungsaufbau, Bewehrungs- und Betoneinbau hat der Gerüstbau generell eine zentrale Rolle. Und je größer und anspruchsvoller ein Betonbauwerk ist, umso wichtiger wird das Gerüst in seiner Funktion als Tragsystem, Zugangstechnik oder Arbeits- und Schutzgerüst.

Da Peri beide Systemtechniken selbst entwickelt und herstellt, sind wir in der glücklichen Lage, hier unsere Kunden und Partner gewerkeübergreifend zu beraten und zu unterstützen. Hier hilft uns, dass Peri sich schon immer als Hersteller und Dienstleister verstanden hat. Bereits der Firmengründer, Artur Schwörer, sprach von der „Rationalisierung des Betonbaus“, wenn er nach dem Mehrwert für den Peri Kunden gefragt wurde.  Aus diesem Selbstverständnis heraus, sind wir es einfach gewohnt, in Prozessen zu denken und zu handeln. Auf dieser Basis haben wir dann auch die Ingenieursdienstleistungen und Services aufgebaut, um unsere Kunden im Einsatz der Schalungs- und Gerüstsysteme in sämtlichen Planungs-, Logistik- und Baustellenabläufen optimal unterstützen zu können. Zu diesen Dienstleistungen gehört auch das Thema der Projektpartnerschaften, die wir bei Bedarf zwischen Bauunternehmen und Gerüstfachbetrieben vermitteln.

THIS: Dann betreiben Sie so eine Art Kunden-
kooperation für die Bauindustrie? Nach welchen Kriterien bringen Sie die Partner zusammen?

Bernhard Überle: Ja, richtig – wir reden hier von der Kundenpartnerschaft. Dabei sehen wir uns als Initiator und Vermittler zwischen den Gewerken im Sinne einer Leistungs- bzw. Qualitätspartnerschaft. Vor allem bei Großprojekten werden wir von Bauunternehmen immer wieder nach leistungsstarken Gerüstbaubetrieben gefragt, die eine hohe Kompetenz entweder im konstruktiven Hoch- und Ingenieurbau haben oder im Industrieanlagenbau.

Auf die Weise ist auch die Kooperation zwischen Porr, einem führenden europäischen Bauunternehmen, und Schäfer Gerüstbau entstanden. Schäfer Gerüstbau ist ein 10 Jahre junges Unternehmen, das zusammen mit Peri hoch erfolgreich in den anspruchsvollen Ingenieur- und Sondergerüstbau eingestiegen ist. Diese Partnerschaften zwischen Bauunternehmer und Gerüstbauer eröffnet den Gerüstbauunternehmen ganz neue Marktperspektiven, um ihr bisheriges Angebot des klassischen Fassadengerüstbaus gezielt um neue Geschäftsfelder zu erweitern.

THIS: Der Bauunternehmer holt sich also einen kompetenten Dienstleister ins Boot, und der Gerüstbauer erschließt sich vielleicht sogar ein neues Geschäftsfeld?

Bernhard Überle: Es gibt den Satz, dass Qualität immer nach Qualität sucht. Auf dieser Basis sind bisher alle von uns initiierten Kundenpartnerschaften entstanden. Das gilt vor allem für die Gerüstbaubetriebe, die für sich entdecken, dass sie zusätzlich zum Produkt dem Bauunternehmer spezielle Auf- und Abbaulösungen anbieten können, die das Thema Effizienz und Produktivität auf einem ganz anderen Level spielen. Er gelangt hier aus der Rolle des Nachunternehmers in die Position des kompetenten Dienstleisters, der auf Augenhöhe mit seinem Auftraggeber ist, auch gegenüber dem Bauherrn. Und auf einmal sind sie beim Aufbau von Brücken oder wie beim Erdinger Ringschluss in die Montage der Tunnelschalwagen involviert.

THIS: Wie wollen Sie hier Ihre Partner und Kunden

in Zukunft unterstützen?

Bernhard Überle: Peri fährt hier eine ganz eindeutige Strategie der Qualifizierung. Wir drücken den Kunden nicht einfach das Material in die Hand, frei nach der Devise „jetzt probier’s mal“, sondern Peri übernimmt auch dort die Verantwortung und unterstützt seine Kunden auf allen Ebenen.

Die Synergieeffekte, die sich aus der Kombination von Schalung, Gerüst und Engineering auf der partnerschaftlicher Ebene zwischen Bauunternehmer und Gerüstbau ergeben, faszinieren mich dabei immer wieder von Neuem. Für meine Wahrnehmung ist es einfach wunderschön, wie im anspruchsvollen Rohbau die Schalungs- und Gerüstsysteme selbst zur Architektur werden und wie hier Betriebs-, Funktions- und Arbeitssicherheit zu einer Einheit zusammenfließen.

Peri Vertrieb Deutschland GmbH &Co. KG

www.peri.de

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