Sicher, sauber, günstig

Einsatz von Geokunststoffen im Deponiebau empfehlenswert

Dr. Thomas Egloffstein (52) ist Mitgründer und Geschäftsführer der ICP-Ingenieurgesellschaft mit Hauptsitz in Karlsruhe. Angefangen mit einem Drei-Mann-Büro arbeiten derzeit mehr als vierzig hoch qualifizierte und erfahrene Bauingenieure, Geologen, Umwelt- und Vermessungsingenieure bei ICP an mehreren Standorten im In- und Ausland. Das Unternehmen beschäftigt sich seit seiner Gründung 1990/91 mit Abfallwirtschaft, Umwelttechnik und Geotechnik, zum Beispiel im Deponiebau und in der Altlastensanierung. In den vergangenen Jahren hat sich ICP Kompetenzen in den Fachgebieten Bauen im Bestand und erneuerbare Energien aus Abfall aufgebaut. geo-site.com sprach mit Dr. Thomas Egloffstein über die Rolle von Öko-Bilanzen im Bauwesen.

Herr Dr. Egloffstein, wie sieht es im Deponiebau aus?

Thomas Egloffstein: In Deutschland werden immer weniger Deponien gebaut. Das hat sich in den Jahren so entwickelt, und ist politisch auch so gewollt. Im Ausland hingegen haben wir eine Situation wie vor dreißig Jahren in Deutschland. Das heißt, es gibt im Ausland für den Deponiebau einen boomenden Markt. Es besteht ein Bedarf an Know-how, das wir uns in den vergangenen Jahren in Deutschland erarbeitet haben.

Wie ist die Akzeptanz Ihrer ausländischen Kunden hinsichtlich des Einsatzes von Geo­kunststoffen?

Thomas Egloffstein: Die Akzeptanz von Geokunststoffen im Ausland ist nach unseren bisherigen Erfahrungen gut. Es hapert ein bisschen am Qualitätsempfinden. Wenn wir Arbeiten ausschreiben, dann achten wir auf Qualität, so wie in Deutschland. Die ausführenden Firmen versuchen aber immer wieder, billigere Produkte durchzusetzen. Dagegen kämpfen wir und müssen gemeinsam mit den Herstellern von Geokunststoffen Aufklärungsarbeit leisten.

Dann zählt der Begriff „Made in
Germany“ also noch etwas?

Thomas Egloffstein: Ohne Frage. Wir versuchen immer, hohe Qualitätsstandards zu halten. Das ist zwar teurer, lohnt sich aber dennoch. Nur, wenn der Auftraggeber partout nicht will, dann können wir ihn nicht zwingen.

Welche Argumente würden Sie einem
Auftraggeber an die Hand geben,
Geokunststoffe einzusetzen?

Thomas Egloffstein: Zunächst einmal die einfache Handhabung. Mit Geokunststoffen zu arbeiten ist wesentlich leichter als mit Böden vor Ort. Dann würde ich die geprüfte Qualität anführen, sowohl von Seiten der Hersteller als auch von staatlicher Seite. Das dritte Argument für den Einsatz von Geokunststoffen sind die Kosten. Oftmals ist es günstiger, Geokunststoffe einzusetzen als mineralische Abdichtungen. Und als neuestes Argument würde ich die CO2-Bilanzen einsetzen.

Können Sie das Thema CO2-Ausstoß und Öko-Bilanz etwas näher erläutern?

Thomas Egloffstein: Am Thema Öko-Bilanz arbeiten wir bereits seit zehn Jahren. Wir kamen über eine interessante Fragestellung auf die Idee, uns damit zu beschäftigen. Es ging um den Einsatz einer mineralischen Deponie-Abdeckung mit einer Dicke von fünfzig Zentimetern im Vergleich zu einer Bentonitmatte, die nur einen Zentimeter dick ist. Es stellte sich heraus, dass die Verwendung der Bentonitmatte ökologisch gesehen günstiger ist als die Verwendung von mineralischen Böden. Und das bei identischer Performance. Die ungeheuren Bodenmassen müssen irgendwie bewegt werden. Und dafür brauchen Sie viel Energie, meistens in Form von Dieselkraftstoff, und stoßen natürlich Unmengen an CO2 aus.

Für die Herstellung von Geokunststoffen wird aber auch Energie benötigt.

Thomas Egloffstein: Das ist richtig. Geokunststoffe sind sehr hochwertige Produkte und haben einen hohen Energieinhalt. Das bedeutet natürlich, dass man für die Herstellung viel Energie benötigt und somit CO2 ausstößt. Allerdings sind die Massen im Vergleich zu mineralischen Stoffen so gering, dass sie diesen scheinbar ökologischen Nachteil beim späteren Einbau locker wieder aufholen.

Welche Erwartungen bezüglich der
Öko-Bilanzen haben Sie?

Thomas Egloffstein: Ich bin davon überzeugt, dass die Öko-Bilanzen, die derzeit nur in Teilen ernst genommen werden, künftig immer wichtiger werden . Den CO2-Ausstoß zu reduzieren, ist mittlerweile in den Köpfen der Menschen präsent. Unser Ziel ist es, bei bestimmten Baumaßnahmen zunächst eine Gegenüberstellung der alternativen Bauverfahren zu machen.

Wie ist dieses Thema im internationalen Kontext zu sehen?

Thomas Egloffstein: Die Methode der „ökologischen Bilanzierung“ ist aus der von der EMPA in der Schweiz entwickelten Bilanzmethodik hervorgegangen und wurde bis heute weiterentwickelt. Ein wichtiger Antrieb für die Durchführung vergleichender Ökobilanzen ist der internationale und EU-interne Emissionsrechtehandel mit Treibhausgasen. Erst der Wert solcher CO2-Zertifikate macht deutlich wie wichtig die intelligente Auswahl von Materialien und Bauverfahren für die Umwelt sein kann. Wichtig wäre es deshalb, dass die EU vorangeht, und das Thema vergleichende Öko-Bilanz auf die Agenda setzt. n

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