Komplexe Statik beim Rohbau des Forschungszentrums „Galileo“

Hochbau auf den Kopf gestellt

Das Forschungsgelände Garching im Münchner Norden erhält mit „Galileo“ die
langersehnte städtebauliche Mitte. Bautechnisches Highlight ist das Audimax,
bei dem die konventionelle Hochbauweise quasi auf den Kopf gestellt wurde.

„Garchosibirsk“: Dieser Spitzname sagt viel über das Forschungsgelände Garching im Münchner Norden aus. Hier wird viel geforscht, aber wenig gelebt. Das ändert sich nun mit der Neuen Mitte „Galileo“. Der Neubau soll das vitale Zentrum für die Forschungsgemeinschaft werden. Dabei ist der Bau selbst schon eine (Betonier- und Statik-) Wissenschaft für sich.

Bautechnisches Know-how erfolgsentscheidend

Im Frühjahr 2016 begannen die Rohbauarbeiten für das Großprojekt. Neben einem Kongresszentrum mit 17 Tagungs- und Seminarräumen entstehen hier ein Audimax mit 1.300 Sitzplätzen, ein 225-Zimmer-Hotel, ein Boarding House, diverse Büros, Restaurants, eine eigene Brauerei (Campus Bräu Garching) sowie Läden und Dienstleistungsbetriebe mit direktem Zugang zu den öffentlichen Verkehrsmitteln durch den angeschlossenen U-Bahn-Anschluss.

Für die bauliche Umsetzung zeichnet sich die
Pöttinger Bauunternehmung verantwortlich. Die beauftragte für die Schalungsarbeiten die Deutsche Doka, mit der man schon bei früheren Projekten auf gute
Zusammenarbeit bauen konnte. Vertrauen und Verlässlichkeit waren für dieses Bauvorhaben wichtig, denn Galileo verlangte einiges an Ingenieurbau-Knowhow. Während es bei den beiden Komplexen im Norden und Süden der Anlage vor allem auf Schnelligkeit ankam, stellte der Audimax im Zentrum des Gebäudes Bauunternehmungen und Doka vor eine ungewöhnliche Herausforderung: Der Hochbau musste in Sachen Statik quasi von oben nach unten gebaut werden. Auch hierfür konnten die Bauunternehmer auf die Schalungsexperten zählen: Am Ende stecken insgesamt 2.500 Stunden Doka-Engineering in Galileo.

Die hängenden Decken von Garching

Rund 9.500 t Betonstabstahl werden in Galileo verbaut. Ein Großteil davon steckt in den zwei obersten Decken des Audimax, die durch Zugstützen und Unterzüge die darunterliegenden Stockwerke von oben halten. In Sachen Statik hieß das: Erst wenn die oberste Decke fertig betoniert ist, trägt sich das Material in seiner Gesamtheit. Für Doka hieß das: große Lasten auf großen Höhen. Die maximalen Stiellasten reichten bis zu 88 kN bei Unterstellungshöhen bis ca. 16,30 m.

Zur Durchsteifung der hohen Lasten, die zum Teil nachträglich und deshalb manuell abgestützt werden mussten, setzte man die besonders leichten, aber hoch belastbaren Deckenstutzen Eurex 100 plus ein, die bis zu 128 kN aufnehmen können. Im Bereich der hohen Unterstellungshöhen wurde die Last über die Traggerüste Staxo 100 geschultert. Für Lasten, bei denen auch die leistungsfähigen Systeme an ihre Grenzen kamen, wurden temporäre Stahlbetonstützen errichtet, die wieder herausgebrochen werden, sobald sich das Gebäude selbst trägt. „Das war von allen Alternativen die wirtschaftlichste Lösung“, sagt Oberbauleiter Andreas Friedl.

Zeit gespart

Während für das Audimax vor allem technische Raffinesse gefragt war, standen beim Bau der beiden Gebäudeteile nördlich und südlich des Audimax Schnelligkeit und Effizienz besonders im Fokus. Eine Wandschalung mit einseitiger Ankertechnik war deshalb ein wichtiges Kriterium bei der Auswahl des Schalungssystems. Die Baumannschaft entschied sich für die Rahmenschalung Framax Xlife plus, denn die einfache Ankerung der Schalung spart bis zu einem Drittel an Zeit.

Auch die gekoppelten Deckentische, mit denen Oberpolier Michael
Drexler der Baufirma Pöttinger schon bei anderen gemeinsamen Projekten gute Erfahrungen gemacht hatte, sorgten für mehr Tempo. „Da wir zwei Deckentische mit nur einem Hub umsetzen konnten, haben wir nur halb so viele Kranhübe gebraucht und dadurch 50 % an Umsetzzeit gespart. Insgesamt konnten wir in den Hotel- und Bürokomplexen je ein Regelgeschoss in nicht mal zwei Wochen fertig betonieren“, so der Oberpolier. Bis zur Fertig-stellung von Galileo Ende Mai 2017 werden insgesamt 50.000 m3 Beton mit Doka-Systemen in Form gegossen.

Digitale Technik für mehr Tempo

Die Bodenplatten des Nord- und Südbaus haben es mit einer
Dicke zwischen 1,20 m und 2,25 m in sich. Bei dieser Masse gilt es, ärgerliche Folgeschäden zu vermeiden. Denn hohe Temperaturunterschiede in einem solchen Betonquerschnitt führen zu Spannungen im Bauteil und damit oftmals zu Rissen. Um dem entgegenzuwirken, kam das Beton-Monitoringsystem Concremote von Doka zum Einsatz. Dessen Sensoren liefern in Echtzeit Daten zur Temperatur- und Festigkeitsentwicklung des Betons.

Die digitalen Informationen kann die zugangsberechtigte Baumannschaft jederzeit über ein gesichertes Online-Portal auf PC, Tablet oder Smartphone abrufen. Beim Einsatz im Hotel und Audimax von Galileo wurde so die Temperaturentwicklung der massigen Bodenplatten überwacht, um zu hohe Temperaturunterschiede beim chemischen Abbinde-Prozess des Betons zu vermeiden.

Deutsche Doka Schalungstechnik GmbH

www.doka.de

Bautafel

Projekt: „Neue Mitte Garching Galileo“
der TU München, Garching         
Projekttyp: Mehrzweckgebäude
Rohbauzeit: April 2016 bis Ende Mai 2017
Bauausführung: Pöttinger Bauunternehmung
Schalungsplanung: Doka-Niederlassung München
Etagen: 3 Untergeschosse, EG und 6 Obergeschosse
Bruttogrundfläche: 32.000 m2
Betonverbrauch: 50.000 m3
Stahlverbrauch: 9.500 t
Schalungssysteme: Rahmenschalung Framax
Xlife plus, Stützenschalung KS, Stützenschalung RS, Dokamatic-Tische, Traggerüst Staxo 40, Traggerüst Staxo 100, Deckenstützen Eurex 100 plus, Faltbühnen, Schachtbühnen, Rundschalung H20 und Top 50, Abstützbock Variabel
Dienstleistungen: Technische Beratung (Einsatzplanung und Statik), Concremote, myDoka, Reinigung und Sanierung plus

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