rbv-Präsident verabschiedet sich nach 10-jähriger Amtszeit

Glück auf, Klaus Küsel

Es war die letzte Etappe beim Verabschiedungsmarathon des scheidenden Präsidenten des Rohrleitungsbauverbandes (rbv), Dipl.-Ing. Klaus Küsel, und vielleicht die stimmungsvollste: Am 25. Mai hatte der rbv ins Hotel Hyatt Regency Cologne geladen, wo Freunde, Kollegen und Weggefährten die „Stimme des Verbandes“ in den wohlverdienten (Un)Ruhestand verabschiedeten.
 
Die Kulisse, angefangen beim strahlenden Sonnenschein über die stilvolle Atmosphäre des Veranstaltungsortes bis hin zur jazzigen musikalischen Untermalung, bot den passenden Rahmen für den selbst gewählten Schlusspunkt einer bemerkenswerten beruflichen Karriere, zu deren Eckpfeilern eine über 40jährige Dienstzeit bei der BIS Heinrich Scheven GmbH, diverse ehrenamtliche Funktionen und eben die 10jährige Präsidentschaft beim rbv gehören. Vor allem letztere wurde in launigen Vorträgen und Reden ausführlich gewürdigt. Klaus Küsel war ein Glücksfall für den Verband, seine Entwicklung und die Branche – hierin waren sich alle einig. Dass er nun mehr Zeit für sich und seine Familie einfordert, ist legitim, löst aber dennoch bei dem Einen oder Anderen Bedauern aus. Nichtsdestotrotz ist das Feld bestellt: Küsel hinterlässt einen starken Verband mit einem soliden Fundament, auf dem Gudrun Lohr-Kapfer, seine Nachfolgerin im Präsidentenamt, vertrauensvoll aufbauen kann, um gemeinsam mit den deutschen Leitungsbauunternehmen die Herausforderungen von Markt, Wirtschaft und Energiewende anzugehen.
 
Aus den Tiefen der Gräben...
„Aus den Tiefen unserer Gräben erheben wir unsere Stimmen“ lautet ein mittlerweile zumindest in der Leitungsbaubranche geflügeltes Wort aus der Antrittsrede von Klaus Küsel nach der Wahl zum rbv-Präsidenten, dass bei der Verabschiedungsfeier nicht nur von Moderator Dr. Ralf Donath, Vorstandsmitglied Rohrleitungsbauverband e.V., genutzt wurde, um das Wesen und die Arbeitsweise von Klaus Küsel annähernd zu beschreiben. Dass das nicht immer ganz einfach ist, wurde bei den Festrednern ebenso deutlich. Küsel kam, sah und siegte: Das gibt vielleicht einen ersten Eindruck in die Gefühlswelt von Präsidiumskollegen, Mitstreitern und Mitarbeitern der rbv-Geschäftsstelle in Köln, die die Sturm- und Drangphase von Küsels Amtszeit hautnah miterleben durften. Donath war sich jedenfalls sicher, dass sich die stille rbv-Geschäftsstelle in Köln-Marienburg in der Amtszeit von Klaus Küsel zu den Fischer-Chören der Branche entwickelt hat.
 
Visionär und Macher
Neben seiner Arbeit als Geschäftsführer eines Erkrather Bauunternehmens und seinem Engagement im Rohrleitungsbauverband leistete Küsel noch praktische Entwicklungsarbeit an anderen Fronten, wie Prof. e.h. (RUS) Bernd H. Schwank, Präsident der Bundesvereinigung der Firmen im Gas- und Wasserfach e.V. (figawa), rückblickend feststellte. Schwank, den eine lange, gemeinsame Wegstrecke mit dem scheidenden rbv-Präsidenten verbindet, erinnerte sich gerne daran, wie sie die Organisation figawa analysiert und im wahrsten Sinne des Wortes auf die Spur gebracht haben. „Das war auch nötig“, so Schwank, der Küsel einen entscheidenden Anteil an der positiven Entwicklung zuschreibt. Gleichzeitig machte der Redner auf einen weiteren Wesenszug Küsels aufmerksam, der wohl unverrückbar mit dessen erfolgreicher Arbeit verknüpft war: „Küsel hatte Visionen, war ein Macher, aber man konnte im Sinne der Sache auch gut mit ihm anecken“, erinnerte sich Schwank, der Küsel für seinen Einsatz, sein Engagement und seine Kompromisslosigkeit ausdrücklich dankte.
 
Spuren hinterlassen
Über ähnliche Erfahrungen hatte auch Prof. Matthias Krause, Präsident des Deutschen Vereins des Gas- und Wasserfaches e.V. (DVGW) zu berichten. „Ebenso wie die Römer in der Domstadt Köln, hätte auch Küsel in der Leitungsbaubranche seine Spuren hinterlassen“, so Krause. Allerdings hat der angehende Ruheständler keine 2000 Jahre dafür gebraucht. In den 60er Jahren begann die berufliche Karriere Küsels im Erkrather Rohrleitungsbauunternehmen BIS Scheven GmbH, die durch ein hohes persönliches Engagement gekennzeichnet war. Dabei ging der Blick stets über den Tellerrand hinaus, wie die Entwicklung von weitergehenden Visionen in Bezug auf Branche und Markt und die Vertretung der Interessen der Leitungsbauunternehmen belegen. Küsel, der lange Jahre Mitglied im DVGW-Vorstand war, hat ein wertvolles und fruchtbares Netzwerk geschaffen, dessen Hauptaufgabe in der Sicherung der Qualität im Rohrleitungsbau bestand. Als Belege hierfür führte Krause die Entwicklung der Zertifizierung GW 301 und die Umsetzung des betrieblichen Managementsystems an.
 
Blick in die Region
Weitere Meilensteine aus der Amtszeit von Klaus Küsel ließ Dipl.-oec. Andreas Schmieg, Vizepräsident des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie e.V. (HDB), Revue passieren. „Unter dem Motto „hoch hinaus wollen und trotzdem tief graben“ haben sich der rbv und sein Präsident über die Bundesfachabteilung Leitungsbau (BFA LTB) in den letzten 10 Jahren in den Hauptverband eingebracht“, so Schmieg, der Küsel bescheinigte, ein großes Ziel nie aus den Augen verloren zu haben. „Es ist Ihnen in technisch-wissenschaftlicher Hinsicht gelungen, den rbv als Stimme einer Branche herauszubilden“, erklärte der Redner, für den sich die Zusammenarbeit von HDB und rbv vor allem im so genannten Berliner Abkommen manifestiert hätte. Zudem sei es immer von Vorteil gewesen, dass der rbv-Präsident die Sichtweise von kleinen und großen Unternehmen gleichermaßen kenne, deshalb sei die Bewältigung des Spagates zwischen Mittelstand und Konzern eine der besonderen Stärken Küsels gewesen.
Gleichzeitig habe er aber den Blick in die Region gelenkt, wovon die Bildung von Landes- und Regionalgruppen zeugten. „Sie haben aufgezeigt, dass die unterirdische Infrastruktur die Lebensader unserer Gesellschaft ist, Dinge immer offen angesprochen und Konflikte nicht gescheut“, so Schmieg, der vertrauensvoll in die Zusammenarbeit mit der neuen Präsidentin Lohr-Kapfer blickt. „Außerdem ist es Ihnen geglückt, wichtige Themen wie Bildung und Qualifikation und Konzepte für die vielfältigen Aufgaben zur Umsetzung der Energiewende auf den Weg zu bringen.“
 
Taten folgen lassen
Diese Beispiele belegen nur unzureichend, welche Entwicklung der Rohrleitungsbauverband in den letzten Jahren durchlaufen hat. Für Dipl.-Ing. (FH) Fritz Eckhard Lang, Vizepräsident Rohrleitungsbauverband e.V., gehört die Phase ab 2002 zu den wichtigsten des Verbandes in den letzten 60 Jahren. „Politik und Zeitgeist haben für neue Rahmenbedingungen gesorgt“, führte Lang aus. „Dem hat Klaus Küsel immer die Stirn geboten und mit klaren Aussagen und Forderungen zur Sicherung der Infrastruktur und Forderung nach Qualität beigetragen.“ Lang erinnerte sich noch gut an den Amtsantritt Küsels: „Klaus, dreh den Schieber auf und mach Druck“ – das hätten die Vorstandskollegen ihrem frischgewählten Präsidenten zugerufen. Und dieser habe Taten folgen lassen. Getreu der Maxime „was billig ist und nichts kosten darf, ist nichts wert“ sei Küsel wichtige Themen in dem ihm eigenen Stil rigoros angegangen. Hieraus hätten sich unter anderem wichtige Kooperationen mit führenden Verbänden und Institutionen der Branche entwickelt. Zudem sei die Öffentlichkeitsarbeit wesentlich professioneller geworden und die Gespräche mit Vertretern aus Politik und Wirtschaft auf einem deutlich höheren Niveau angelangt. „Küsel hat immer formuliert, was andere denken und damit wesentlichen Anteil daran, wie der rbv heute wahrgenommen wird “, so Lang zum Abschluss seiner Rede.
 
 
Masterplan gefordert
Was noch zu sagen blieb, fasste Klaus Küsel persönlich in seinem Schlusswort zusammen. „Die berufliche Lebensphase lieferte neben privaten Höhepunkten die Meilensteine des Lebens“, so das Fazit von Küsel. „Die Frage, ob er an den vielen Gabelungen des bisherigen Weges immer die richtige Richtung gewählt habe, müsse er mit ja beantworten, deshalb sei er ein durchaus glücklicher Mensch.“ Gleichzeitig freue er sich aber auf den neuen Lebensabschnitt. „Man kann nicht verhindern, dass man alt wird, aber dass es bei schlechtem Wetter passiert“, erklärte Küsel mit einem Augenzwinkern und bedankte sich bei allen Weggefährten, den Vorstandskollegen sowie der Geschäftsführung und den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des rbv. Das Schiff hat Fahrt aufgenommen, wer am Ufer steht, muss mit den Wellen leben – mit diesem Hinweis und mit Blick in Richtung HDB forderte Küsel zum Abschluss die Erstellung eines Masterplanes für die Umsetzung der Energiewende. Der sei für die weitere Arbeit des Verbandes von entscheidender Bedeutung.
 
Diesen Steilpass nahm seine Nachfolgerin gekonnt auf. Nach der Würdigung der Leistung von Klaus Küsel warf rbv-Präsidentin Gudrun Lohr-Kapfer einen Blick in die Zukunft. Vor allem für die Umsetzung der Energiewende seien noch Spielregeln aufzustellen, die Rolle von Energielieferanten, Anbietern und Endverbrauchern festlegen. „Es geht nicht darum, Energie bereitzustellen, sondern neue Formen von Erzeugung und Verteilung zu schaffen“, ist Lohr-Kapfer überzeugt. Deshalb müsse auch über dezentrale und regional spezifische Lösungen nachgedacht werden, bei deren Umsetzung sich die Leitungsbauunternehmen mit Unterstützung des Rohrleitungsbauverbandes und mit ihrem technischen Know-how und ihrer Innovationsbereitschaft vielfältige Marktchancen eröffnen könnten.

www.rbv-koeln.de

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