Ein vermeidbares Problem

Es ist mal wieder eines dieser selbstgemachten, vermeidbaren Probleme: Langsam, aber sicher werden in einigen Regionen die Beton-Rohstoffe Sand und Kies knapp. Schuld, so könnte man meinen, ist der schon länger anhaltende Bau-Boom, der den Bedarf an Beton kräftig nach oben treibt. Die Ursache für die sich anbahnende Misere ist aber nicht der Mangel, denn im Boden ruhen eigentlich genügend Vorkommen, um die nächsten Jahre entspannt und sorgenfrei angehen zu können. Es ist die Bürokratie: Neue Abbauflächen würden nur sehr zurückhaltend genehmigt, monieren Vertreter aus der Rohstoff- und der Baubranche. Sie warnen daher vor Engpässen.

Fragt man in den Landes-Wirtschaftsministerien nach, erntet man Kopfschütteln; von einer sich anbahnenden Knappheit sei nichts bekannt. Und Umweltministerien verweisen gerne auf den Umweltschutz, als wüsste man dort nicht, mit welch enormer Hingabe, mit welch hohen Kosten Betonlieferanten wie HeidelbergCement sich um aufwendige Renaturierung und die Einrichtung von Biotopen in stillgelegten Abbaugebieten bemühen. Auch der ministerielle Hinweis auf Holz als wichtige Alternative im Gebäudebau ist offensichtlich, ziehen doch gerade die Länder als größte Waldbesitzer den größten wirtschaftlichen Nutzen aus der künstlichen Sand- und Kies-Verknappung.

Die langfristigen Folgen dieser Politik werden Langstreckentransporte von Sand und Kies quer durch Deutschland und Europa, werden höhere Umweltbelastungen und höhere Baupreise sein – die steigenden Baukosten und Mieten, über die der Gesetzgeber gerne und lautstark schimpft, werden wie stets von ihm selbst verursacht.

ZAHL DES MONATS

347.292

Wohnungen wurden 2018 zum Bau genehmigt, etwa 28.000 weniger als noch 2016.

Quelle: Statistisches Bundesamt

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