Nachruf auf Prof. Joachim Lenz – Gründer des Instituts für Rohrleitungsbau (iro)
13.11.2025
Prof. Joachim Lenz
© iro
Die Nachricht vom Tod von Prof. Lenz, dem Gründer des Instituts für Rohrleitungsbau an der damaligen Fachhochschule Oldenburg (heute Jade Hochschule), erfüllt uns mit tiefer Trauer. Mit ihm verlieren die Hochschule, die Stadt Oldenburg und eine große Fachgemeinschaft einen außergewöhnlichen Menschen, Wissenschaftler und Brückenbauer zwischen Kulturen.
Prof. Lenz wurde 1938 in Berlin geboren und studierte dort von 1957 bis 1965 Bauingenieurwesen. Als Wasserbauingenieur war er von 1965 bis 1980 zunächst in einem renommierten Ingenieurbüro in Deutschland, dann weltweit tätig, insbesondere in Südamerika und Afrika, wo er zahlreiche Trinkwasserprojekte betreute. Im Jahr 1980 folgte er dem Ruf an die Fachhochschule Oldenburg und lehrte dort über zwei Jahrzehnte Siedlungswasserwirtschaft – mit großer Leidenschaft, fachlicher Tiefe und einem unerschütterlichen Glauben an die Bedeutung des offenen Austauschs zwischen Wissenschaft und Praxis.
Mit großem Weitblick gründete Prof. Lenz 1988 das Institut für Rohrleitungsbau (iro). Seine Idee war es, den verborgenen Lebensadern einer modernen Gesellschaft – den unterirdischen Infrastrukturen – eine Plattform zu geben: für den Dialog zwischen Hochschule und Wirtschaft, zwischen Forschung und Anwendung. Diese Idee prägt das iro bis heute und ist Grundlage seiner lebendigen Gemeinschaft. Die heute größte von ihm initiierte Veranstaltung, das Oldenburger Rohrleitungsforum, findet einmal im Jahr in den Weser – Ems – Hallen statt und ist für mehrere tausend Fachleute aus der Wasser- und Energiebranche zu einer wichtigen Leitmesse geworden.
Sein Wirken reichte weit über die Ingenieurwissenschaft hinaus. Nach seiner Pensionierung im Jahr 2003 widmete er sich mit unermüdlichem Engagement einem Herzensanliegen: dem Austausch junger Ingenieurinnen und Ingenieure in einem zusammenwachsenden Europa. Aus seiner Überzeugung, dass „ein dauerhaft friedliches Zusammenleben von Menschen in einer intakten Umwelt nur zu erreichen ist, wenn der Austausch von Ideen und Gedanken multilateral und über Grenzen hinweg gelingt“, entstand die Prof.-Lenz-Stiftung zur Förderung der Fort- und Weiterbildung ausländischer Hochschulabsolventinnen und -absolventen.
Diese Stiftung, die ihm von Mitgliedern und Freunden des iro zu seiner Pensionierung „in die Hand gelegt“ wurde, ermöglichte seither zahlreichen jungen Ingenieurinnen und Ingenieuren aus Mittel- und Osteuropa ein Praktikum in Deutschland. Viele von ihnen haben hier nicht nur berufliche Kenntnisse vertieft, sondern auch Freundschaften geschlossen und Brücken des Verständnisses gebaut, die bis heute tragen.
Für sein vielfältiges Engagement erhielt Prof. Lenz Auszeichnungen, darunter als Erster den „Oldenburger Bullen“ der Stadt Oldenburg – eine Ehrung, die Persönlichkeiten vorbehalten ist, die Wirtschaft und Wissenschaft in besonderer Weise verbunden und die Stadt über ihre Grenzen hinaus bekannt gemacht haben.
Prof. Lenz war ein Mensch, der überzeugt war, dass Fortschritt dort entsteht, wo Menschen einander zuhören, Argumente austauschen und Perspektiven teilen. Seine Menschlichkeit, die Kunst auch komplexe Dinge im Zusammenhang zu sehen und seine so oft geradezu verblüffende Weitsicht werden uns fehlen – sein Erbe aber bleibt lebendig: im iro, in der Stiftung und in den vielen Menschen, die er inspiriert und geprägt hat.
Wir trauern um einen Lehrer, Gründer und europäischen Humanisten. Unser tiefes Mitgefühl gilt seiner Familie und allen, die ihm nahestanden.
Im Namen des Instituts für Rohrleitungsbau Oldenburg (iro)
und der Prof.-Lenz-Stiftung
