Alles mineralisch?

Energetische Sanierung mit WDVS

Im Zuge der Reduzierung von Treibhausemissionen steht auch die Baubranche

unter Beobachtung: Bei der Auswahl von Materialien gewinnt der ökologische

Aspekt zunehmend an Bedeutung – mineralische Produkte liegen hier vorne.

Der Beitrag Deutschlands, die Treibhausgasemissionen bis 2030 um mindestens 55 Prozent zu senken, verglichen mit dem Stand von 1990, soll durch das Klimapaket sichergestellt werden. Das vom Klimakabinett jüngst ausgearbeitete Paket soll im Gebäudebereich mit vielen Förderungen die Klimawende vorantreiben. Notwendig ist hierzu aber noch die Zustimmung im Bundesrat. Mit steuerlichen Vergünstigungen, in Form von teilweiser Abschreibung der Sanierungskosten von der Steuerschuld, oder der optionalen Nutzung der aufgestockten KFW-Förderungen sollen zukünftig Anreize zur energetischen Gebäudesanierung geschaffen werden.

Die energetische Sanierung der Gebäudehülle, z. B. mittels eines Wärmedämm-Verbundsystems, wäre damit eine wichtige und geförderte Maßnahme innerhalb des Gesamtpakets zum Erreichen der Klimaschutzziele von Deutschland.

Entscheidung getroffen

Ist die Entscheidung für eine Fassadendämmung gefallen, ist sowohl bei der Bestandssanierung als auch im Neubau erkennbar, dass ökologische Aspekte bei der Materialwahl zunehmend an Bedeutung gewinnen. Selbstverständlich müssen architektonische, kon-
struktive, ökonomische und funktionale Faktoren in diesem Zusammenhang gleichzeitig erfüllt werden.

Mineralische Produkte stehen meist in der Gunst von Planern und Bauherren weit vorne. Eine der ersten Fragen zu Beginn der Planung einer Dämmmaßnahme ist die Frage nach dem mutmaßlich richtigen Dämmstoff.  Die meistgenannten Gründe für einen mineralischen Dämmstoff sehen viele beim natürlichen Rohstoff sowie beim geringen Diffusionswiderstand und der Nichtbrennbarkeit. Mineralische Dämmstoffe aus Steinwolle, Mineralschaum oder Ziegel sind in Sachen Brandverhalten uneingeschränkt einsetzbar.

Ökologische Anforderungen

Neben der Dämmstofffrage sind zunehmend auch ökologische Anforderungen an das Dämmsystem von Bedeutung. Der Verzicht auf den Einsatz von Bioziden in den Putz- und Beschichtungsmaterialien, der Wunsch nach Fassadenflächen, die lange sauber und frei von mikrobieller Verschmutzung durch Algen- und Pilzwachstum sind, Gestaltungsmöglichkeiten, lange Wartungsintervalle und Langlebigkeit sowie Fragestellungen zum Materialkreislauf sind Themen, die zunehmend im Fokus der Material- und Systemauswahl stehen.

Ein Dämmsystem mit keramischer Bekleidung oder Naturstein wird diesen Belangen gut gerecht und ist für viele Planer und Bauherren, insbesondere im nördlichen Teil Deutschland, seit langem schon eine bewährte Wahl bei der Fassadendämmung. Besonders hervorzuheben ist der hohe mechanische Widerstand, z. B. gegenüber Hagel, Ballwurf, Specht oder angelehnte Fahrräder usw. Zusätzlich ermöglicht die meist unempfindliche und robuste Oberfläche eine leichte Reinigung im Verschmutzungsfall.

Bei der Fassadenplanung steht mit dieser Ausführungsvariante ein großes Gestaltungsspektrum zur Verfügung, vor allem wegen der großen Auswahl an unterschiedlichen Keramikbelägen oder Natursteinen. Ein Maximum an Individualität kann mit keramischen Belägen erreicht werden, da vielfach die Möglichkeit einer Fertigung nach Vorstellung besteht. Ob eine vollflächig belegte Steinfassade oder eine Kombination aus Keramik/Naturstein mit Putzoberflächen, die Bandbreite der Gestaltungsmöglichkeiten ist ungeahnt groß.

Blauer Engel

Einige am Markt befindliche Wärmedämm-Verbundsysteme sind aufgrund ihrer positiven Eigenschaften für Umwelt und Gesundheit vom Bundesumweltamt mit einem Blauen Engel ausgezeichnet. Hierunter finden sich auch Dämmsysteme mit keramischen Oberflächen in Kombination mit Steinwolldämmung. WDVS mit Blauen Engel zeichnen sich besonders wegen der schadstoffarmen Zusammensetzung, des umweltgerechten Wärmeschutzes und des Verzichts auf Algizide an der Fassade aus. Das Label kennzeichnet Wärmedämm-Verbundsysteme mit einer reduzierten Umweltbelastung und stellt gleichzeitig fest, dass die Klimaschutzvorteile der Dämmmaßnahme in der Summe deutlich überwiegen.

Als ein klassischer Vertreter der schon immer biozidfreien Putze erfährt der Kratzputz eine Renaissance als Oberputz, auch im Bereich bei Wärmedämmverbundsystemen. Edelkratzputze werden in einer finalen Dicke von rund zehn Millimeter appliziert, besitzen einen selbstreinigenden Effekt und werden im Regelfall nicht gestrichen. Kratzputz bietet gleichfalls eine große Gestaltungsvielfalt in der Fassadenplanung. Dies beginnt bei der großen Farbwahl, der variantenreichen und lebhaften Oberflächenausbildung oder dem optionalen Einsatz von Glimmer, mit dem zusätzlich abwechslungsreiche Lichtspiele an der Kratzputzoberfläche entstehen können.

Ein für alle Bereiche universal und uneingeschränkt geeignetes Wärmedämm-Verbundsystem gibt es nicht. Nach wie vor ist selbstverständlich immer der einzelne Anwendungsfall zu berücksichtigen. Final fällt die Entscheidung bei der Materialwahl, besonders im Dämmstoffbereich, häufig auch zugunsten eines anderen Materials aus. Getragen wird diese Entscheidung oft von monetären Überlegungen und auch der Erkenntnis, dass andere Dämmstoffe den technischen Anforderungen sowie den jeweils persönlichen Vorstellungen ebenfalls gerecht werden können.

Ein Blick auf die statistische Erhebung des VDPM von 2016 spiegelt diesen Sachverhalt wider, wenngleich eine gewisse Entwicklung in Richtung mineralischer Dämmung erkennbar ist. Bei Fassaden mit Wärmedämm-Verbundsystemen entfallen bei den eingesetzten Dämmstoffen etwa 60 Prozent auf expandiertes Polystyrol (EPS) und stellt damit den Hauptanteil bei den Dämmstoffen dar. In den letzten Jahren verliert dieser Dämmstoff in geringem Maße Marktanteil zu Gunsten von Dämmstoffen aus Steinwolleplatten. Mit cirka 21 Prozent Marktanteil nimmt dieser Dämmstoff Platz zwei, gefolgt von Steinwollelamelle mit etwa 7 Prozent und sonstigen Dämmstoffarten wie PU, Resolharz, Mineralschaum, Ziegelvorsatzschale, nachwachsende Dämmstoffe etc. Die übrigen Anteile von rund 9 Prozent entfallen auf Perimeterdämmplatten.

Eine der großen Zukunftsaufgaben im Baubereich liegt bei der energetischen Sanierung der Bestandgebäude. Expertenschätzungen gehen davon aus, dass in den nächsten 20 Jahren etwa neun Millionen Wohngebäude zur Sanierung anstehen. Auch in der Fassadenplanung gilt es genau abzuwägen, welcher Weg im einzelnen Fall gegangen werden soll. Eine Möglichkeit besteht
sicherlich in der Verwendung von mineralischen Produkten.

Baumit GmbH

www.baumit.de

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