WDVS für Neubau + Altbausanierung

Möglichkeiten zur Verbesserung der Wohnqualität und Fassadengestaltung mit Struktur, Farbe und Profilen

Ein Wärmedämm-Verbundsystem zur Verbesserung der Energiebilanz an einem Neubau zu verwenden, ist mittlerweile zum Baustandard geworden. Die Wärmedämm-Verbundsysteme haben sich seit über 40 Jahren bewährt und können auch bei schlanker, massiver Bauweise einen hohen Beitrag zur Energieeinsparung leisten.

Neubau

Durch entsprechende Planung der Systeme können – durch Veränderung der Fensterposition und Einbeziehung der Systemdicken in der Fassadengestaltung –
die gedämmten Fassaden optisch nicht von dem verputzten Massivbau unterschieden werden. Hinzu kommt, dass bei entsprechender Auswahl von massiven, schweren Mauersteinen oder elastifizierten Dämmplatten, auch die Schalldämmung positiv beeinflusst werden kann (Bild 1).

Bei der Verwendung im Neubau muss beachtet werden, dass der Untergrund als klebe geeignet mit Haftzugwerten ≥ 0,08 N/mm² eingestuft werden kann, so dass bei ausreichender Verklebung mit ≥ 40 % Haftkontakt am Untergrund keine Verdübelung vorgenommen werden muss. Eine Ausnahme ist der Betonuntergrund, der aufgrund der verwendeten Schalmittel oberflächlich haft mindernde Anhaftungen haben kann, die vor dem Aufkleben der Dämmplatten entfernt werden müssen. Es ist zu beachten, dass Unebenheiten des Untergrundes bei Verklebung ohne zusätzliche Verdübelung nur bis 1 cm Kleberdicke ausgeglichen werden können. Größere Unebenheiten müssen mit einem Ausgleichsputz versehen werden, oder durch eine zusätzliche Verdübelung mit Kleberdicke bis 2 cm ausgeglichen werden.

Die Wärmedämm-Verbundsysteme überdecken das Mauerwerk bei entsprechender Dämmstoffdicke, so dass Baukörperbewegungen, die auf schnelle Temperaturlastwechsel zurückzuführen sind, nicht mehr ent-
stehen können. Das bedeutet, dass auch Baustoffe
mit stark unterschiedlichen Ausdehnungskoeffizienten überarbeitet werden können. Es ist jedoch zu beachten, dass die Baustoffe eine klebe geeignete Oberfläche aufweisen müssen, was vor allem bei Kunststoffen oder Metallen nicht immer vorausgesetzt werden kann.

 

Altbausanierung

Bei Verwendung von Wärmedämm-Verbundsystemen in der Altbausanierung müssen wie im Neubau die Vorschriften der Energieeinsparverordnung 2009 eingehalten werden; Untergründe, die auf das System aufgetragen werden, können immense Unterschiede aufweisen. Es ist deshalb sinnvoll mit einer zusätzlichen Ver-
dübelung zu planen, die aufgrund der Wärmebrückeneinwirkung oberflächenbündig gesetzter Dübel, als versenkter Dübel oder als Klebeanker unter den Dämmplatten gesetzt wird.

Da die Altbausanierung mittlerweile auch die Ortskerne erreicht und damit die Anpassung der Fassadengestaltung an den Bestand gefordert wird, sind die Systeme in der Oberflächengestaltung erweitert und angepasst worden. Es können problemlos glatt gefilzte Flächen mit grob strukturierten Flächen kombiniert werden. Auch Fassaden-, Gesims- oder Fensterbankprofile können zur Anpassung an vorhandene Fassadenstrukturen verwendet werden. Durch Verwendung von Keramik -Spaltriemchen als Endbeschichtung können auch Fassaden mit Verblendmauerwerk nachgestellt werden (Bild 2).

Da an vielen Gebäuden durch Grenzbebauung oder geringer Überstände von Überdeckungen die Dämmstoffdicken der Standard-Dämmstoffe aus EPS oder Mineralwolle mit Wärmeleitfähigkeit 0,040 oder 0,035 W/mK nicht eingesetzt werden können, wurden Systeme entwickelt, bei denen Dämmstoffplatten aus Resol-Hartschaum mit einer Wärmeleitfähigkeit von 0,022 W/mK verwendet werden. Dieser Dämmstoff ermöglicht eine Reduzierung der Dämmstoffdicken von 180 mm WLG 040 auf 100 mm WLG 022. Die Wärmedämm-Verbundsysteme können abhängig vom Untergrund und den anstehenden Feuchtebelastungen auch nach der Diffusionsfähigkeit der Dämmplatten und den Beschichtungsmaterialien ausgewählt werden. Hier sind den mineralischen Systemen mit Mineralwolle-Dämmplatten die höchsten Diffusionswerte zuzuordnen. Aber auch perforierte EPS-Dämmplatten („open-Dämmplatten“) mit entsprechendem mineralischem Beschichtungsaufbau weisen sehr gute Diffusionseigenschaften auf.

 

Brandschutz

Weitere Kriterien für die Auswahl eines geeigneten Wärmedämmverbundsystems sind die Anforderungen aus dem Brandverhalten der außenseitigen Fassadenbekleidung. Für Gebäude mit öffentlicher Nutzung (Schulen, Kindergärten, Krankenhäuser, Seniorenheime, etc.) oder Gebäude oberhalb der Hochhausgrenze dürfen nur nicht-brennbare Systeme mit der Baustoffklasse A verwendet werden. Alle anderen Gebäude dürfen in der Baustoffklasse B 1 „schwer entflammbar“ bzw. wenn keine gesonderten Anforderungen bestehen, auch in der Baustoffklasse B 2 ausgeführt werden. Die Baustoffklasse A wird nur von Wärmedämmverbundsystemen mit Mineralwolledämmplatten und mineralischen Unter- und Oberputzen erfüllt.

 

„Der gute Look“

Wärmedämmverbundsysteme in der Baustoffklasse B 1 oder B 2 dagegen können auch mit organisch-gebundenen, also zementfreien Armierungsspachtelungen, sowie mit mineralischen oder organischen Deckputzen ausgeführt werden. Die organisch gebundenen Deckbeschichtungen erlauben eine größere Farbigkeit als es bei mineralischen Putzen der Fall ist. Generell ist mit dem Hellbezugswert, der entsprechend den normativen Vorgaben nicht kleiner als ein Grenzwert von 20 sein darf, die technische Machbarkeit von bestimmten, sehr dunklen Farbtönen eingeschränkt. Bei einer zu dunklen Farbbeschichtung besteht ansonsten die Gefahr, dass sich die Oberflächenschichten auf der Dämmung bei Sonneneinstrahlung zu stark aufheizen und es dann bei einer nachträglichen, raschen Abkühlung (z.B. Gewitterregen) zu Rissbildungen in der Putzschicht kommen kann.

Eine Renaissance erfährt in bestimmten Gegenden Deutschlands derzeit der dicklagige Kratzputz. Er überdeckt mit seiner rauen, offenen Struktur im endbearbeiteten Zustand die Armierungsschicht auf der Dämmung ca. 8 bis 10 mm dick und stellt so einen idealen Schutz vor Verschmutzung oder Schäden an der Dämmschicht dar.

 

Fazit

Mit Wärmedämmverbundsystemen leistet der Verarbeiter und der Bauherr heute einen wertvollen Beitrag zur CO2-Emissionsverminderung, zur Heizenergieeinsparung und zur Steigerung der Innenraumbehaglichkeit. Hinsichtlich der Ausführungs- und Gestaltungsvarianten bleiben keine Wünsche betreffend Oberflächenstruktur und Farbgebung offen. Wärmedämmverbundsysteme haben sich in Deutschland in einem mehr als 50-jährigen Praxiseinsatz hervorragend bewährt (Altbau-Sanierung mit Silikonputz siehe Bild 3).


Günther Gerlach,

Anwendungstechniker Baumit GmbH,

[www.baumit.de]

... Baustoffe mit sehr unterschiedlichen Ausdehnungskoeffizienten überarbeiten!

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