„Sonnenaufgang“ in Neuburg

Mauerwerkssanierung mit Dickschichtsystem

Als „stattlicher Satteldachbau, 18. Jahrhundert“ ist es beschrieben in der bayerischen Denkmalliste, das Gasthaus  „Zur Sonne“ in Neuburg an der Kammel. Dort, wo bis vor wenigen Jahren Wirtsleute für Gäste Essen und Trinken herantrugen, nagte der Zahn der Zeit unaufhaltsam an der Substanz und hat ihr stark zugesetzt. Wahrlich kein schöner Anblick mehr direkt am Marktplatz, mitten im Zentrum von Neuburg.

Grund genug für die Marktgemeinde, das 1720 erstmals urkundlich erwähnte Bauwerk zu kaufen, um es einer umfassenden Instandsetzung unterziehen zu können. Nachdem alle bürokratischen Hürden genommen waren, konnte das ortsansässige Büro Schuster engineering mit den Planungen beginnen, die dann 2009 im Baubeginn mündeten.

 

Gemischtes Gesamtkonzept

Inhaber Josef Schuster und seine Mitarbeiter hatten nach dem Startschuss viel zu tun. Eine Herausforderung in vielerlei Hinsicht war es, wie Sigrid Baumgärtner und Alexander Graile, leitende Architektin bzw. verantwortlicher Bauleiter vom Planungsbüro übereinstimmend erklärten. Zumal auch ein kompletter Abriss eine der Optionen im Vorfeld war. Doch nach intensiven Beratungen und in enger Abstimmung mit dem zuständigen Mitarbeiter des Lan-
desamtes für Denkmalpflege, Dr. Bernt
von Hagen, erarbeiteten Baumgärtner und ihr Team ein tragfähiges Gesamtkonzept
aus einem denkmalgeschützten zu erhaltenden Bereich und einem Teilabriss mit bestands-
gerechten Wiederaufbau. Für den Bereich Putz und WDVS griff sie dabei bereits im Vorfeld auf die umfangreichen Serviceleistungen des Herstellers Baumit zurück. Um die Architektur und Kubatur des Original-
zustandes zu erhalten war neben einem abgebauten, restaurierten und nach alter handwerklicher Tradi-
tion wieder aufgerichteten Dachstuhl eine komplette Unterfangung der zu erhaltenden Außenwände durchzuführen.

 

Neue Nutzung

Um der späteren Nutzung für eine Außengruppe des Dominikus-Ringeisen-Werkes Ursberg gerecht zu werden, mussten die Raumkapazitäten entsprechend erweitert werden. Dies realisierte die Architektin mit einem rückseitigen Anbau, der sich in Beschaffenheit und Architektur mit seiner klaren Form und Bauweise deutlich vom Bestandsbau unterscheidet. Im Gegensatz zur Putzfassade erhielt er eine Zinkblechfassade in einer anthrazit gehaltenen Optik.

 

Mauerwerkssanierung

Das Mauerwerk selbst war teilweise so stark zerstört, dass umfangreiche Austauschmaßnahmen speziell im mittleren Teil erforderlich wurden. Mit entsprechender Sensibilität konnte ein Maximum an Bestand erhalten werden. Um energetischen Standards zu genügen, entschlossen sich die Verantwortlichen für eine Kombination aus Wärmedämmmaßnahmen: Da die Giebelseite außen nicht verändert werden konnte, griff man auf ein Innendämmsystem zurück und kombinierte es teilweise „überlappend“ mit einem mineralischen Wärmedämmverbundsystem außen an Seite und Neubau. Die Besonderheit des ausgewählten Systems von Baumit: Es handelt sich hier um ein sogenanntes Dickschichtsystem, auf das zusätzlich nach der Dämmplattenlage eine 15 mm dicke Kalkzementputzschicht aufgebracht wurde (siehe Beschreibung Dickschichtsystem).

Hoch diffusionsoffen und trotzdem
widerstandsfähig wie eine massive Konstruktion schützt es nun die Substanz und ermöglichte in Kombination mit der Innendämmung einen KfW-40-Standard. Damit konnte man auch energetischen Anforderungen Rechnung tragen, was sich in mehrfacher Hinsicht lohnt: Zum einen gab es hierfür günstige KfW-Kredite, zum ande-
ren sind Aufwendungen für Energie kalkulierbar.

 

Gekonnt

Solche Arbeiten erfordern handwerkliches Können und Feingefühl. Sowohl das Anbringen der Dämmplatten mit der nötigen Untergrund-vorbereitung, das Herstellen der umfangreichen Fassadenzier und die gesamten Außen- und Innenputzarbeiten ließ sich der alteingesessene Neuburger Betrieb „Neuburger Bautenschutz“ nicht nehmen und erledigte mit viel Gefühl und Umsicht seinen Auftrag zu aller Zufrieden-
heit. Die farbliche Gestaltung tat ihr Übriges dazu: Der beige gehaltene Fassadenton wurde bei Befunduntersuchungen durch den erfahrenen Restaurator Günther Menath aus Burtenbach ermittelt.

Da von den alten Dokumenten nur schwarz-weiße Aufzeichnungen bzw. Fotografien vorhanden waren, stimmte sich
Sigrid Baumgärtner, Restaurator und Landesamt für Denkmalpflege ab und ge-
meinsam kam man zu dem sehr gelunge-
nen Gesamtfarbkonzept, das nun wieder jeden Tag aufs Neue in Neuburgs guter
Stube, dem Marktplatz, die „Sonne“ aufgehen lässt.

 

Baumit-Dickschichtsystem

Unter der Systembezeichnung „Duotherm massiv“ bietet Baumit ein bauaufsichtlich zugelassenes WDV-System mit einer mineralischen Putzlage an. Diese aus Leichtputz bestehende Putzschicht wird auf die Dämmschicht (Mineralwolle oder EPS) in Dicken von 10 bis 15 mm aufgebracht. Darauf erfolgen dann die mineralische Gewebespachtelung und der mineralische Oberputz. Dieser ist in einer Vielzahl von Körnungen und Strukturen erhältlich. Er wird vorwiegend mit silikatischen Farbsystemen gestrichen. Es können auch Silikonharzfarben verwendet werden.

Dieses System erhöht die mechanische Belastbarkeit enorm. In Bereichen, wo mit einer solchen Beanspruchung zu rechnen ist, ist es eine Alternative zu den sog. Vandalenplatten. Neben dieser Eigenschaft verbessert ein Dickschicht-System auch das Schalldämmaß des WDV-Systems. Beobachtungen zeigten weiterhin, dass durch den Einsatz solcher Systeme Schäden durch Spechte verhindert werden können.


Günter Wittmann,

Objektberater Baumit

[www.baumit.de]

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