Gute Konjunktur treibt Wirtschaftsbau

Der Wirtschaftsbau in Deutschland profitiert 2011 massiv von der guten gesamtkonjunkturellen Entwicklung. Die Neubaugenehmigungen für private Nichtwohngebäude übertrafen von Januar bis Mai das Vorjahresniveau um ein Viertel, der Auftragseingang im Bauhauptgewerbe für Wirtschaftsbauten legte im gleichen Zeitraum um nahezu 20 % zu.

Die tiefe Wirtschaftskrise des Jahres 2009 mit einem Rückgang des realen Bruttoinlandsproduktes von 4,7 % hatte drastische Auswirkungen auf den Wirtschaftsbau. Baugenehmigungen und Produktion gingen deutlich zurück, eine Entwicklung, die auch 2010 noch anhielt. Trotz deutlich besserer Konjunktur (das Bruttoinlandsprodukt legte preisbereinigt immerhin um 3,6 % zu) waren die Produktionskapazitäten in der Industrie nicht ausgelastet, zudem fehlte vielen Investoren im letzten Jahr noch der Glaube an einen nachhaltigen Aufschwung. Zwischen 2008 und 2010 ging das Volumen der Wirtschaftsbaugenehmigungen (veranschlagte Baukosten) von 20,7 Mrd. Euro auf 14,8 Mrd. Euro zurück.

Diese Tendenz wurde 2010 lediglich von den Handels- und Lagergebäuden durchbrochen. Die Dienstleister, vor allem aus dem Logistikbereich, die auf diesen Gebäudetypus vorwiegend angewiesen sind, kamen schneller als die Industrie aus der Krise, was zu einem minimalen Wachstum bei den Genehmigungszahlen führte. Den tiefsten Einbruch verzeichneten dagegen die Fabrik- und Werkstattgebäude mit einem addierten Genehmigungsrückgang von 40 % in den Jahren 2009 und 2010. Umso stärker fällt 2011 bislang die Gegenbewegung aus. Zur Jahresmitte lag die Kapazitätsauslastung im Verarbeitenden Gewerbe wieder deutlich über dem Durchschnitt der letzten zehn Jahre und nur noch geringfügig unter den Spitzenwerten zum Jahreswechsel 2007/ 2008. Die aktuellen Konjunkturprognosen sagen für das laufende Jahr ein reales Wachstum des Bruttoinlandsproduktes von mehr als 3 % voraus. Die Industrie reagierte darauf mit einer deutlichen Nachfragesteigerung, das Volumen der Neubaugenehmigungen für die Fabrik- und Werkstattgebäude legte in den ersten fünf Monaten dieses Jahres um immerhin 55 % zu.

 

Industrie mit deutlicher

Nachfragesteigerung

Etwas überraschend ist die deutliche Zunahme der Genehmigungen für Büro- und Verwaltungsgebäude von 21,4 %. Trotz nach wie vor relativ hoher Leerstände auf den wichtigsten Märkten (in den sechs Büromarkthochburgen Berlin, Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg, München und Stuttgart liegt die Leerstandsquote immer noch über 10 %) scheinen Investoren auch in diesem Teilsegment genügend Vertrauen in die Zukunft zu haben. Allerdings war auch der Rückgang in den Jahren 2009/2010 mit 27 % nicht so ganz so ausgeprägt.

Handels- und Lagergebäude profitieren im laufenden Jahr neben der guten konjunkturellen Entwicklung auch von einer steigenden Konsumnachfrage der privaten Haushalte, die Einzelhandelsumsätze sind im ersten Halbjahr um 3 % gestiegen. Das Genehmigungsplus ist mit 14 % zwar nicht so ausgeprägt, allerdings sind in diesem Segment die jährlichen Schwankungsraten generell deutlich niedriger.

Einen starken Genehmigungsschub gab es im laufenden Jahr auch bei den sonstigen gewerblichen Betriebsgebäuden mit 42,9 %. Zu diesen zählen vor allem Hotels und Gaststätten sowie Verkehrsgebäude aller Art (Parkhäuser, Bahnhöfe, Flughäfen).

Über alle Gebäudekategorien legten die Genehmigungen im Wirtschaftsbau von Januar bis Mai um 26,4 % zu. Dass allerdings noch Luft nach oben besteht, zeigt ein Blick in die Vergangenheit. Das Genehmigungsvolumen lag immerhin noch um 15 % unter dem Wert für den Vergleichszeitraum 2008.

Die positiven Genehmigungs- und Auftragseingangszahlen wirken sich auch deutlich auf die Bauproduktion aus. Von Januar bis Mai lag der Umsatz im Bauhauptgewerbe für Wirtschaftsbauten um 21,5 % über dem Vorjahresniveau. Zwar dürfte sich dieses Wachstum im Jahresverlauf etwas abflachen, ein zweistelliges Umsatzplus liegt aber im Bereich des möglichen.

Dipl.-Oec. Heinrich Weitz,

Berlin

E-Mail: heinrich.weitz@bauindustrie.de

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