GENERATIONENWECHSEL BEI MEVA

„Sicherheit und Qualität müssen stimmen“

Interview mit Gerhard Dingler und Florian F. Dingler, geschäftsführender Gesellschafter des mittelständischen Schalungsherstellers MEVA Schalungs-
Systeme GmbH aus Haiterbach im Nordschwarzwald

tHIS: Herr Dingler, Sie haben MEVA 1970 gegründet, also vor 43 Jahren – Respekt. In der langen Zeit haben Sie viel geleistet, viel vollbracht. Auf was sind Sie besonders stolz?

Gerhard Dingler: Wir haben Meilensteine gesetzt, die die Schalungsbranche nachhaltig und richtungsweisend geprägt haben. Wir haben es ja auchweit geschafft. 1970 wurden Schalungen aus meist recht schweren Einzelteilen zusammengebaut, was mit einem gewissen Unfallrisiko und mit Qualitätsschwankungen verbunden war. Wir überlegten, wie man Schalungen vom Projekt unabhängig machen kann; daraus entstand die Elementschalung. Das klingt heute alles so einfach und logisch. Aber anfangs konnte kein Lieferant die von uns benötigten Stahlprofile herstellen. Wir mussten zusammen mit dem Hersteller die Fertigungsmethoden entwickeln, das war schon harte Pionierarbeit. Und ich bin stolz auf meine Familie, die nun auch in zweiter Generation das Unternehmen weiterführt.

tHIS: Von Ihnen stammen ja viele Innovationen.

Gerhard Dingler: Ja, wir waren und sind in vielen Dingen Vorreiter. Nehmen Sie unser Schalschloss, immer noch das einfachste und leichteste der Welt. Oder dass wir unsere Schalungselemente flexibel, unabhängig von fixen Befestigungspunkten, miteinander verbinden können. Oder nehmen Sie unsere Großflächenschalung Mammut 350: Es gibt keine andere Systemschalung, die einen höhere flächige Druckaufnahme hat.

tHIS: Jetzt haben Sie Ihre Rolle als geschäftsführender Gesellschafter an Ihren Sohn Florian abgegeben. Viele können sich MEVA ohne Sie an der Spitze kaum vorstellen.

Gerhard Dingler: Eine so große Firma wie die MEVA ist ja kein Ein-Mann-Unternehmen. Wir haben viele äußerst fähige Mitarbeiter, die machen einen tollen Job, und werden den natürlich weitermachen. Ich bin inzwischen 70. Ich fühle mich zwar topfit, aber es ist langsam an der Zeit, etwas kürzer zu treten und an die nächste Generation zu übergeben. Das haben wir in der Familie schon etwas länger geplant. Außerdem ist mein Sohn hervorragend vorbereitet. Er hat ja in den letzten Jahren durchaus gezeigt, dass er das kann.
Florian Dingler: Mein Vater ist ja nicht aus der Welt. Ich habe ihn gebeten, mir weiterhin mit Rat und Tat zur Verfügung zu stehen. Auf seine immense Erfahrung könnten wir nur schwerlich verzichten.

tHIS: Was treibt einen Schalungshersteller wie MEVA

heutzutage um?

Gerhard Dingler: Das Thema Sicherheit, denn die reine, technisch ausgereifte Schalung alleine gilt inzwischen als Selbstverständlichkeit. Unsere Schalungssysteme sind von Anfang an auf höchste Sicherheitsanforderungen ausgelegt. Alle MEVA Schalungen haben eine einheitliche, sichere und fehlerfreie
Befestigung von allen Sicherheitsteilen. Schon die eingeschweißte Dywidag-Mutter im geschlossenen Rahmenprofil ist ein
Sicherheitsvorteil, weil keine losen Befestigungen wegrutschen können.

tHIS: Wo liegt dann noch Spielraum für Verbesserungen?

Florian Dingler: Wir führen mit SecuritBasic gerade ein modulares Sicherheitssystem ein. Modular heißt, dass der Bauunternehmer nach eigenen Anforderungen die passende Sicherheitsausstattung bis hin zum rutschfesten Aluminiumbelag
mit selbstsichernder Durchstiegsluke wählt und erhält –
natürlich mit Ecklösungen, Erweiterungen, integriertem Stirn-, Rücken- und Seitenschutz. Das sorgt für Sicherheit, die man fühlt. Man bewegt sich sicherer, arbeitet konzentrierter, macht weniger Fehler, ist schneller fertig. Ein unschätzbarer Vorteil.

tHIS: Immer öfter kommen besonders fließfähige und selbstverdichtende Betone zum Einsatz. Was bedeutet das für einen Schalungshersteller wie MEVA?

Florian Dingler: Dass man versucht, vorhandenes Potential bzw. die mögliche Auslastung der Frischbetondruckaufnahme der Schalung auszunutzen, ist verständlich. Da reicht es nicht aus zu sagen: Unsere Mammut 350 verträgt als einzige Industrieschalung vollflächig 100 kN/m² – und das seit 10 Jahren.
Es geht vielmehr darum: Wie kann ich auf der Baustelle betonieren? In welchen Takten? Mit welcher Steiggeschwindigkeit? Wann kann ausgeschalt werden? Dazu haben wir als erster Schalungshersteller einen Frischbetondruckrechner für Wandschalung vorgestellt, der nun sowohl online als auch als App auf dem Handy vor Ort für Sicherheit sorgt.

tHIS: Zeit ist Geld – das ist nachvollziehbar.

Aber geht das nicht wieder zu Lasten der Sicherheit?

Gerhard Dingler: Nicht zwangsläufig, denn auch Sicherheit bringt Zeitgewinn. Nehmen Sie z.B. das unser MEVA Schal-schloss, von dem ich vorhin sprach. Das ist übrigens nach wie vor das leichteste und kleinste auf dem Markt. Die kraftschlüssige Elementverbindung überall am Rahmen ist schon seit Jahren ein Sicherheitsvorteil für alle MEVA Anwender. Das geringe Gewicht – bis zu einem Drittel von Produkten vergleichbarer Anbieter – und unverlierbare Einzelteile erhöhen nicht nur die Sicherheit, sondern sparen auch Zeit und Geld.

tHIS: Wie sieht es bei Decken aus? Das ist flächenmäßig

sicher der größte Bereich im Ortbetonbau.

Florian Dingler: Ein System, das Ein- und Ausschalen von unten mit genauso einfachen Arbeitsschritten ermöglicht wie von oben, ist eindeutig im Vorteil. Bei unserer MevaDec geht das. Und zwar von Hand. Der Arbeiter muss keine Zacken überwinden, er kann die Deckenschalungselemente rasterfrei von unten einschieben und die Schalrichtung frei wählen. Das bedeutet weniger Ausgleichsflächen, mehr Effizienz und letztlich auch mehr Sicherheit. Es sind keine zusätzlichen Abdeckleisten erforderlich.

Bis 130 cm Deckenstärke ist der Bauunternehmer immer und ohne Ausnahme auf der sicheren Seite. Er muss keinen Systemwechsel vornehmen oder Teile wechseln, er arbeitet im gleichen System, auch bei Ausgleichen. Der Stützenanteil wird statisch absolut sicher vom System vorgegeben. Auch hier können keine sicherheitstechnischen Aufbaufehler passieren. Und eine Rundumsicherung der Deckenschalung ist im System integriert.

tHIS: Dann punktet MEVA also mit der enormen Sicherheit des Systems. Ist das ein Punkt, den die Kunden verstehen?

Florian Dingler: Nur „sicher“, nur schnell reicht natürlich nicht, auch die Qualität muss stimmen. Und da verbucht MEVA mit der in allen Systemen serienmäßig eingesetzten Voll-
kunststoff-Platte alkus einen Vorteil: Vom ersten bis zum
letzten Betoniertakt liefert die Platte – im Gegensatz zur herkömmlichen Sperrholzplatte – eine gleichbleibend hochwertige, homogene Betonoberfläche. Lunkerfrei, ohne Abfärbung, ohne Qualitätsverlust, nichtsaugend. Die Platte ist millimetergenau in das Element eingebaut und da sie weder quillt noch schwindet, liefert sie über hunderte von Betonagen die gleiche hohe Qualität. Mit einer Holzplatte ist das beim besten Willen nicht zu erzielen. Sichtbeton ist mit MEVA Schalungen Standard, nicht Sonderanforderung. Scharfe Kanten und glatte Flächen inklusive.

Gerhard Dingler: Der beste Beweis für die 13-jährigen Praxisergebnisse der Vollkunststoff-Platte alkus ist ihre einzigartige 7-Jahre-Langzeit-Garantie, die noch nie, nirgends auf der Welt, in Anspruch genommen werden musste.

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