Schlauchliner-Sanierung am Heidelberger Schloss

Hohe Gefällestrecken bewältigt

In Heidelberg wurde von der Firma Erles Umweltservice GmbH aus Meckesheim (EUS) eine der beiden Hauptentwässerungsleitungen des historischen Heidelberger Schlosses per Schlauchliner saniert.

Das Heidelberger Schloss gehört zu einem der berühmtesten historischen Gebäude Deutschlands und ist das Wahrzeichen der Stadt Heidelberg. Das erstmals 1225 erwähnte Schloss und die dazu gehörige Schlossanlage ziehen jährlich über eine Million Besucher in ihren Bann. In herrlicher Lage über dem Schloss liegt das dazugehörige, ehemalige Schlosshotel, das im Rahmen einer Umnutzung von der Firma HOCHTIEF Solution AG aufwendig saniert und zu einer exklusiven Wohnanlage umgebaut wurde.
Diese stadtbildprägende Immobilie verzückte einst schon den berühmten Schriftsteller Mark Twain, der über das damalige Hotel sagte: „Noch niemals habe ich eine Aussicht genossen, die einen so stillen und beglückenden Zauber besessen hat wie diese“.

Schadensbilder ermittelt

Im Rahmen der behördlichen Auflagen wurde durch die EUS die 227 m lange Entwässerungsleitung DN 400 bis hinunter in die Altstadt von Heidelberg untersucht. Dabei wurden auf der gesamten Strecke Undichtigkeiten, Korrosionen, Riss- und Scherbenbildungen aufgrund statischer Überlastung festgestellt. Ebenfalls stark in Mitleidenschaft gezogen waren die einzelnen Schachtbauwerke.

Verbunden mit der exponierten Lage hoch über den Dächern von Heidelberg sind jedoch die Entwässerungssysteme alles andere als ein verzückender Augenschmaus, sondern sehr aufwendig und kompliziert aufgebaut. Speziell die hohen Gefällestrecken von bis zu 46% stellten die hochmotivierten Techniker der EUS vor eine sehr anspruchsvolle und vor allem kraftintensive Aufgabe.

Entscheidung für Schlauchlining

Um den baubehördlichen und gesetzlichen Vorgaben zu entsprechen wurde gemeinsam mit der Vermögen und Bau Baden- Württemberg, dem Eigentümer des Heidelberger Schlosses, sowie der HOCHTIEF Solution AG und dem baubegleitenden Ingenieurbüro PGT aus Freiburg festgelegt, dass zur Gewährleistung einer weiteren dauerhaften Nutzung die komplette Entwässerungsleitung mittels Inliner-Auskleidung renoviert werden soll. Nicht mehr benötigte Schachtbauwerke sollten mit dem Inliner durchfahren und danach verschlossen bleiben.

Aufgrund der hohen Qualitätsanforderungen und der unzugänglichen Lage kam nur der Einbau eines GFK Inliners in Frage.
Die EUS setzte hier auf den GL01, ein Produkt aus dem Hause iMPREG. Mit iMPREG arbeitet die EUS bereits seit 1999 erfolgreich zusammen und gehört dort zu einem der ersten und langjährigen Kunden. „Unabhängig davon ist der GL01 durch seine nahtlosen, überlappenden und in Längsrichtung verlaufenden Glasfaserbahnen hervorragend für den Einzug in langen Strecken geeignet“, meint Jens Wohlrabe, Projektleiter der EUS. „Mit zunehmender Wandstärke steigt die Längskraftaufnahme des Materials praktisch ins Unendliche“, fügt er ergänzend hinzu.

Bedingt durch die Lage und den schwierigen Zugang  musste der GFK Inliner in der Dimension 400 über die gesamte Strecke von 226 m an einem Stück eingebaut werden. Das größte Gefälle hier beträgt 46%! Erschwerend kam hinzu, dass die Leitung nicht gerade verlief und mit Abwinklungen von bis zu 20° ins Tal führte.

Massive Gleitfolie zuerst

Nach dem Aufbau der Wasserhaltung und abschließender Reinigung unter TV- Beobachtung wurde eine massiver als sonst zum Einsatz kommende Gleitfolie eingezogen. Diese musste, anders als üblich, in allen verfügbaren Zwischenschächten zusätzlich gesichert werden. Für den folgenden Liner-Einzug wurden in den Zwischenschächten mit den extremen Abwinklungen noch Umlenkrollen installiert, um die Einzugsfolie nicht zu beschädigen.

Inliner kontrolliert eingezogen

Beim folgenden Einbau des Inliners wurde dieser unter Zuhilfenahme des Einbaufahrzeuges der EUS über die Balustrade der Schlossterrasse materialschonend in den Einzugsschacht eingelassen. Die Höhendifferenz von der Balustrade zum Einzugsschacht beträgt 25 Meter! Für solche Extremsituationen verfügt die EUS über ein hochmodernes, größtenteils selbst entwickeltes Equipment. Unter Zuhilfenahme dieses Einbaufahrzeuges mit hydraulisch angetriebenen profilierten Rollen konnte der Liner kontrolliert und ohne jedes Risiko jederzeit gezogen und bei Bedarf auch gestoppt werden. Nach dem Einziehen des Inliners musste dieser speziell in den Schächten fixiert werden, um ein Durchrutschen des Schlauches bei diesem extremen Gefälle zu verhindern. Hierbei mussten EUS-Projektleiter Wohlrabe und sein Team ebenfalls individuelle Lösungen suchen. Heraus kamen nach einigen Probeläufen eigens in der Werkstatt der EUS angefertigte Ankerbefestigungen. Dank dieser und weiterer innovativer Individuallösungen der EUS war eine solch anspruchsvolle Installation möglich.

Leitung mit Luftdruck
beaufschlagt

Im Anschluss an die Fixierung des Inliners wurden die Packerschleusen angebunden und die Leitung auf gesamter Länge mit Luftdruck beaufschlagt. Nach dem Einsetzen der Lichtquelle und der folgenden Abnahmefahrt zum Startpunkt der Aushärtung konnte das Team der EUS erstmals an diesem anstrengenden Tag durchatmen. Die Aushärtung erfolgt vollständig automatisiert unter Steuerung und Beobachtung eines Technikers und konnte planmäßig nach 5 Stunden  beendet werden.

Im Anschluss an die Aushärtung wurden die Liner-Enden und die noch benötigten Zwischenschächte aufgeschnitten und mit PCC Mörtel eingebunden. Ein weiterer „Gewaltakt“ war die Sanierung der Schächte. Auch hier mussten alle benötigten Materialien fußläufig an der extremen Hanglage herbeigeschafft werden.
Bei hochsommerlichen Temperaturen verlangte dies den Mitarbeitern der EUS auch noch einmal alles ab.

Langjährige Partnerschaft macht sich bezahlt

Nach Fertigstellung wurde der sanierte Kanal befahren und vom Auftraggeber abgenommen. In der abschließenden Betrachtung wurden noch einmal der reibungslose Ablauf sowie die hohe Professionalität der EUS im Umgang mit dem Material und Extremsituationen hervorgehoben. Auch die ins Labor gegebenen Materialstücke bescheinigten am Ende Bestwerte des Materials.
Nicht zuletzt dies gilt als Beweis dafür, dass sich eine langjährige Partnerschaft zwischen Anwender und Hersteller und dem aufgebauten Erfahrungsschatz für den Kunden und die Beteiligten am Ende auszahlt. „Dort wo andere meinen, die Lichthärtung sei an ihre Grenze gelangt, fangen wir mit innovativen Lösungen an“, stellt der Geschäftsführer Andreas Erles nach Beendigung der Maßnahme beim abschließendem Gespräch mit allen Beteiligten auf der Baustelle fest.n

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