„BEWEGTE SCHULE“ in BAD MÜNDER SANIERT

Pflastersteine fördern Bewegung

Studien zu Folge leiden immer mehr Kinder in Deutschland bereits bei der ­Einschulung unter Übergewicht, Koordinations- und Haltungsschwächen sowie geringer Belastbarkeit. Als mögliche Ursache wird hierfür oft Bewegungsmangel aufgrund veränderter Lebensbedingungen genannt.

Aus diesem Grund hat das Kultusministerium Niedersachsen vor einigen Jahren das Konzept der „bewegten Schule“ ins Leben gerufen. Es verfolgt das Ziel, in den Schulen die Idee zu implementieren, dass mehr Bewegung zu Gunsten der Lehrkräfte und der Schülerinnen und Schüler in die Schullandschaft gebracht wird. Eine Schule, die dieses Thema in ihr Programm aufgenommen hat, ist die Kooperative Gesamtschule (KGS) in Bad Münder im Landkreis Hameln-Pyrmont. Die in 2012 komplett sanierte Schule, hat auch baulich alle Voraussetzungen hierfür geschaffen.

Der neue Schulkomplex geht aus einem Umbau und einer Erweiterung der Abraham-Lincoln-Realschule hervor. Drei Schulformen mit insgesamt 530 Kindern sind seit Februar 2013 hier untergebracht: eine Hauptschule, eine Realschule und ein Gymnasium. Baulich ist das Bestandesgebäude aus den 1970er Jahren heute nicht mehr wieder zu erkennen: auf einem erweiterten massiven Sockelgeschoss, mit dem die abfallende Topografie ausgenutzt wird, entwickelt sich eine gemeinsame gläserne Pausen-Foyer-Zone, die einen weiten Blick in die Landschaft bietet. Darüber befindet sich – ähnlich zum Bestand – ein zweigeschossiger Kubus mit Unterrichtsräumen.

Raum für Bewegung

Neben den rein funktionalen Aspekten, den Schulkomplex mit allen Einrichtungen für eine moderne Ganztagsschule auszustatten, versuchten die Planer, in vielerlei Hinsicht das Konzept der bewegten Schule zu berücksichtigen. Beispiele hierfür sind zahlreiche räumliche Möglichkeiten, die geschaffen wurden, um Klassenverbände in kleine Gruppen zu unterteilen und damit integrative pädagogische Konzepte zu ermöglichen. Besonders wichtig waren dem Bauherren auch die Bewegungsräume für die Schüler im Außenbereich. Hierzu Axel Lorz, stv. Amtsleiter des Bauamtes Hameln-Pyrmont: „Entstanden ist hinter der Schule eine parkähnliche Fläche mit Bäumen und Sitzgelegenheiten, einem Rundweg, Möglichkeit zum Ballspiel – und insgesamt viel Raum für Bewegung.“

Auch der etwa 3.000 m² große Platz vor dem neuen Haupteingang der Schule wurde ganz bewusst im Sinne einer „bewegten Schule“ gestaltet. Hierzu Axel Lorz: „Hier sorgt ein Platz im Platz mit einer wassergebundenen Decke, auf der sich einige Platanen sowie Sitzgelegenheiten finden, für Auflockerung und aktiviert zugleich die Schüler. All dies sind gestalterische Maßnahmen, mit denen die Aufenthaltsqualität im Außenbereich des Schulgeländes gesteigert werden soll. Dies wiederum ist eine wichtige Voraussetzung dafür, dass Schüler nach draußen kommen und sich an der Luft bewegen“, so Lorz.

Fuge für Funktion und Optik

Den Planern war deshalb auch der Pflasterbelag, der hier zum Einsatz kam besonders wichtig. Andreas Bergmann vom Landschaftsplanungsbüro Wolff aus Hameln erklärt: „Gewünscht war ein repräsentatives, nicht zu kleinformatiges Betonsteinpflaster. Da dieses im Reihenverband mit einer farblich abgesetzten gerasterten Linienführung verlegt werden sollte, wurde besonderen Wert auf ein sauberes Fugenbild gelegt.“ Neben der Optik spielte für den Planer aber auch die Stabilität der Außenanlagen eine entscheidende Rolle, denn die Fläche vor dem Schulzentrum wird nicht nur von PKW befahren, sondern dient auch als Feuerwehrzufahrt. Bergmann: „Deshalb kam hierfür nur ein Pflasterbelag in Frage, dem die hohen Schub- und Scherkräfte derartiger Fahrzeuge auch auf Dauer keinen Schaden zufügen können.“

Die Wahl fiel daher auf ein Steinsystem mit besonderen Stabilitätseigenschaften. Hierzu Andreas Bergmann: „Entscheidend war für uns, eine Lösung zu finden, bei dem die Fuge ihre Funktion als elastischer Puffer zwischen den Steinen zu 100% erfüllt, denn nur dann ist gewährleistet, dass Schub- und Horizontalkräfte, die der Verkehr verursacht, abgepuffert und gleichmäßig in die Tragschichten weitergeleitet werden.“ Das Einstein-Pflastersystem Modula-Plus aus dem Hause Berding erfüllte genau diese Anforderungen. Dank der D-Punkt-Fugensicherung kommt es bei der Verlegung dieses Systems nur zu einer punktuellen, minimalen Berührung an den Steinunterkanten. Anders als bei vielen anderen Verbundpflastern mit Abstandhalter- oder Verbundnockensystemen, bleibt deshalb der Anteil der Fläche, an dem sich die Steine berühren sehr gering. Eine Knirschverlegung wird so vermieden, die zur Aufnahme von Verkehrsbelastungen notwendige Fuge wird stets eingehalten und so eine optimale Kraftübertragung zwischen den Steinen gewährleistet.

Am 6. Februar 2013 wurde der Schulkomplex von den Schülern bezogen. Ob das Konzept der bewegten Schule aufgeht, wird sich erst noch zeigen müssen. „Baulich wurden hierzu jedenfalls alle Voraussetzungen geschaffen“, bemerkt Axel Lorz.

Informationen auch im Internet unter

www.einstein-pflastersteine.de

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