Mehr Ausbildungsstellen in der Bauwirtschaft

Die Zahl neuer Ausbildungsverträge in der Bauwirtschaft konnte auf dem Niveau
des Vorjahres gehalten werden. Allerdings ist auch die Zahl unbesetzter
Ausbildungsstellen im Bausektor stärker gestiegen als im Branchendurchschnitt.

Nach Zahlen von SOKA-BAU ist die Anzahl der neuen Ausbildungsverträge in der Bauwirtschaft in diesem Jahr leicht um 0,3 % gegenüber dem Vorjahr gesunken (von 11.163 auf 11.135, Stand jeweils 31.10.). Auch die Gesamtzahl aller Auszubildenden ist weiter rückläufig (von 35.155 auf 34.399). Allerdings hat sich der Ausbildungsmarkt in der Bauwirtschaft damit in diesem Jahr besser entwickelt als in anderen Branchen. So sind nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit die ihr gemeldeten neuen Ausbildungsverhältnisse im Bundesdurchschnitt um 1,8 % gesunken (von 538.104 auf 528.386).

Mehr Plätze dank Ausbildungsabgabe

In Deutschland zahlen alle Betriebe eine Ausbildungsabgabe, die ausbildenden Betrieben zufließt. Die einzigartige branchenweite Finanzierung der Ausbildung in der Bauwirtschaft hat dazu beigetragen, dass die Zahl der Ausbildungsplätze in diesem Jahr stärker gestiegen ist als im Bundesdurchschnitt. Nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit hat die Zahl der Ausbildungsstellen im Baubereich um 4,1 % zugenommen; deutschlandweit ist sie hingegen nur um rund 1,5 % gestiegen.

Mit der Einführung eines Mindestbeitrags zur Ausbildungsfinanzierung, bei dem auch Betriebe ohne Beschäftigte mit einbezogen werden, wird die Finanzierung der Berufsausbildung ab diesem Jahr auf eine noch breitere Basis gestellt und somit weiter gefördert.

Gute Chancen auf Übernahme

Auszubildende haben nach ihrer Ausbildung sehr gute Chancen auf eine Festanstellung in der Bauwirtschaft, denn Fachkräfte sind in der Baubranche gesucht. So ist die Zahl der Beschäftigten im Baugewerbe nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit seit Ausbruch der Finanzmarktkrise im Jahr 2008 stärker gestiegen als im Bundesdurchschnitt (5,7 % gegenüber 5,0 %).

Auch die Arbeitsplatzsicherheit ist gestiegen: Nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit ist die Zahl derjenigen, die direkt im Anschluss an ihre Ausbildung arbeitslos wurden, aktuell im Hochbau um 9 % gesunken, im Tiefbau ist sogar ein Rückgang um 10 % zu verzeichnen. Auch hier ist ein stärkerer Rückgang zu registrieren als im Bundesdurchschnitt (- 6 %). Damit setzt sich die Entwicklung des Vorjahres fort: Der Übergang von Auszubildenden in die Arbeitslosigkeit sank im Hochbau im vergangenen Jahr bereits um 12 % gegenüber dem Vorjahr, im Tiefbau immerhin um 9 % (Bundesdurchschnitt: - 4 %).

Die Betriebe der Bauwirtschaft scheinen angesichts des sich abzeichnenden Fachkräftemangels also stärker an den Auszubildenden festzuhalten: Auf dem Ausbildungsmarkt herrscht bereits ein Überangebot an Ausbildungsstellen, auf einen Bewerber kommen 1,3 Ausbildungsplätze (Deutschland: 0,95 Ausbildungsstellen pro Bewerber).

Gleiches gilt auch für Fachkräfte. So ist die Zahl derer, die in der Bauwirtschaft beschäftigt waren und im Anschluss arbeitslos wurden, jüngst um 15 % gesunken, und damit stärker als im Bundesdurchschnitt (-10 %). Das Risiko, arbeitslos zu werden, sinkt also in der Bauwirtschaft deutlich stärker als in anderen Branchen.

Fachkräftemangel in der Baubranche

Dennoch ist es für die Baubranche schwierig, Fachkräfte zu finden. Dies zeigt sich bereits bei der Suche nach Auszubildenden. So ist laut Angaben der Bundesagentur für Arbeit die Zahl der Bewerber um einen Ausbildungsplatz im Baubereich in diesem Jahr um 3,9 % gesunken, während sie im Bundesdurchschnitt nur um 1,8 % abnahm.

Hier spielt auch eine Rolle, dass Schulabgänger zunehmend die Universität oder Fachhochschule besuchen, und im Falle von Ausbildungsberufen zunehmend den Dienstleistungssektor bevorzugen. Im weiteren Verlauf führt dies zu einem Fachkräftemangel in der Baubranche. Bauberufe zählen zwar noch nicht zu den von der Bundesagentur für Arbeit bundesweit definierten Mangelberufen, die offenen Stellen sind aber deutlich länger vakant als im Bundesdurchschnitt: Im Tiefbau dauert es mittlerweile bereits 98 Tage, eine Stelle zu besetzen (Bundesdurchschnitt: 86 Tage), und die sogenannte Vakanzzeit ist zuletzt weiter stark gestiegen. Im Hochbau macht die Bundesagentur für Arbeit bereits regionale Fachkraftengpässe in Baden-Württemberg und Bayern aus.

In der Zukunft dürfte sich die Situation weiter verschärfen. Bei linearer Fortschreibung der derzeitigen Altersstruktur der gewerblichen Arbeitnehmer wird bereits in 10 Jahren der größte Anteil der Arbeitnehmer zwischen 55 und 64 Jahre alt sein. Die Dekade der Auszubildenden und Gesellen im Alter von 15 bis 24 Jahren wird dagegen mit Abstand die kleinste sein. Das bedeutet: Wenn die heute 45- bis 54-Jährigen in Rente gehen, wächst  - bei gleichbleibenden Ausbildungszahlen - keine ausreichende Zahl junger Fachkräfte nach.

Pilotprojekt soll auf Ausbildung vorbereiten

Dabei ist die Bauwirtschaft bereits offen für Bewerber, die Schwierigkeiten haben, einen Ausbildungsplatz zu finden. Nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit sind in diesem Jahr immerhin rund 21.000 Bewerber für Ausbildungsstellen unversorgt. In einigen Fällen liegt dies unter Umständen auch an der Eignung der Bewerber, beziehungsweise der sogenannten „Ausbildungsreife“. Mit dem Pilotprojekt „Berufsstart Bau“ werden seit 2013 von SOKA-BAU und der Bundesagentur für Arbeit Maßnahmen zur gezielten Vorbereitung auf eine Ausbildung finanziell gefördert. Die erste Förderperiode verlief sehr vielversprechend: Fast 70 % der Jugendlichen, die das Projekt beendeten, haben anschließend einen Ausbildungs- oder Arbeitsplatz in einem Baubetrieb erhalten.

Die Vergütung stimmt

Die gute Nachricht für Auszubildende in den Bauberufen: In gewissem Maße schlägt sich die skizzierte Fachkräfteproblematik bereits heute in der Bezahlung nieder. So zählen die Bauberufe zu den bestvergüteten Ausbildungsberufen überhaupt. Seit 2013 werden die die Bauausbildungsberufe mit dem höchsten Azubi-Gehalt aller Ausbildungsberufe entlohnt.

2014 hat ein Auszubildender in diesem Ausbildungsberuf über alle drei Ausbildungsjahre betrachtet im Durchschnitt 1.030 EUR brutto pro Monat verdient und damit z. B. fast 100 EUR mehr als in einer Ausbildung zum Bankkaufmann (948 EUR). Eine Ausbildung in der Bauwirtschaft ist also auch im wahrsten Sinne des Wortes lohnenswert.

Sozialkassen der Bauwirtschaft

www.soka-bau.de

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