Baureinigung macht das Gebäude „übergabefein“

Die Baureinigung hält für Reinigungskräfte einige Herausforderungen parat. Vor allem die Zementschleierentfernung muss fachgerecht erfolgen, damit die Fliesen im neuen Gebäude lange ihre Schönheit behalten.

Es ist unvermeidlich: Wird ein Gebäude neu gebaut, fällt viel Schmutz an. Um das Gebäude „übergabefein“ zu machen und dem neuen Besitzer schlüsselfertig zu übergeben, erfolgt eine so genannte Baufeinreinigung oder Bauendreinigung. Hierzu gehört die Reinigung aller Oberflächen. Vor allem die Fliesen sind besonders aufwändig zu reinigen, denn nachdem der Fliesenleger seine eigentliche Arbeit erledigt hat, sind seine „Spuren“ – ein unschöner Grauschleier – zu beseitigen.

Herausforderung der Bauendreinigung: die Zementschleierentfernung

Eine Aufgabe, die vielen Reinigungskräften Kopfzerbrechen bereitet: die Zementschleierentfernung. Reste der Mörtelmasse vom Verfugen überziehen die Fliesen wie ein grauer Schleier. Wird der Zementschleier nicht fachgerecht und vollständig entfernt, ist in Folge die Oberfläche des Bodens extrem schmutzanfällig und wird bei der normalen Unterhaltsreinigung nicht richtig sauber.

Zunächst kommt man nicht umhin, zu warten, bis die Fugen ausgehärtet sind. Das dauert in der Regel zwei Wochen. Denn sind die Fugen noch nicht fest, würden die verwendeten Reinigungsmittel auch sie angreifen.  Um dem Zementschleier „zu Leibe zu rücken“, braucht es einen sauren Grundreiniger oder einen speziellen Zementschleierentferner. Bei der Zementschleierentfernung geht es darum, die Rückstände vom Verfugen von den Fliesen zu entfernen, ohne die Fugen selbst anzugreifen. David Haid, Leiter Anwendungstechnik von haid-tec, empfiehlt, den Boden zuallererst nass zu wischen, damit die Fugen sich mit Wasser vollsaugen können: „Die Fugen würden ansonsten ‚verbrennen‘, d.h. die im Reiniger enthaltene Säure würde den Kalk in der Fuge angreifen und auflösen. In Folge ist sie nicht mehr stabil und wird mit der Zeit ausgespült.“ Diese löchrigen Stellen in der Fuge sind aus hygienischer Sicht bedenklich.

Außerdem wichtig: Die Reinigungsflotte sollte auf dem gesamten Bodenbelag gleichmäßig verteilt werden und mindestens zehn Minuten lang einwirken. Die richtige Menge Reinigungsflotte ist erreicht, wenn ein Streichholz auf der Reinigungsflotte schwimmt. Zum Schluss sollte der Boden mit frischem Wasser neutralisiert werden.

Die Verwendung von billigen Reinigern lohnt sich nicht

Mit Zementschleier wird nur ein „saurer“ Reiniger fertig. Viele der günstigen, sauren Reinigungsmittel enthalten Salzsäure. Diese ist nicht nur gefährlich, wenn man sie einatmet, sie greift auch Metalle und Edelstahlflächen an. Ein saures Reinigungsmittel, das den Zementschleier wirksam entfernt und dabei Umwelt und Mensch nicht belastet, enthält Phosphorsäure und Zitronensäure. Diese Inhaltsstoffe werden nicht „abdampfen“:  die Säure kann sich nicht über die Luft verteilen und sich auf säureempfindlichen Oberflächen wie Edelstahl absetzen.

Ein billiges Putzmittel zu verwenden, das eventuell Salzsäure enthält, lohnt sich laut Markus Körner, Chef des Meisterfachbetriebs „Fliesen Fischer“ nicht. Die Müller Drogeriemarktkette beauftragt die Firma aus Weikersheim in Baden-Württemberg, in vielen ihrer neu gebauten Filialen die Fliesen zu verlegen und die Bauendreinigung durchzuführen. Die Rechnung ist laut Körner ganz einfach: „Ein Mitarbeiter von uns fährt in der Regel bei einer Zementschleierentfernung  zweimal über die Fläche mit der Scheuersaugmaschine. Wenn man ein minderwertiges Putzmittel nimmt, muss man viermal über jeden Quadratmeter fahren, und die Reinigungskraft braucht doppelt so lang, was die Kosten verdoppelt.“

Bei Böden aus Naturwerkstein ist doppelte Vorsicht geboten

Die Verwendung eines Zementschleierentferners oder sauren Grundreinigers ist unbedenklich auf allen Bodenbelägen aus Feinsteinzeug – diese keramischen Fliesen werden üblicherweise in Discountern, Drogeriemärkten und im Lebensmitteleinzelhandel verlegt. Aufpassen muss man bei Böden aus Naturwerkstein. Dazu zählen Marmor und Granit. Vor allem der Marmorboden ist ein „Sensibelchen“ – er verzeiht keinen Fehler beim Reinigen. Daher wird er einem auch kaum in einem Supermarkt begegnen – eher schon in der Empfangshalle eines Hotels oder einer Bank bzw. im Privathaushalt. Ein säurehaltiger oder aggressiver Reiniger kann die Farbe des Marmorbodens verändern und gar den Stein schädigen.

Auch bei Rostflecken ist Vorsicht geboten. Diese können bei Bauarbeiten sehr leicht entstehen, wenn Wasser auf Metall trifft: Vielleicht ist ein Loch in Decke, in der über Nacht Regenwasser eingedrungen ist und am Boden lagen Eisenspäne. Oder ein Rohr ist undicht und rostiges Wasser gelangt auf den Boden. Vielleicht hat ein Bauarbeiter ein Werkzeug aus Metall am Boden liegen lassen und der Boden war feucht… Aufgrund seines hohen Kalkgehalts darf bei einem Marmorboden nur ein säurefreier Rostentferner verwendet werden. Granit hingegen hat eine andere chemische Zusammensetzung, daher ist er ebenso wie Feinsteinzeug säurebeständig. „Gewisse Vorsicht ist lediglich bei gelben Graniten geboten. Salzsäurehaltige Reiniger können deren eisenhaltige Bestandteile rosten lassen – dann gibt es braune Flecken, die teilweise erst Wochen später zum Vorschein kommen“, warnt David Haid.

Unansehnlich und gefährlich: die Speckschicht bei unsachgemäßer Reinigung

Ein Fehler, den unerfahrene Reinigungskräfte häufig machen: sie denken, viel hilft viel. Und: Um Glanz auf den Boden zu bringen, braucht es pflegende Reinigungsmittel. Beides ist falsch. Vor allem wenn es um Fliesen aus Feinsteinzeug geht, sind pflegende Mittel tabu. Eine Pflege benötigen Böden aus Holz, Laminat oder weichem Naturwerkstein – hier werden bei der Erstpflege Glanzreiniger oder Wachse aufgebracht, um sie vor Kratzern zu schützen. Auch auf elastischen Bodenbelägen wie Linoleum werden nach dem Verlegen Pflegemittel aufgebracht und auspoliert.

Alle Fliesen aus Feinsteinzeug oder aus hartem Naturwerkstein wie Granit benötigen keine pflegenden Mittel. David Haid: „Tatsächlich schaden diese und verursachen Schlieren und können nur noch schwer gereinigt werden.“ Diese Problematik kennt Markus Körner zu Genüge. Der Fachmann wird zu Rate gezogen, wenn  ein Filialleiter unzufrieden ist, „weil die Fliesen einfach nicht sauber werden und ihren Glanz verloren haben.“ Dieses Problem liegt aber nicht an den Fliesen selbst, sondern an der unsachgemäßen, konstant falschen Reinigung, weiß Körner. Denn gerade die Feinsteinzeugfliese ist der ideale Bodenbelag für Drogeriemärkte. Um sie allerdings rutschfest zu machen, verfügt sie über winzig kleine Vertiefungen in der Oberfläche, die mit bloßem Auge nicht zu erkennen sind. Im Fall der Müller-Märkte und vieler anderer Lebensmittelmärkte werden die Fliesen mit einem von der Firma haid-tec entwickelten, speziellen Mikrostrahlverfahren behandelt. Markus Körner: „Wenn nun ständig ein billiger Unterhaltsreiniger verwendet wird, der Silikon-Öle, Seifen oder Wachse  enthält, dann bildet sich im Laufe der Zeit eine Art Speckfilm. Der Dreck wird einfach nur verteilt und bleibt in den winzigen Vertiefungen hängen.“ Dadurch ist auch die Rutschfestigkeit nicht mehr gegeben und Kunden und Mitarbeiter rutschen leicht aus.

Körners Fazit: „Das schlichte Geheimnis, damit Feinsteinzeug und Naturwerkstein lange ihre ursprüngliche Schönheit behalten, liegt darin, bei der Bauendreinigung und der Unterhaltsreinigung das richtige Reinigungsmittel zu verwenden, das keine Rückstände auf der Fliese hinterlässt.“

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