Hochwasserschutz für Zürich
Ein ebenso sehenswertes wie wichtiges BauwerkZur Verbesserung des Hochwasserschutzes realisiert der Schweizer Kanton Zürich den Entlastungsstollen Sihl-Zürichsee. Das beeindruckende Bauwerk verbindet unterirdisch zwei Gewässer.
Hochwasser macht vor nichts Halt. Zürich, die größte Stadt der Schweiz, entging 2005 nur knapp einer Katastrophe. Zentrum und Hauptbahnhof liegen in einem Dreieck zwischen dem Zürichsee, dessen Abfluss Limmat und der Sihl – ein beschaulicher Fluss, der bei Starkregen aber gewaltige Wassermassen aus den Schwyzer Voralpen und einem Gebiet von über 340 Quadratkilometer in die Limmat abführen muss. Bei starken Hochwasserereignissen drohen Zürich allein finanzielle Schäden in Milliardenhöhe.
Verbindung zwischen Fluss und See
Der Entlastungsstollen Sihl-Zürichsee soll die Bevölkerung künftig schützen: Einige Kilometer südlich der Stadt fließt die Sihl nahe am Zürichsee vorbei, getrennt nur durch den Zimmerberg. Ein 2,1 Kilometer langer Stollen unter der Erhebung schafft eine Verbindung mit 6,6 Meter Durchmesser von der Sihl zum Zürichsee. Droht Hochwasser mit Wassermengen ab 250 m³/s, so wird Wasser von dem reißenden Fluss abgezweigt und über den Stollen hinab nach Thalwil und in den Zürichsee geleitet. Dessen Pegel steigt nur um wenige Zentimeter. So bleibt Zürich von einer möglichen Katastrophe verschont. Zuständig für die Umsetzung des Gesamtprojekts ist die ARGE Marti Entlastungsstollen, bestehend aus Marti AG, Bauunternehmung in Zürich und Marti Tunnel AG.
Das Einlaufbauwerk
Sammelbecken und ein 130 Meter langer Längswehr bilden an der Sihl, nahe der Gemeinde Langnau am Albis, ein komplexes Gebilde mit unterschiedlich hohen runden, geneigten und geraden Mauern. Wie ein riesiger Rechen verhindert eine 100 Meter lange Tauchwand das Verstopfen des Einlaufs durch Baumstämme und anderes Treibgut. Ein Wehr aus Beton mit darauf befestigten, luftgefüllten Schläuchen von 2,5 Meter Höhe versperrt bei normalem Wasserstand den Einlauf in den Stollen. Melden Messgeräte einen kritischen Pegel, so senken sich die Schlauchwehre automatisch ab und Sihlwasser fließt kontrolliert in den Stollen ab.
Für die Errichtung der Wände, die das wilde Wasser im Zaum halten und ableiten müssen, wurden 260 Quadratmeter der Meva-Schalung Mammut 350 verwendet. Die kommt auch im letzten Abschnitt zum Einsatz: für die 60 Zentimeter breiten, 120 Zentimeter hohen Unterzüge der Überdeckelung sowie für den Bau eines Betriebsgebäudes über dem Stollen-Einlauf. Das Bauunternehmen Marti setzte die robuste Schwerlastschalung bereits in zahllosen Projekten erfolgreich ein. „Unsere Mitarbeiter kennen das Handling der Mammut 350 bestens, das steigert unsere Effizienz“, berichtet Marti-Zürich-Bauführer Manuel Rohr. Für die geraden Wände des Wassereinlasses boten 50 KAB-Arbeitsbühnen mit integrierten Bühnenbelägen und aufklappbaren Geländern komfortable und sichere Arbeitsbedingungen.
80 Zentimeter dicke Rundwände, die bei Hochwasser den Strom in die unterirdische Röhre kanalisieren, wurden zunächst in drei Etappen von rund 14 Meter Länge und je 3,40 Meter Höhe einhäuptig mithilfe der HC-JumpForm errichtet. 16 Einheiten dieses cleveren Klettersystems wurden montiert und zügig per Kran versetzt. Die statischen Berechnungen wurden am Meva-Hauptsitz im deutschen Haiterbach erstellt.
Die Marti AG verfügt bereits aus anderen Projekten über reichlich Erfahrung mit dem Rundschalungssystem Radius. Manuel Rohr: „Das Handling war optimal. Wir hatten zwei verschiedene Radien auf unserer Baustelle, konnten die Schalung jedes Mal sehr leicht umstellen und entsprechend anpassen. So haben wir die Arbeiten in der vorgegebenen Zeit und mit wenig Aufwand ausgeführt. Zudem ist die Oberfläche dank der Stahlschalhaut optisch sehr schön geworden – man könnte diesen Beton auch als Typ 4 verkaufen.“
Da die unebene Topografie des Baugrunds das Stellen von Schalung teilweise erschwerte, lieferte Meva Holz-Sonderkonstruktionen zum Ausgleich. Die Ausführung des Einlaufbauwerks wurde mithilfe von Revit 3D-Modellen als IFC-Dateien erleichtert.
Eine Besonderheit ist die Tauchwand zur Abscheidung von Treibgut mit ihrer 76-Grad-Neigung. Sie wurde ebenfalls mithilfe der Mammut 350 betoniert und mit Schrägstützen Triplex SB gesichert, bis die Decke fertig und fest mit der Tauchwand verbunden ist.
Ausbaulaufwerk
Am anderen Ende des Stollens, im Auslaufbauwerk in Thalwil am Zürichsee, bremst eine Toskammer das hinabrauschende Wasser von 50 auf 15 km/h ab, ehe es unsichtbar unter der Oberfläche über ein 90 Meter langes Mündungsbauwerk in den See geleitet wird. Auch hier musste viel einhäuptig geschalt werden. Die erfahrenen Marti-Bauteams nutzten eine bewährte Kombination der Schwerlastschalung Mammut 350, gesichert von Stützböcken STB 450, sodass der Frischbetondruck zuverlässig ins Erdreich abgeleitet werden konnte.
Zufriedenes Resümee des Bauführers
„Wir haben uns für Meva entschieden, weil die Schalung gut auf unsere Anforderungen passt – insbesondere im Bereich der hohen, einhäuptigen Wände“, berichtet Bauführer Manuel Rohr: „Das notwendige Material kommt aus unserem eigenen Marti-Werkhof und wurde mit Mietmaterial von Meva ergänzt. Die Lieferbereitschaft von Meva ist sehr gut – wir haben alles Material, das wir brauchen, rechtzeitig für die komplizierten Schalungen erhalten. Die Arbeitsvorbereitung war ein Miteinander: Wir kamen mit jeder Absprache dem Ziel näher, lösten viele Details bereits vor der Ausführung und konnten immer effizient, ohne unnötige Stillstände, weiterarbeiten.“ Daraus erfolgt auch die wichtigste Aussage: „Wir sind zufrieden und kommen sehr gut voran mit dem Projekt.“
Meva Schalungs-Systeme GmbH
www.meva.net
