Baupreise trotz Konjunkturprogrammen stabil

2009 ist das Preisniveau der gesamten Bauinvestitionen gegenüber dem Vorjahr lediglich um 0,9 % gestiegen, für Leistungen des Bauhauptgewerbes sogar nur um 0,3 %. Auch bei den Bauwerksarten war nur im Straßenbau mit 2,3 % eine etwas höhere Preissteigerung zu beobachten, die aber auch auf höheren Bezugspreisen für Bitumen beruht. Diese Entwicklung setzte sich im ersten Quartal 2010 fort; das Preisniveau der Bauinvestitionen stieg nur um 0,3 %, bei Leistungen des Bauhauptgewerbes war sogar ein Rückgang um 0,6 % zu beobachten.

Nach der Verabschiedung des zweiten – vom Volumen her erheblich größeren – Konjunkturprogramms im Frühjahr 2009 hatten Kritiker befürchtet, dies werde zu deutlichen Preiserhöhungen in der Baubranche führen. Begründet wurde dies mit möglichen Kapazitätsengpässen und den Erfahrungen aus früheren Konjunkturprogrammen.

Eine erste Bilanz für das Jahr 2009 zeigt nun, dass diese Befürchtungen vollkommen unbegründet waren. Während für das Bauhauptgewerbe im vergangenen Jahr nahezu eine Konstanz der Baupreise vom Statistischen Bundesamt beobachtet wurde (lediglich + 0,3 %), kam es auch im Ausbaugewerbe – das von den umfangreichen Mitteln für die energetische Gebäudesanierung vorrangig profitiert – nur zu einer moderaten Zunahme der Baupreise von 1,5 %. Für 2010 erwarten die Wirtschaftsforschungsinstitute im Durchschnitt nur eine moderate Erhöhung der Baupreise um 1 %.

Bezogen auf das Basisjahr 1991 lag 2009 das Preisniveau der Bauinvestitionen um 28,4 % höher. Im Jahresdurchschnitt entspricht dies einer Steigerung um 1,4 %, verglichen mit 2,0 % bei den Lebenshaltungskosten im gleichen Zeitraum. Im vergangenen Jahr lagen die Preise für Leistungen des Ausbaugewerbes (ohne die heraus gerechnete Mehrwertsteuererhöhung zum 1. Januar 2007) um 41,3 % höher als 1991. Die Steigerung war damit mehr als doppelt so hoch wie im Bauhauptgewerbe, das seine Preise im gleichen Zeitraum lediglich um 19,5 % anheben konnte.

Diese Entwicklung hat auch mit dem Strukturwandel in der Bauproduktion zu tun. Nach Berechnungen des ifo Instituts für Wirtschaftsforschung München lag 2009 der Anteil von Neubaumaßnahmen, auf die sich das Bauhauptgewerbe konzentriert, an den gesamten Bauinvestitionen nur noch bei 40 %. Das Ausbaugewerbe profitierte sowohl konjunkturell als auch bei den preislichen Gestaltungsmöglichkeiten in den letzten 20 Jahren vor allem von der positiven Entwicklung bei den Bestandsmaßnahmen im Wohnungsbau, auf die mittlerweile etwa drei Viertel der gesamten Bautätigkeit in dieser Sparte entfallen. Das Bauhauptgewerbe war davon betroffen, dass von 1995 bis 2005 der Neubau deutlich stärker zurück ging als die Bestandsmaßnahmen.

Entwarnung kann für die Preisentwicklung im Jahr 2009 auch bei der Abgrenzung nach Bauwerkstypen gegeben werden. Für Bürogebäude, gewerbliche Betriebsgebäude und Wohngebäude legt der Baupreisindex des Statistischen Bundesamtes (ohne Mehrwertsteuer) jeweils nur um rund 1 % zu. Ein etwas höherer Preisanstieg war lediglich im Straßenbau mit 2,3 % zu verzeichnen.

Wiederum verglichen mit dem Basisjahr 1991 zeigt sich, dass das Preisniveau über die Jahre nur moderat zugenommen hat. Bei den drei Gebäudearten gibt es nur relativ geringe Differenzierungen. Der Preisindex für gewerbliche Betriebsgebäude legte um 33 % zu, für Bürogebäude um 31 % und für Wohngebäude um 27 %. Im Jahresdurchschnitt entspricht dies einer Zunahme von 1,4 bis 1,6 %.

Deutlich unterschiedlich verlief dage-
gen die Preisentwicklung im Straßenbau. Nach einem Wachstum bis 1995 war in
den darauf folgenden zehn Jahren in der Tendenz ein Preisrückgang bzw. Stagna-
tion zu verzeichnen. Von 2005 bis 2009 legten dann die Preise um immerhin 15 % zu. Dies dürfte vor allem zwei Ursachen
haben. Von 1995 bis 2005 ging die Pro-
duktion im Straßenbau um mehr als 15 % zurück. Den begleitend abgebauten Kapa-
zitäten stand dann ab 2006 ein deutlicher Anstieg der Nachfrage gegenüber. Zum zweiten legte von 2005 bis 2009 der Preis für Bitumen – eines der wichtigsten Ma-
terialien im Straßenbau – um immerhin 90 % zu.


Dipl.-Oec. Heinrich Weitz,

Berlin

heinrich.weitz@bauindustrie.de

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