Wo das Wie den Unterschied macht

Gewinner des Sonderpreises Nachwuchs- und Mitarbeiterentwicklung

Das Bauunternehmen Jökel Bau sicherte sich den ersten Platz in der Sonderkategorie Nachwuchs- und Mitarbeiterentwicklung des Deutschen Baupreises 2024. Dabei ist dem Unternehmen die Förderung von jungen Mitarbeitenden besonders wichtig.

Firmenchefs Stefan und Peter Jökel
© Jökel Bau

Firmenchefs Stefan und Peter Jökel
© Jökel Bau
In der hessischen Bauwelt ist Jökel Bau längst mehr als eine gewöhnliche Baufirma. Der Betrieb mit seinen 160 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern überzeugt nicht nur als Bauträger und mit der Expertise im Roh-, Tiefbau und schlüsselfertigem Bauen, sondern vor allem dann, wenn es darum geht, neue Talente anzuwerben und zu binden – eine Meisterleistung in Zeiten des steigenden Fachkräftebedarfs und eines immer härteren Wettbewerbs um die Generation Z.

Die Brüder Peter und Stefan Jökel zeigen, wie innovative Ideen und eine offene, moderne Unternehmenskultur zum Wettbewerbsvorteil werden. Während andere noch mit der Ansprache der Generation Z ringen, war es bei Jökel Bau schon zu Zeiten, als diese Generation noch im Sandkasten buddelte und es einen Arbeitgebermarkt gab, selbstverständlich, die Wünsche der Mitarbeitenden – inklusive der Auszubildenden – zu beachten: Denn sie sind das höchste Gut der Firma.

Die Vision: Leuchtkraft erzielen

„Wenn nicht das Was, sondern das Wie den Unterschied macht“: Dieser prägnante Spruch fällt sofort in der Eingangshalle der Firma in Schlüchtern im östlichen Main-Kinzig-Kreis ins Auge. Er ist mehr als nur Wanddekoration – er ist das Leitmotiv des Familienunternehmens, das in der fünften Generation neue Maßstäbe in der Ausbildung setzt. Peter und Stefan Jökel kamen früh auf die Idee, die Firma als Marke zu etablieren. Die „Nacht der Ausbildung“ findet alle zwei Jahre statt und soll den Jugendlichen Einblicke in die Ausbildungsmöglichkeiten ermöglichen
© Jökel Bau

Die „Nacht der Ausbildung“ findet alle zwei Jahre statt und soll den Jugendlichen Einblicke in die Ausbildungsmöglichkeiten ermöglichen
© Jökel Bau
Ihre Vision: ein Arbeitsumfeld, das nicht nur funktional, sondern auch inspirierend ist – und eine „Leuchtkraft“ entfaltet, die motivierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter anzieht. Als die Brüder Jökel vor 23 Jahren vor der Entscheidung standen, ob sie die Familientradition gemeinsam fortsetzen wollen, stellten sie sich die Frage, wie ihr ideales Unternehmen aussehen könnte. Ihre Antwort: „Wir möchten jeden Tag mit Freude zur Arbeit gehen und dafür sorgen, dass es auch den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern so geht.“

Gemeinsame Verantwortung für die Entwicklung der Firma

Der Grundgedanke der gemeinsamen Verantwortung hat sich bewährt – inzwischen ergänzt um Werte wie Leidenschaft, Verantwortung und Nachhaltigkeit. Schon als Jugendliche konnten sich die beiden vorstellen, in die Fußstapfen ihres Vaters zu treten und arbeiteten schon damals auf Baustellen, um ihr Taschengeld aufzubessern. Später studierten sie Bauingenieurwesen und übernahmen bereits mit 26 und 29 Jahren die Firma. Doch die Verantwortung verteilten sie seither auf viele Schultern. Heute gestalten über 30 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus verschiedenen Bereichen und Ebenen aktiv im Strategie- und Leitbildteam die Zukunft des Betriebs mit – gemeinsam mit den Führungskräften.

Die Firmenzentrale im hessischen Schlüchtern
© Jökel Bau

Die Firmenzentrale im hessischen Schlüchtern
© Jökel Bau
Zu der Unternehmenskultur von Jökel Bau gehören Verständnis und Großzügigkeit der Belegschaft gegenüber, im Gegenzug wird Leistungsbereitschaft erwartet. Peter und Stefan Jökel haben früh verstanden, dass Authentizität und Wertschätzung zentrale Punkte sind, um Menschen zu motivieren und langfristig zu binden. „Wir nehmen die junge Generation so, wie sie ist. Wir in den Betrieben müssen uns auf die jungen Leute einstellen, nicht umgekehrt. So passen wir zum Beispiel regelmäßig die betriebsinterne Ausbildung im Rahmen des jährlich stattfindenden Auszubildenden-Workshops auch gezielt an die Wünsche unserer Azubis an“, sagt Stefan Jökel, der sich als Obermeister in der Bauhandwerks-Innung Gelnhausen-Schlüchtern engagiert.

Ausbildung und Förderung: Mehr als ein Ausbildungsplatz

Jugendliche erwartet bei Jökel Bau eine „Hochhinausbildung“. Team Jökel bildet in insgesamt elf Bauberufen aus, so etwa zum Hochbaufacharbeiter, zur Beton- und Stahlbetonbauerin, zum Rohrleitungsbauer oder zur Baugeräteführerin. Die Marke „azubi_bau“ ermöglicht es dem Nachwuchs, selbstständig einen Rohbau zu errichten und dabei Verantwortung zu übernehmen. Ein Konzept, das Vertrauen und Eigeninitiative fördert – Eigenschaften, die für die Baubranche unverzichtbar sind.

Der „Lorenzo-Treff“ – ein eigens für die Bauleute geschaffenes Gebäude, das ein Mitarbeiter geplant hat – bietet Raum für Zusammenhalt und Austausch
© Jökel Bau

Der „Lorenzo-Treff“ – ein eigens für die Bauleute geschaffenes Gebäude, das ein Mitarbeiter geplant hat – bietet Raum für Zusammenhalt und Austausch
© Jökel Bau
Jökel Bau hat in Kooperation mit regionalen Partnern, einem Lebensmittelhändler und der Kreissparkasse, die „JES“-Ausbildungskooperation initiiert. Sie ermöglicht es Auszubildenden, über den eigenen Tellerrand hinauszublicken, Teil von sozialen  Projekten zu werden, und durch gegenseitige Besuche an den Arbeitsplätzen gewinnen sie vielseitige Einblicke in andere Branchen. Auch Schulen und weitere Betriebe sagen „Ja“ zu der Kooperation und machen mit.

Ein weiteres Highlight ist die „Nacht der Ausbildung“, die alle zwei Jahre stattfindet und Jugendlichen Einblicke in die Ausbildungsmöglichkeiten gewährt. Im vergangenen Jahr wurden bereits nach zwei Stunden mehr als 3000 Besucherinnen und Besucher gezählt.

Das Label „Hochhinaus“ tragen auch die Filme, mit denen junge Leute auf digitalen Kanälen erreicht werden. Sie zeigen in kurzen Videoclips das Arbeitsumfeld und die Menschen bei Jökel Bau – die Idee dazu kam von einem jungen Polier, der selbst gerade die Ausbildung beendet hatte.

Ein starkes Team und kleine Gesten der Wertschätzung

Es sind die kleinen Gesten und Geschichten, die diesen Teamspirit ausmachen. Ein Beispiel dafür ist der „Lorenzo-Treff“ – ein eigens für die Bauleute geschaffenes Gebäude, gestaltet von einem der Mitarbeiter. Als er die Geschäftsführung fragte, ob sie zusätzlich eine Dachterrasse finanzieren könnten, war die Antwort positiv. Der Mitarbeiter brachte daraufhin einen Luxusgrill im Wert von 1000 Euro als Dankeschön mit – eine Geste, die den Zusammenhalt und die gegenseitige Wertschätzung spiegelt. Wie auch der Jökel-Song: Gesungen von einer Mitarbeiterin und professionell produziert, ist er eine Hommage an das Team und die Werte des Unternehmens.

Die Verleihung des Deutschen Baupreises 2024 fand auf der digitalBAU in Köln statt
© Bauverlag / Erdal Top

Die Verleihung des Deutschen Baupreises 2024 fand auf der digitalBAU in Köln statt
© Bauverlag / Erdal Top
So wundert es nicht, dass die Firma im Jahr 2022 den Deutschen Baupreis in der Kategorie „101 bis 500 Mitarbeitende“ gewonnen hat; 2024 holte sie sich den ersten Platz beim Sonderpreis „Nachwuchs- & Mitarbeiterentwicklung“. Stolz sind Peter und Stefan Jökel auch auf den Heribert-Späth-Preis, mit dem der ZDH ihr Unternehmen für herausragende Ausbildungsqualität und Vorbildfunktion ausgezeichnet hat. Ihre Erfolgsformel: Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter das Gefühl zu geben, Teil von etwas Größerem zu sein. Bei Jökel Bau ist dies keine Floskel, sondern gelebter Alltag – vom Auszubildenen bis zu den Chefs.

Dieser Beitrag ist zuerst im Jahrbuch 2025 des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks e.V. (ZDH) erschienen.

Jökel Bau GmbH & Co. KG
www.joekel.de

x

Thematisch passende Artikel:

Ausgabe 06/2018

Jökel Bau: Persönlicher Kontakt und vertrauensvolle Zusammenarbeit

Das Leistungsspektrum der Bauunternehmung Jökel aus Schüchtern ist bewusst breit angelegt, um bedarfsgerecht Synergien zu nutzen und Risiken möglichst breit zu streuen. Zu den primären Bereichen...

mehr
Ausgabe 01/2017 Azubi-Marketing und -Mentoring in der Kanalsanierung

Keine Not beim Nachwuchs

Bundesweit sind die Mitarbeiter der Sanierungstechnik Dommel GmbH aus Hamm im Einsatz, um für ihre Kunden ein breites Spektrum an Kanal- sanierungsleistungen zu erbringen. Das Unternehmen ist Teil...

mehr

Erfolgreiche Verleihung des Deutschen Baupreises 2024

Am 20. Februar wurden im Rahmen der Messe digitalBAU, der bedeutendsten Messe für Digitalisierung im Bauwesen, die Preisträger des wissenschaftlich fundierten Leistungswettbewerbs „Deutscher...

mehr
Ausgabe 06/2018

Raab Baugesellschaft: Unternehmen setzt auf Mitarbeiter als Erfolgsfaktor

Als einziges Bauunternehmen in Deutschland setzt die Firma Raab mit dem Instrument der „Zukunftskonferenz“ Veränderungsprozesse in Gang. Bereits 1999 wurde eine Veranstaltung dieser Art mit 70...

mehr
Ausgabe 04/2018

Ausgeprägtes Wir-Gefühl als Basis des Miteinanders

Moderne Unternehmensführung

THIS: Aktuell sind Sie noch amtierendes ‚Bau- unternehmen des Jahres‘ – erneut unseren herzlichen Glückwunsch. Was hat Sie motiviert, sich an diesem Wettbewerb zu beteiligen? Stefan Jökel: Ich...

mehr