Zementstabilisierte Böden im Verkehrswegebau

„Zement im Boden ist allen am Bau Beteiligten als Maßnahme zur Bodenverbesserung oder Bodenverfestigung bekannt“.

So beginnt das Vorwort der Einladung zur 4. Fachtagung, die die Gütegemeinschaft Bodenverfestigung und Bodenverbesserung GBB gemeinsam mit der BetonMarketing-Nord GmbH zum 26./27.01.2009 ausgesprochen hat.

Diese Fachtagungen sind zwischenzeitlich im jährlichen Abstand zur Tradition geworden und sprechen alle Fachleute und Verantwortlichen in der Vorbereitung, Planung und Durchführung von Verkehrswegebauten an. Studenten und Praktikanten der Hochschulen und Universitäten sind ebenfalls gern gesehene Zuhörer wie auch Fachleute angrenzender Bereiche und aus der Baustoff- und Baumaschinenherstellung.

Die Fachtagung wurde im Land Niedersachsen in der Stadthalle Walsrode durchgeführt und richtete sich in erster Linie an die Fachleute in diesem Bundesland und an die der benachbarten Bundesländer.
Mit der Teilnehmerzahl von 200 Zuhörern waren die Organisatoren sehr zufrieden. Den Besuchern wurde ein fachlich gut gestaffeltes Programm geboten, gleichzeitig konnten sie in der begleitenden Fachausstellung die Technologien der Bodenbehandlung, die zur Verfügung stehende Bautechnik, wie auch die angebotenen Zemente, Kalke und Mischbinder, kennenlernen.

In der bis auf den letzten Platz gefüllten Stadthalle wurden die Teilnehmer durch den Vorsitzenden der Gütegemeinschaft, Herrn Dipl.-Ing. Thomas Frankenstein und dem Beiratsmitglied der BetonMarketing-Nord GmbH, Herrn Oliver Zimmermann, begrüßt.

Beide Redner verwiesen darauf, dass das Ziel, die Eigenschaften des Bodens zu verbessern, schon vor fünftausend Jahren die damaligen Baumeister bewegte. Heute müssen wir unter dem Begriff „Nachhaltigkeit unserer Bauwerke“ im Verkehrswegebau die gezielte Beeinflussung der bodenmechanischen Eigenschaften verfügbarer Böden als Baustoff besonders beachten, besonders herausfordern.

Herr Frankenstein verwies auf das RAL-Gütezeichen, die einzelnen Beurteilungsgruppen, die vorliegenden Güte- und Prüfbestimmungen und forderte in den Ausschreibungen entsprechend formulierte Qualitätsanforderungen. Er stellte die Ziele der Gütegemeinschaft vor.

Herr Oliver Zimmermann wies auf die Vielzahl der Infrastrukturmaßnahmen hin, auf die Verwendung der verschiedensten Zemente und der Aufgabe das der CO2 Gehalt bei der Herstellung stark reduziert werden muss und damit die Bindemittelherstellung vor großen Aufgaben steht.

Er forderte die Fachleute auf die Zemente, ihre Einsatzbereiche sehr sorgfältig zu betrachten und somit für richtige fachgerechte Einmischung und Verwendung zu sorgen.

Nach den begrüßenden und einführenden Worten gab der Abteilungsleiter Verkehr im Niedersächsischen Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr, Herr Ministerialdirigent Bernd Schmidt, ein Ausblick über Verkehrsentwicklung und Straßenbau in Niedersachsen.

Er verwies darauf, dass das Transport­auf­kommen im vergangenen Jahr um 2,3 % auf 4,5 Mrd. t gestiegen ist. Am deutlichsten legte der Eisenbahngüterverkehr zu, gefolgt von der Straße. Für den innereuropäischen Güterverkehr wird bis zum Jahr 2020 ein weiteres Wachstum von 70 % erwartet.

Leistungs- und zukunftsfähige Infrastrukturen sind somit unabdingbare Voraussetzungen für Wirtschaftswachstum.

Verkehrsgerechte Bundesfernstraßen, Anbindung der Wirtschaftsräume, Verbesserung des Schienennetzes sind ein Muss für die wirtschaftliche Entwicklung.

Herr Schmidt ging dann weiter auf wesentliche Verkehrsinfrastrukturprojekte des Landes Niedersachsen ein, erläuterte die Bedeutung der A 22, die als Küstenautobahn weit über die Landesgrenzen und Grenzen der Bundesrepublik hinausgehende Struktur- und verkehrspolitische Dimensionen, vor allem mit Blick auf Europa und die Osterweiterung erfährt. Mit dieser neuen Ost-West-Verbindung können der Ballungsraum Hamburg umgangen und die bereits vorhandenen festen Ostseequerungen zwischen Dänemark und Schweden effektiver genutzt werden.

Er erwähnte den Ausbau der A 39 und A 14, mit denen verkehrsinfrastrukturelle Defizite beseitigt werden.

Der sechsstreifige Ausbau der A 1, Hamburg-Bremen wird als privatbetriebene Autobahn gestaltet. Im Rahmen eines sog. A-Modells gewährleistet ein Konzessionsnehmer für die Dauer von 30 Jahren den Ausbau, die Erhaltung, den Betrieb und die Finanzierung des betreffenden Streckenabschnittes. Herr Schmidt erläuterte weiterhin die Landesinitiative „Telematik Niedersachsen“, hob die Bedeutung des kombinierten Verkehrs hervor, erläuterte die Bedeutung der niedersächsischen Hafenpolitik und Schifffahrt und ging detailliert auf die Hinterlandanbindungen ein.

Abschließend definierte er das Arbeitsprogramm, dass sich nach dem Konjunkturpaket I für das Land Niedersachsen abzeichnet und nannte hier z.B. die zusätzlichen Mittel die für begonnene Maßnahmen und neue Ortsumgehungen zur Verfügung stehen.

In der Folge gingen die Herren Dipl.-Ing. Frank Saake, Niedersächsische Landesbehörde für Verkehr- und Straßenbau, GB Hameln und Jürgen Heins, Matthäi Bauunternehmen GmbH & Co. KG, auf die Ortsumgehung Wehrbergen der B 83 ein.

Hier wurde besonders hervorgehoben, dass Ergebnis der Bodenbehandlung als Nebenangebot.

Herr Dr. Oliver Kuhl erläuterte in seinem Vortrag die Erfahrungen und Fortschreibung der Regelwerke in der Bodenbehandlung im Straßenbau. Er ging in seinen Ausführungen auf bisherige Erkenntnisse ein, verwies auf vorhandene Regelwerke und Merkblätter, erläuterte die einzelnen Begriffe, Bodenverfestigung, Bodenverbesserung, qualifizierte Bodenverbesserung und Bodenbehandlung.

Über erwünschte und unerwünschte Reaktionsmechanismen bei der Bodenstabilisierung mit Bindemitteln referierte Prof. Dr. Ing. Karl-Josef Witt von der Bauhaus Universität Weimar. Dabei erläuterte er die allgemeinen Ziele der Bodenverbesserung, ging im Detail auf Reaktionsmechanismen bei Boden und Kalk sowie bei Boden und Zement ein.

Die 5. Fachtagung wird am 26./
27.01.2010 in Chemnitz durchgeführt. n

Dipl.-Ing. Volkmar Denecke

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