WO DIE SENSIBLEN RIESEN WOHNEN

Neues
Elefantenhaus im Zoopark
Erfurt

Moderne Betontechnik schafft neuen Lebensraum für bedrohte Tiere.

Elefanten haben besondere Ansprüche an ihre Umgebung. Aus diesem Grund entschloss man sich im Thüringer Zoopark Erfurt, eine neue Elefantenanlage zu bauen. Sie soll den Grundstein für eine eigene Elefantenzucht legen und so den Dickhäutern die Möglichkeit geben, ihr natürliches, arttypisches Verhalten in einer sozialen Gruppe auszuleben.

Auf einer Fläche von 15.000 m² entstand nach den Plänen der MKK-Architekten, Schwerin, eine dem neuesten Standard für eine artgerechte Haltung entsprechende Elefantenanlage. Das weitläufige Areal bietet eine großzügig gestaltete „Dornenbuschsavanne“ mit Suhlen, Bademöglichkeiten, Felsen und Schattenplätzen. Von weithin sichtbar, thront darin wie ein Fels das Elefantenhaus. Mit seiner geschwungenen Form passt sich das elf Meter hohe Gebäude gut in die Hügellandschaft ein. Die Aussichtsplattform in der Außenanlage bietet den Besuchern einen guten Ausblick auf das weite
Freigehege mit den großen Badebecken für die Elefanten. Gleichzeitig dient diese Besucherplattform als Unterkunft für die Zebramangusten.

Viel Platz im Elefantenhaus

Auf der neuen Anlage können bis zu sieben erwachsene Tiere – ein Bulle und sechs Kühe – sowie deren Nachwuchs gehalten werden. Auch für einen heranwachsenden Jungbullen wäre noch genügend Platz. Das neu erbaute Elefantenhaus bietet zwei Boxen mit jeweils 50 bzw. 55 m² für die Bullen, drei Boxen mit 45, 46 und 48 m² für die Kühe sowie Laufställe von 160 m² für die Bullen und 500 m² für die Kühe. Hinzu
kommt ein großzügig geschnittenes „Badezimmer“ mit einem 55 m² großen Bade-
becken. Eine Schleuse verbindet Kuhlaufstall, Bullenlaufstall mit dem Hauptzugang zum Außengehege. Theoretisch lassen sich alle Laufställe miteinander verbinden. Für medizinische Untersuchungen wurde am Hauptausgang ein medizinischer Behandlungsstand integriert. Natürlich können sowohl die Bullen als auch die Kühe direkt aus ihren Boxen in das Außengelände gelangen. Während der Kuhlaufstall so erbaut wurde, dass er von den Besuchern unmittelbar einsehbar ist, ermöglicht ein Fenster den Blick in den Bullenlaufstall.

 Massiver Baustoff notwendig

Nicht nur die Dimensionen des Elefantenhauses, sondern auch das verwendete Baumaterial musste den besonderen Anforderungen durch die schwergewichtigen Bewohner angepasst werden – ausgewachsene Elefantenbullen können bis zu 7,5 Tonnen schwer werden. Das Elefantenhaus ist als ein- bis zweigeschossiger Stahlbetonbau mit einer Fläche von 2.145 m² ausgeführt. Auf felsigem Untergrund flach gegründet, steht das Bauwerk auf Streifenfundamenten.

Auf Grund der Gipsvorkommen im Boden kam für die Fundamente ein Zement CEM III/B 42,5 N SR3/HS aus dem Zementwerk Karsdorf zum Einsatz. Unter der vierzig Zentimeter starken Bodenplatte ist eine Glasschaum-Schotterschicht zur Dämmung eingebracht.

Überdimensionale Matrizen

Im Dezember 2011 erfolgte der erste Spatenstich für die Anlage, keine sechs Monate später begann die mit den Rohbauarbeiten am Elefantenhaus beauftragte Riedel Bau GmbH aus Erfurt mit den Betonarbeiten. Die bis zu elf Meter hohen, geschwungenen Wände führte sind in Sichtbeton ausgeführt. Im Bereich des Vorgeheges gestaltet sich die Fassade als Strukturbeton.

Hierbei kam eine holzstabartige Matrize in abgestuften Breiten und Tiefen zum Einsatz. Betoniert wurden die Wände in zwei übereinanderliegenden Schalabschnitten, bis zu sechs Meter hoch und acht Meter lang. Zuvor behandelten die Betonbauer die Matrizen mit einem speziellen Trennwachs. Um gute Konturen und ein ansprechendes optisches Bild zu erhalten, wurde bereits nach einem Tag ausgeschalt.

„So große Matrizen waren Neuland im Ortbetonbau und stellten für uns eine Herausforderung dar. Hinzu kamen die gebogenen Wände mit den zum Teil beachtlichen Öffnungen. Hier war unser ganzes Knowhow gefragt“, erläutert Bauleiter Marco Dreßel von der Riedel Bau GmbH.

Massive Innenwände mit markanter Struktur

Auch das Innere des Gebäudes wird durch abgerundete Wände bestimmt. In der großen, gewölbten Halle treffen die Besucher auf das zentral angeordnete „Badezimmer“ mit Badebecken sowie den großzügigen Laufstall der Kühe. Sitzflächen aus Beton laden zum Verweilen und Beobachten ein. Große Oberlichter im gewölbten Dach werfen tagsüber ein schönes Lichtspiel auf Wände mit Strukturbeton. „Die Entscheidung für Sichtbeton auch im Gebäudeinneren lag nahe, da die Elefanten und die groben Arbeiten der täglichen Reinigung und Pflege mit Technik im Haus derbe Anpralllasten und hohen Abrieb auf die Konstruktion hervorrufen. In der Regel sind die Wände daher dreißig Zentimeter stark und in Betonfestigkeiten bis C45 hergestellt“, erläutert Frank Kirsten von MKK-Architekten. Für die besondere Optik der Innenwände kam die natürlich anmutende  Matrize „Columbia“ zum Einsatz. Sie lässt die Betonoberfläche der massiven Wände, die mit einem CEM II/A-LL 42,5 R erstellt wurden, faltig erscheinen und erinnert sehr stark an die markante Optik einer Elefantenhaut. In der oberen Etage der Halle findet sich der Restaurant- und Eventbereich. Weiterhin sind hier die Räumlichkeiten für die Pfleger angeordnet, die so sie die Elefanten in der Halle und in den angrenzenden Boxen jederzeit beobachten können.

Unfallfrei bis zur Fertigstellung

Für die gesamte Baumaßnahme wurden insgesamt viertausend Kubikmeter Beton verbaut. Seine Lieferung erfolgte aus dem sechs Kilometer entfernten Transportbetonwerk der Firma K+B Kies- und Beton GmbH. „Die Zusammenarbeit klappte reibungslos. Wir haben schon mehrere Projekte zusammen realisiert. Da weiß jeder Partner, worauf es ankommt“, sagt Vertriebsleiter Heinz Beckhuis.

Bis zu dreißig Beschäftigte waren in Stoßzeiten auf der Baustelle tätig. Es war eine nicht ganz alltägliche Baustelle mit hohen Anforderungen, vor allem auch an die Sicherheit. Auf Grund der hohen Wände musste mit Absturzsicherung gearbeitet werden. Fangnetze sicherten die Gerüste. Für das Dach wurde ein elf Meter hohes Traggerüst errichtet. So ist Bauleiter Dreßel auch besonders stolz darauf, dass alles unfallfrei verlief.

Im Sommer 2014 konnte die acht Millionen teure Elefantenanlage fertiggestellt werden. Im September 2014 zogen Safari und Chupa, die beiden Afrikanischen Elefantenkühe des Thüringer Zooparks Erfurt, in das neue Domizil ein. Nach und nach erkundeten sie das neue Haus und die weitläufige Anlage. Ihren Lieblingsbereich haben die zwei Damen schon frühzeitig festgelegt: Zur Freude der Besucher halten sie sich am liebsten im Laufstall auf – mit Sand unter den Füßen und dem Rüssel am Futternetz. Mit der neuen Elefantenanlage ist nicht nur der Erfurter Zoo um eine Attraktion reicher. Offensichtlich fühlen sich auch die sensiblen Dickhäuter in ihrer neuen Umgebung sehr wohl.⇥■

Lafarge Zement
www.lafarge.de
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