„Gemeinsam sind wir stark“                    

Mit Forschung und Entwicklung zum Erfolg

THIS im Gespräch mit Charlie Park, CEO von Doosan Infracore Europe B.V.,
über das älteste Unternehmen Koreas, über die Bauma, die Zusammenarbeit
von Doosan und Bobcat sowie die Digitalisierung von Baumaschinen.

THIS: Guten Tag, Herr Park. Sie sind CEO von Doosan: Ihre Maschinen sind in Deutschland durchaus zu finden, aber über Ihr Unternehmen weiß man wenig. Können Sie uns etwas darüber erzählen?

Charlie Park: Gerne. Doosan ist offiziell das älteste Unternehmen in Korea beziehungsweise Südkorea. Das Unternehmen wurde 1896 gegründet, vor 123 Jahren. Das Unternehmen war hauptsächlich im Konsumgütergeschäft tätig; Doosan war früher beispielsweise auch der größte Bierbrauer in Korea. 1990 wurde es jedoch vollständig umstrukturiert, und alle mit Konsumgütern verbundenen Geschäfte – auch das Brauereigeschäft – wurden verkauft. Einer unserer Hauptgeschäftsbereiche ist die Stromerzeugung: Kernenergie, Wärmekraft, erneuerbare Energien wie Solar und Wind. Die zweite Säule ist das Bausegment. Wir haben Doosan Infracore – zu diesem Bereich gehöre ich – und Doosan Bobcat. Die dritte Säule des Geschäfts ist der Bereich Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT) sowie die Herstellung von Komponenten für unsere Baumaschinen und Stromerzeugungsanlagen.

THIS: Wie groß ist das Unternehmen?

Charlie Park: Insgesamt betrug der Umsatz 2018
etwas mehr als 20 Milliarden US-Dollar – Tendenz steigend. Wir haben knapp 38.000 Mitarbeiter, von denen über 70 Prozent keine Koreaner sind. Wir sind eines der am stärksten globalisierten Unternehmen in Korea.

THIS: Bobcat und Doosan gehen ja inzwischen
getrennte Wege – wieso?

Charlie Park: Als Doosan im Jahr 2007 Bobcat übernommen hat, war die Strategie dahinter, Synergien zu erzeugen. Das war nicht ganz einfach, da sich Doosan und Bobcat in völlig unterschiedlichen Marktsegmenten bewegten. Dennoch haben wir viele positive Synergien erzielen können, besonders in den Bereichen Forschung und Entwicklung.

Bobcat hat darüber hinaus Doosan geholfen, die Marktanteile in Europa und den USA zu steigern, während Doosan für Bobcat viele Türen in Schwellen- und Entwicklungsländern öffnen konnte. Beide Marken haben vom Zusammenschluss stark profitiert, und beide konnten ihre Stellung deutlich ausbauen. Nun fanden wir, dass es für beide Marken an der Zeit ist, ihre eigenen Stärken unabhängig voneinander auszubauen.

THIS: War das der Grund für die getrennten
Auftritte der beiden Marken auf der Bauma?

Charlie Park: Nein. Die Bauma hat ihr Gesicht verändert, es gibt neue Hallen. Aus diesem Grund konnten wir uns nicht auf unserer angestammten Ausstellungsfläche präsentieren. Der Veranstalter hat uns verschiedene Vorschläge gemacht, doch keiner dieser Vorschläge ermöglichte uns, die Produkte beider Marken auf einer gemeinsamen Ausstellungsfläche angemessen vorzustellen. Daher haben wir uns für den getrennten Markenauftritt entschieden.

THIS: Wollen Sie das Konzept für die nächste Bauma beibehalten?

Charlie Park: Wie sagt man: Gemeinsam ist man stark. Wir wünschen uns natürlich, unsere beiden Marken auf der nächsten Bauma unter einem gemeinsamen Dach angemessen präsentieren zu können, aber wir müssen abwarten, wie sich die Dinge entwickeln.

THIS: Warum haben Sie Ihr neues Logistikzentrum nicht in Leipzig, sondern in Halle eingerichtet?

Charlie Park: Um die Synergien von Doosan und Bobcat zu maximieren. Das in Halle aufgebaute Teilelager ist eines der modernsten überhaupt. Unser neues Distributionszentrum kann von den Vorteilen der dortigen DHL-Logistikinfrastruktur profitieren und unsere Kunden noch schneller bedienen.

THIS: Sie haben auf der Bauma in Echtzeit einen Bagger in Südkorea ferngesteuert. Die Daten wurden nach dem neuen Mobilfunk-Standard 5G übertragen. Werden in Zukunft fahrerlose Baumaschinen von Leitständen aus gesteuert?

Charlie Park: Nun, dieses Teleoperationssystem ist in erster Linie ein anschauliches Beispiel für einige Technologien, an denen Doosan arbeitet. Es ist eher ein Aufzeigen der grundsätzlichen Möglichkeiten, die uns die Digitalisierung bietet, weniger unsere Vorstellung davon, wie demnächst die Zukunft aussehen wird. Aber wenn sich diese Technologie in naher Zukunft weiterentwickelt, warum nicht?

THIS: Was wird Ihr Beitrag zu dieser Entwicklung sein?

Charlie Park: Doosan arbeitet derzeit an einer Reihe von unterschiedlichen Lösungen auf den Gebieten der Informations- und Kommunikationstechnologie, um unsere Maschinen – Bagger, Radlader – miteinander zu vernetzen; das betrifft unter anderem die Maschinensteuerung, das Flottenmanagement, den autonomen Betrieb und die vorbeugende Wartung.

THIS: Sie streben die voll digitalisierte Baustelle an?

Charlie Park: Unbedingt. Alles ist dann über eine Cloud miteinander verbunden. Zum Beispiel wird die Doosan-Drohne die  Topologie scannen und in Echtzeit den Baufortschritt überwachen können. Alle Maschinen sind dann miteinander verbunden und erhalten ihre Arbeitsaufträge per Download. Der Arbeitsfortschritt wird dann in Echtzeit in die Cloud hochgeladen. So kann man vom Kontrollzentrum, Leitstand oder aus dem Büro heraus alles aktuell verfolgen und bei Bedarf sofort eingreifen.

THIS: Welche Einflüsse wird das auf Ihre Maschinen haben?

Charlie Park: Diese Art von vernetzter digitaler Baustelle ist unsere Vision. Daran wollen wir in jeder denkbaren Art mitwirken, nicht nur durch Weiterentwicklungen an den Baumaschinen, auch durch neue Produkte.  Unser Ziel ist es, unseren Kunden eine vollständige Hardware- und Software-Lösung für die digitalisierte Baustelle anzubieten. Nehmen Sie als Beispiel unsere Drohne: Sie wird von einem Wasserstoff-Brennstoffzellensystem angetrieben. Das ist also die Zukunft. Doosan möchte nicht nur mit der Konkurrenz mithalten können, sondern der Konkurrenz auch einen Schritt voraus sein. Das ist unser Weg.

THIS: Versucht das nicht jeder?

Charlie Park: Doosan unterscheidet sich von anderen beispielsweise dadurch, dass wir mit allen führenden Technologiepartnern zusammenarbeiten. Doosan ist einer der wenigen Baumaschinenhersteller, die 3D-Maschinensteuerungen von Leica, Trimble oder MOBA (Novatron) optional ab Werk anbieten.

Diese Partnerschaften verschaffen uns einen sehr starken Wettbewerbsvorteil. Wir arbeiten nicht mit nur einem Technologiepartner zusammen, wir gehen sehr offen vor. Abgesehen davon arbeiten wir auch mit diesen Unternehmen zusammen, um fortschrittlichere Technologien einzuführen, so dass Doosan meiner Einschätzung nach einige einzigartige Merkmale im Vergleich zu anderen bietet.

THIS: Wo sehen Sie derart ausgerüstete Maschinen
im Einsatz?

Charlie Park: Grundsätzlich natürlich in der sehr frühen Phase üblicher Bauvorhaben, also bei der Erdbewegung. Um eine Straße oder eine Brücke zu bauen oder ein Gebäude zu errichten, müssen Sie zuerst die Erde beseitigen oder in den gewünschten Zustand bringen. Gerade hier bietet es sich an, Maschinen mit der 3D-Ausstattung und den Kommunikationsmöglichkeiten unserer Partner auszustatten. So können wir ohne die Unterstützung der Vermesser sehr effizient und in Echtzeit den Geländeverlauf ermitteln – genaue Koordinaten, Position der Schaufelspitzen usw.

THIS: Wo befinden sich die Entwicklung und Fertigung von Doosan?

Charlie Park: Wir haben an unserem Hauptstandort in Südkorea ein sehr leistungsstarkes und modernes Forschungs- und Entwicklungszentrum. Wir haben eine hochmoderne Forschungs- und Entwicklungseinrichtung in den USA, unser „Acceleration Center“. Wir haben ein weiteres Innovationszentrum in Europa, im tschechischen Dobríš – dort waren Sie ja vor kurzem zu Besuch. Auch in China sind wir mit einer solchen Einrichtung vertreten. All diese Kräfte bündeln wir mit unseren Digitalisierungs-Partnern.

THIS: Welche technischen Voraussetzungen benötigen

Sie für die Umsetzung Ihrer Pläne? Ein flächendeckend
funktionierendes 5G-Netz?

Charlie Park: Wir sprachen vorhin über den ferngesteuerten Bagger. Sie haben die Bedienkonsole gesehen: Dort zeigen sechs Monitore in Echtzeit die Umgebung des Baggers in hoher Auflösung und Detailtreue an. Die Darstellung muss in Echtzeit erfolgen und sie muss in hoher Qualität erfolgen, wenn das System einwandfrei und sicher für alle Beteiligten funktionieren soll. Das beansprucht viel Datenbandbreite und die neue 5G-Technologie ist perfekt um dies umzusetzen.

Aber 5G ist kein Muss. Die Fernsteuerung funktioniert auch mit dem bestehenden 4G-Netz. Südkorea ist sehr weit in der kommerziellen Nutzung des 5G-Netzes, aber ich gehe davon aus, dass dies auch in Deutschland früher oder später Realität sein wird.

THIS: Wie hoch schätzen Sie den Effizienzgewinn durch die Digitalisierung ein?

Charlie Park: Untersuchungen haben ergeben, dass durch die Verwendung von 3D-Maschinensteuerungen die Kosten für ein Erdbewegungsprojekt tatsächlich um fast 25 Prozent reduziert werden können. Ohne diese Technologie müssen Sie jedes Mal, wenn Sie Erde bewegt haben, einen Vermesser anfordern, der den Fortschritt der Arbeiten erfasst. Das ist kosten- und zeitaufwändig. Durch die 3D-Maschinensteuerung kann diese Arbeit entfallen, sodass sich der Aufwand deutlich reduziert.

THIS: Glauben Sie, dass die Baumaschinenindustrie auf die autonomen Baumaschinen zusteuert? Falls ja, wann wird es soweit sein?

Charlie Park: Ich glaube, dass zuerst die halbautomatische Maschine zum Industriestandard werden wird, mit der selbst ein noch nicht so erfahrener Maschinenführer gute Ergebnisse mit hoher Präzision liefern kann.

Vollautomatische Baumaschinen werden sicherlich irgendwann auf den Markt kommen, aber das ist ferne Zukunft. Noch sind Maschinen mit Fahrer deutlich effizienter und auch sicherer im Betrieb als autonome Versuchsmaschinen.

Doosan Infracore Europe B.V.

www.doosanequipment.eu/de

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