econstra 2012

Fachmesse für den Ingenieurbau

Neben dem zukunftsweisenden Markt der Bauwerksinstandsetzung werden insbesondere die Bereiche Infrastruktur, Tunnelbau, Brückenbau, Grundbau, Rückbau und Entsorgung ins Zentrum des Interesses gerückt.

Darüber hinaus wird dem bautechnischen Brandschutz ein zentraler Platz zugewiesen, schließlich stehen Innovation und Nachhaltigkeit im Vordergrund der Veranstaltung. Präsentiert werden innovative Baustoffe und Baugeräte aus all diesen Themenbereichen.
Die econstra 2012 umfasst des weiteren Themen wie beispielsweise Infrastruktur, Anlagenbau, Bauverfahren, Erneuerbare Energien und Consulting; sie richtet sich in erster Linie an Fachpublikum.

Um die Bedeutung gerade des Ingenieurbaues (IB) zu verdeutlichen folgen hier die wichtigsten Fragen und Antworten zu diesemSpezialgebiet:

 

F.: Der Ingenieurbau (IB) taucht sowohl im Hochbau als auch im Tiefbau auf. Was ist die Definition für IB? Welche Baumaßnahmen bzw. Gebäude sind davon betroffen?

A.: Es gibt keine endgültige Definition für Ingenieurbau. Im allgemeinen unterscheidet man den klassischen Hochbau (Einfamilienhäuser, Industriehallen....), den Tiefbau (Erdbau, Baugruben, Rohrgräben...) und eben den Ingenieurbau.

Unter IB wird allgemein alles bezeichnet, was besonderen ingenieurtechnischen Anspruch bei der Konstruktion, Erstellung und auch beim Betrieb erfordert. Dies sind insbesondere Anlagen der technischen Infrastruktur wie Autobahnen, Brücken, Tunnel, Klärwerke, Wasserbehälter, Energieanlagen, Staudämme etc. Insbesondere auch Bauwerke der erneuerbaren Energien (Windkrafträder, Wasserkraftwerke, Pumpkraftwerke, Geothermie usw.) sowie Pipelines, Gas-, Wasser-, Energieversorgung und Abwasserentsorgung (Leitungsbau und Anlagen). Aber auch Tragwerke bei Hallen, Fassaden bei Hochhäusern gehören zum IB.

 Ein eigener Bereich ist der vorbeugende und bautechnische Brandschutz. Zur Erstellung dieser Bauwerke benötigt man Ingenieurbüros, entsprechende Geräte und natürlich auch spezielle Materialien (Befestigungstechnik, spezielle Betone, speziell Stahl- und Holzsorten und anderes mehr) mit entsprechenden Prüfungen und Zulassungen, so dass dies alles zum Bereich des Ingenieurbaus gezählt werden kann.

Es bestehen im öffentlichen Bereich zusätzliche Vorschriften (z.B. ZTV-Ing. = Zusätzliche technische Vorschriften für den Ingenieurbau des Bundes und der Länder) welche die Planung, Herstellung aber auch Wartung, Prüfung und Instandhaltung regeln. Hierfür sind spezielle Qualifikationen (zum Beispiel nach DIN 1076) wie auch Analysen und Prüfverfahren erforderlich. 

 

F.: Muss ich um Leistungen im IB anzubieten selber Bauingenieur (BI)  sein, oder reicht die Rechtsform Bauunternehmung?

A.: Es reicht die Rechtsform Bauunternehmung, allerdings benötig man für die einzelnen Bereiche jeweils entsprechende Zulassungen und Prüfungen. Hierzu gehören beispielsweise Zulassungen zur Herstellung von Leimhölzern, Eignungsnachweise zur Verarbeitung von Beton der Überwachungsklasse II, zur Herstellung spezieller Anker und Befestigungen (zum Beispiel HILTI-HIT), zur Instandsetzung von Bauwerken (zum Beispiel SIVV-Schein), spezielle Schweißnachweise, Brandschutzzulassungen und anderes.

Einige Hochschulen und Institute haben sich hierauf spezialisiert (zum Beispiel  MPA Karlsruhe). Auch die planenden Ingenieurbüros benötigen diese und andere Nachweise, deren Anzahl sich noch lange ausdehnen lässt. Materialien für den Ingenieurbau benötigen spezielle Zulassungen beispielsweise von der BAST (Bundesanstalt für Straßenwesen), BAM (Bundesanstalt für Materialprüfung), BAW (Bundesanstalt für Wasserbau), DAfSt Deutscher Ausschuss für Stahlbeton), Gütegemeinschaft Kanalbau und anderen. Diese Institutionen sind weitgehend Partner der der econstra, der europaweit ersten Fachmesse für Ingenieurbau, die vom 25. bis 27. Oktober 2012 auf dem Gelände der Messe Freiburg stattfindet.

 

F.: In wie weit differenziert sich der IB vom klassischen Hoch- und Tiefbau?

A.: Der Ingenieurbau erfordert den ingenieurtechnischen Anspruch. Eine normale Baugrube (Tiefbau) erfordert einen Bagger, jedoch keinen ingenieurtechnischen Anspruch. Baugrubenverbau, Bohrpfähle, Spundwände, Vereisungen und ähnliches braucht jedoch spezielle Berechnungen und Kenntnisse und gehören deshalb zum Ingenieurbau. Ebenso Tunnel, Brücken etc.

Ein Einfamilienhaus (Hochbau) erfordert keine hochspezialisierten Kenntnisse; aufwendige Dachtragwerke jedoch benötigen spezielle ingenieurtechnische Kenntnisse für die Planung, Ausführung und Wartung (siehe Bad Reichenhall) und sind deshalb Ingenieurbauwerke. 

Ebenso wie Verkehrszeichenbrücken auf Autobahnen, Hochspannungsmasten oder Seilbahnen. Auch die Abdichtung gegen drückende Wässer, gegen spezielle chemische und physikalische Belastungen sind beispielsweise in der ZTV-Ing. geregelt. Deshalb sind zum Beispiel auch Parkhäuser Ingenieurbauwerke - Anprall von Fahrzeugen, spezielle Maßnahmen gegen Tausalze (=Chloride u.a.).

 

 

F.: Wie segmentiert man die Betriebe in diesem Bereich? Wie viele IB-Büros gibt es? Wie viele Bauunternehmer spezialisieren sich auf diesem Gebiet?

A.: Genaue Zahlen sind schwer zu beziffern; es gibt in Deutschland mehre Zehntausend Ingenieurbüros und einige tausend Unternehmen, welche sich mit IB und der Instandsetzung von Ingenieurbauwerke befassen. Die Partner der econstra vertreten mehr als sechzigtausend Büros und Unternehmen aus den verschiedenen Bereichen des Ingenieurbaus.

 

F.: Wie hoch ist das Bauvolumen, das im IB erwirtschaftet wird in Mrd. Euro?

A.: Das Bauvolumen der Instandsetzung nimmt aufgrund des gestiegenen Bewusstseins für Instandsetzung und Erhaltung (= Nachhaltigkeit) stetig zu. Tunnelbrände oder der Einsturz des Daches der Eislaufhalle in Bad Reichenhall haben hier nicht nur das Bewusstsein, sondern auch die Vorschriften erheblich verschärft. 

Das Neubauvolumen im Hoch- und Ingenieurbau nimmt in Deutschland ab, das Volumen der Instandhaltung jedoch erheblich zu. Ausnahme ist hier Baden-Württemberg. Hier werden alleine durch Stuttgart 21, die ICE-Strecke Stuttgart-Ulm, die DB Rheintalstrecke, diverse Pumpspeicherkraftwerke, Nachrüstungen von Tunnel-Rettungsstollen, Windkraftanlagen und anderen IB in den nächsten Jahren mehr als 20 Mrd. Euro investiert, eine einmalig hohe Summe.

Darüber hinaus werden national künftig durch die Abschaltung der Atomanlagen mehrere hundert Mrd. Euro in deren Rückbau (= IB!), neue Leitungsnetze, Speicherbauwerke, Gas-, Wasser-, Kohlekraftwerke, Offshore-Anlagen, Pipelines sowie auch die Atommüll-Endlagerung investiert werden müssen. Dagegen werden Investitionen in die Verkehrsinfrastruktur wohl zurückgehen.

 

F.: Wie behandelt die Auftraggeberseite den IB? Gibt es dort signifikante Unterschiede gegenüber dem klassischen Hoch- und Tiefbau?

A.: Die Auftraggeberseite fordert gerade im Hinblick auf die Dauerhaftigkeit der Bauwerke die Einhaltung der speziellen Zulassungen und Nachweise für Materialien. Das Bewusstsein hierfür ist durch die Erfahrungen der vergangenen Jahre erheblich gestiegen. Viele Bauwerke der 70er bis 90er Jahre sind in schlechtem bis sehr schlechtem Zustand. Dies liegt nicht zuletzt daran, dass hier mit fehlender Qualität gebaut wurde. Schuld daran sind oft fehlende Erfahrungen im Bereich der noch jungen Baustoffe (Kunststoffe - Beschichtungen, Betone - fehlende Eignung gegen chemische Angriffe, Klebstoffe), der Einsatz von ungeeignetem Personal durch den massierten Einsatz von Subunternehmen, aber auch die fehlende Qualifikation von Auftraggebern und Planern. Auch Umwelteinflüsse und Verkehrsbelastungen haben erheblich zugenommen. 

Das Bewusstsein hierfür hat sich in den letzten 15 bis 20 Jahren verändert. Deshalb wird verstärkt in die Erhaltung und regelmäßige Überprüfung von Bauwerken investiert. Gerade öffentliche Auftraggeber fordern verstärkt die Eignung der Planer und ausführenden Unternehmen, sowie die Dokumentation bei der Erstellung und Instandsetzung zum Beispiel nach DIN 1076. Auch Wartungsverträge werden verstärkt gefordert und abgeschlossen. Hieraus ergibt sich die Chance neuer Geschäftsbereiche für Hersteller, Ingenieurbüros und ausführende Unternehmen; dies im öffentlichen wie auch im privaten Bereich.

 

F.: Was macht die Marktführer auf der ausführenden Seite erfolgreich?

A.: Gerade im IB und der Instandsetzung gibt es sehr viele führende, erfolgreiche Firmen in Deutschland. Zu nennen sind hier innovative, weltweit führende Hersteller von Baugeräten wie Herrenknecht, PERI, Liebherr, Zeppelin, Vögele, Hamm, Putzmeister und andere. Innovative Hersteller von Baumaterialien kommen oftmals aus der chemischen Industrie wie Possehl, MC Bauchemie, Sika, BASF  etc. Unternehmen wie Würth und Fischer mit einem breiten Produktspektrum und tausenden von Patenten gehören zu den „Hidden Champions“. Aufgrund der hohen Lohnkosten verbunden mit den Qualitätsansprüchen der Bauherren ist gerade in Deutschland der Innovationsdruck überdurchschnittlich hoch. Der Anspruch an die qualifizierte Versorgung mit Trinkwasser, Energie und Telekommunikation ebenso wie die fachgerechte Entsorgung von Abwässern, Müll und Wertstoffen haben viele Innovationen im IB hervorgebracht. Dies ist nun auch im Bereich der erneuerbaren Energien zu erwarten. Die qualifizierte Ausbildung von Fachkräften und Ingenieuren ist maßgeblich für den Vorsprung vieler Unternehmen in den Bereichen des IB und der Instandsetzung. Ingenieurbüros  aus Deutschland sind an Bauwerken in aller Welt beteiligt. 

 

F.: Ist der IB für die Wertschöpfung eher ein Gewinn- oder Verlustbringer?

A.: Viele Bauunternehmen, national wie international, generieren im Bereich des IB und hier vor allem in der Instandsetzung einen erheblichen Teil ihrer Gewinne; hier steht meist nicht allein der Preis im Vordergrund, sondern es werden Lösungen nachgefragt, die den Betrieb und die Dauerhaftigkeit der Bauwerke gewährleisten. Die ingenieurtechnischen Vorleistungen, welche Unternehmen hier zur Erarbeitung von Angeboten und Sondervorschlägen erbringen sind natürlich wesentlich höher als im einfachen Hoch- und Tiefbau. 

 

F.: Wie muss man das Segment IB in der Zukunft beurteilen? Wie machen das unsere europäischen Nachbarn mit dem IB?

A.: Die Zukunft ist im Großen und Ganzen positiv einzuschätzen. Während zwar der Ausbau der Verkehrs-Infrastruktur  in Deutschland und Europa mangels finanzieller Mittel in den nächsten Jahren stagnieren wird, entsteht bei den erneuerbaren Energien ein riesiges Potenzial. Hier werden auch die europäischen Nachbarn nachziehen. Unfälle wie in Tschernobyl, Fukushima, die Diskussionen zur Erderwärmung und der steigende Bedarf an Energie, Trinkwasser, qualifizierter Entsorgung, Recycling, Telekommunikation durch die steigenden Bevölkerungszahlen fordern hier ständige Innovationen. Deutsche und europäische Unternehmen sind derzeit führend. 

 

F.: Was muss ein Bauunternehmer beachten, wenn er stärker in dasSegment IB reinkommen bzw. dort wachsen möchte?

A.: Im Segment IB und vor allen Dingen der Instandsetzung gibt es sehr viele kleine Unternehmen, welche als hochqualifizierte Dienstleister spezielle Arbeiten durchführen, zum Beispiel  Gerüstbau, Schalungs- und Bewehrungsbau, verlegen / versetzen von Röhren, Fertigteilen, Schweißarbeiten, Analysen, Prüfungen, Sand- und Kugelstrahlen, beschichten, Lager- und Fugenherstellung... Es gibt hier zahllose Bereiche.

Weiterhin gibt es mittlere Unternehmen, welche meist die Grundarbeiten mit eigenem entsprechend qualifizierten Personal selbst durchführen und sich Teile hinzukaufen. Große Unternehmen sind oftmals Dienstleister, die mit einem großen Anteil von nachgeordneten Unternehmen diese Arbeiten als Generalunternehmen ausführen. Alle benötigen jedoch die fachlichen Qualifikationen mit entsprechenden Nachweisen und Schulungen.

Die Planung und Überwachung übernehmen meist externe Ingenieurbüros im Auftrag des Bauherrn oder auch des Generalunternehmens. 

 

F.: Wie sieht denn ein ideales IB-Unternehmen aus bezüglich Mitarbeiter,  Ausstattung,Qualifikation,  Marketing etc.?

A.: Dies ist ein kapitalstarkes, spezialisiertes Bauunternehmen mit eigenem Ingenieurbüro, das die Bauherren von Anfang an berät und Vorschläge zur Durchführung und Erhaltung ausarbeitet. Dieses Büro arbeitet auch bei Ausschreibungen Sondervorschläge aus, welche dem Bauherrn Qualitäts-, Termin- oder finanzielle Vorteile bietet. Das Unternehmen profitiert hiermit in der Regel von besseren Margen, da keine vergleichbaren Leistungen angeboten werden. Patentierte Ausführungen können gemäß VOB (Verdingungsordnung von Bauleistungen) freihändig vergeben werden.

Die Baustellenplanung und Überwachung  erfolgt mit eigenen Ingenieuren, die über Erfahrung in den Verfahren und mit den Produkten des IB verfügen. Die Hauptarbeiten wie beispielsweise Betonarbeiten, Holzbau, Stahlbau und ähnliches werden mit eigenen qualifizierten Fachkräften ausgeführt. Spezialleistungen - also Beschichtungen, Verankerungen, Abdichtungen, Fremdüberwachungen etc. - werden von hochqualifizierten Fachunternehmen hinzugekauft. Ein wichtiger Bestandteil ist die Überwachung der Qualität und Bauausführung. Nachtragsmanager überwachen die Kosten und erarbeiten während der Ausführung ständig weitere Angebote und Verbesserungsvorschläge zur Ausführung und Wartung.

Zu einem Grundstamm von Geräten wie Kräne, Bagger, Baustelleneinrichtungen, Kleingeräte werden in der Regel entsprechende Spezialgeräte zugemietet. Viele Unternehmen mieten zwischenzeitlich alle Geräte mit und ohne Bedienung von entsprechenden Dienstleistern, welche dann auch für die Instandhaltung und bei Ausfall für entsprechenden Ersatz verantwortlich sind.

Die Unternehmensstruktur geht von der One-Man-Show bei kleinen Bauvorhaben und Instandhaltungen bis zum Unternehmen mit tausenden von Mitarbeitern. Viele große Bauunternehmen haben eigene Abteilungen für den IB, nicht wenige auch für die Bauwerkserhaltung.

 

 

 

 

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