Tipps für die Umsetzung in der Praxis

Azubimarketing für Bauunternehmen

Gerade für kleine und mittelständische Bauunternehmen ist die Suche nach den richtigen Auszubildenden eine große Aufgabe. Trotzdem gibt es viele Möglichkeiten, die Bauunternehmen für eine erfolgreiche Azubisuche nutzen können.

Verschiedene Beispielunternehmen zeigen, dass sie keine Schwierigkeiten haben, geeignete Nachwuchskräfte zu finden. Was sie von anderen Unternehmen unterscheidet, wird schnell klar: Es ist das Bewusstsein, dass sie aktiv Auszubildende suchen und diese auch langfristig an ihr Unternehmen binden müssen – und sie engagieren sich bei der Suche nach Nachwuchskräften.

Image ist das A und O

Wichtig ist vor allem, dass die Unternehmen auch als Ausbildungsbetriebe sichtbar sind. Grundlage hierfür sind Bekanntheit und Image des Unternehmens und der Branche. Unternehmen, die einen guten Ruf haben und gute Leistungen erbringen, sind oft als Arbeitgeber automatisch gefragt. Sie werden weniger Schwierigkeiten haben, Azubis zu finden, vorausgesetzt, sie sind bekannt. Traditionsreiche Unternehmen, die sich auch sozial für ihre Mitarbeiter und in der Region engagieren, bilden ihre Arbeitgebermarke noch weiter aus. Damit spielt nicht nur die Zufriedenheit von Kunden und Auftraggebern, sondern auch die der eigenen Mitarbeiter und Azubis eine wichtige Rolle. Schließlich sind sie die wichtigsten und auch glaubwürdigsten Firmenbotschafter für das Unternehmen und berichten über ihren Arbeitsalltag oder Firmenevents in der Familie und im Freundeskreis.

Azubimessen und Schulkooperationen

Große Schwierigkeiten sehen Unternehmen oft darin, mit den Schülern in Kontakt zu kommen. Azubimessen sind darum ein Muss für Bauunternehmen. Hier können sie potentielle Azubis treffen und auch deren einflussreichsten Berater bei der Berufswahl: die Eltern und Lehrer. Die große Chance für Unternehmen bei Azubimessen besteht darin, dass sie ihre Ausbildungsberufe persönlich und direkt vorstellen können.

So leisten sie einen wichtigen Beitrag zur Aufklärung über Bauberufe und sorgen gleichzeitig für ein besseres Image. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, verschiedene Tätigkeiten praktisch vorzuführen und für die Schüler, einmal selbst eine Tätigkeit auszuprobieren.
Der Kontakt zu Schülern kann aber auch in Form von Schulkooperationen hergestellt werden. Auch bei Schüler-ElternAbenden hat das Unternehmen die Gelegenheit, sich und sein Ausbildungsangebot vorzustellen und für ein Praktikum im Betrieb zu werben. Bei Baustellenbesichtigungen können Schüler und Lehrer den Alltag auf der Baustelle sogar einmal erleben.

„Speed-Dating“ in Schulen

Es gibt aber auch ganz andere Formen der Zusammenarbeit von Schulen mit Unternehmen. Großen Erfolg bei der Azubisuche hat beispielsweise die Arnold Rückert GmbH aus Hamburg bei von Schulen organisierten Speed-Datings.

Die Schulen leisten hierfür die komplette Organisation und Vorarbeit. Die Unternehmen treffen dadurch nur Schüler, die auch Interesse an den entsprechenden Berufen haben. Wie in einem „herkömmlichen“ Speed-Dating auch, können sie sich in sieben Minuten kennenlernen, und die Schüler haben die Gelegenheit, ein lockeres Gespräch mit den Firmenvertretern zu führen. Durch das lockere Plaudern bemerken die Schüler nicht, dass sie schon mitten in einem Bewerbungsgespräch sind.

Läuft dieses erste Treffen gut, werden die Schüler ins Unternehmen für ein weiteres Gespräch eingeladen. Die Bilanz ist für das Unternehmen sehr gut, da schon sechs Azubis auf diesem Weg gefunden wurden. Die Möglichkeit eines solchen „Speed-Datings“ sollte bei Schulen erfragt werden.

Am Messestand kann ein Azubi helfen

Aber allein an Azubimessen teilzunehmen oder in Schulen zu gehen, reicht nicht aus. Viele Schüler sind Unternehmen gegenüber zurückhaltend oder sogar schüchtern. Darum gilt es, als Unternehmen auf die Schüler zuzugehen. Die direkte Ansprache ist wichtig.

Die potentiellen „Lehrlingskandidaten“ schauen sich das Angebot bei diesen Veranstaltungen zwar gern an, trauen sich aber oft nicht, den Unternehmensvertreter direkt anzusprechen. Diese Barriere kann umgangen werden, wenn die Unternehmen zu diesen Veranstaltungen beispielsweise aktuelle Azubis oder junge Fachkräfte mitnehmen. Sie sind ideale „Firmenbotschafter“ und werden viel schneller angesprochen. Außerdem können sie authentisch von ihren Erfahrungen und dem Berufsalltag erzählen.

Praktika anbieten und in Kontakt bleiben

Bei Gesprächen mit Unternehmen, die erfolgreich bei der Suche nach Azubis sind, fällt auf, dass alle ein Praktikum anbieten. Die Unternehmen nutzen diese Zeit, um sich den Bewerber anzusehen, ihn etwas besser kennenzulernen. Auch der Schüler hat hier die Möglichkeit, zu prüfen, ob der Beruf zu ihm und seinen Begabungen passt, und lernt viel über den Betrieb.

Viele Unternehmen beklagen, dass sich die Azubis kurz vor Start der Ausbildung doch für einen anderen Betrieb oder sogar einen anderen Beruf entschieden haben. Darum ist es besonders wichtig, den Kontakt zu dem künftigen Lehrling in der Zeit bis zum Ausbildungsbeginn aufrecht zu halten. Beispielsweise könnte er zu einer Firmenfeier eingeladen werden, auch wenn die Ausbildung noch nicht begonnen hat.

Bei der Albert Weil AG in Limburg beispielsweise gibt es ein spezielles On-Boarding für die Azubis. Dabei wird sich schon vor Ausbildungsbeginn um die Azubis gekümmert, und sie erhalten schon vor ihrem ersten Arbeitstag wichtige Informationen und Werkzeuge.

Internet und Social Media: Möglichkeiten und Grenzen

Bei der Vielzahl von Informationsquellen für die Berufswahl steht das Praktikum an erster Stelle, gefolgt von Gesprächen in der Familie und mit Freunden, die Erfahrungen in dem Beruf haben. Aber auch das Internet spielt eine große Rolle bei der Berufswahl von Jugendlichen. Dies sollten die Unternehmen nicht außer Acht lassen.

Am einfachsten können sie über eine Azubiwebsite über ihr Ausbildungsangebot informieren. Die Umsetzung kann relativ einfach gestaltet werden, da viele Unternehmen bereits über eine Website verfügen. Bedenken sollten sie allerdings, dass viele Nutzer nicht lange auf einer Website bleiben. Darum muss das Ausbildungsangebot schon auf der Startseite angeteasert werden.

Mehr Aufwand erfordert es, über soziale Netzwerke in Kontakt zu den Schülern zu treten. Alle nutzen zwar Facebook und Co., allerdings müssen hier ein paar Faktoren bedacht werden, die sicherlich nicht von allen Unternehmen umgesetzt werden können. Beispielsweise sollten regelmäßig Informationen veröffentlicht werden: Diese müssen nicht nur seriös und glaubwürdig sein, sondern auch die Ansprache muss stimmen.

Nicht zuletzt sollten Bauunternehmen bei der Azubisuche auch bedenken: Die Auswahl des richtigen Bewerbers sollte nicht allein anhand der Zeugnisnoten erfolgen. Sie sagen häufig wenig über die Begabungen für handwerkliche Tätigkeiten aus.

RKW Kompetenzzentrum

www.rkw.link/azubimappebau

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