Anspruchsvolle Nachverdichtung

Nachhaltigkeit ist beherrschendes Thema im Wohnungsbau

Das Münchener Massivhaus wird den Ansprüchen der Ressourcen-Schonung, eines hohen Energiestandards und guten Schallschutzes sowie der Druckfestigkeit der Baustoffe mit einem Mauerziegel aus der Region gerecht.

Sendling ist ein über die Stadtgrenzen bekannter Münchener Bezirk. Man findet dort vornehmlich gute Architektur vor – dies gilt allerdings nicht für die am Rand des Bezirks liegende Kistlerhofstraße. Sie unterteilt das Viertel in zwei Hälften. Im Süden befindet sich eine Einfamilienhaussiedlung aus den 60er Jahren, nördlich reihen sich in wilder Abfolge unterschiedliche Bauformen aneinander: kleine Wohnhäuser, große Büro- und Verwaltungsgebäude, in der zweiten Reihe Gewerbebauten – ein schwieriges Umfeld für ein neues Wohnhausprojekt.

Rund um Hausnummer 110 kann man dagegen durchaus städtisches Wohlbefinden entwickeln: Dort befindet sich der Neubau des Mehrfamilienhauses.  In der Mitte des gut zwei Kilometer langen Straßenzuges – gegenüber einer großen Einfamilienhaussiedlung – und in der zweiten Reihe gelegen, fällt das Gebäude besonders durch seine streng geometrische und unaufdringliche Gestaltung auf. Das auf dem zurückgeschobenen Terrassengeschoss liegende flache, mediterran anmutende Walmdach erinnert auf den ersten Blick ein wenig an eine südländische Stadtvilla.

 

Monolithisches Baukonzept

In die Planung des Gebäudes wurden sowohl das architektonische Umfeld als auch die direkte Nachbarschaft miteinbezogen. Oberste Priorität hatten allerdings die baulichen Ansprüche, die es zu erfüllen galt. So wurde ein WDV-System von den Planern und Generalunternehmern von Anfang an ausgeschlossen, da dieses ihren baubiologischen Vorstellungen und ihrem Ziel des nachhaltigen Bauens widersprach. Der Bauträger Bihler Bau GmbH aus Bad Wörishofen und das Architekturbüro Manfred Vogel entschieden sich daher für ein monolithisches Mehrfamilienhaus aus Mauerziegeln. Die Firma Bihler übernahm – abgesehen von der Entwurfs- und Werkplanung – die gesamte Projektierung inklusive gebäudetechnischer Ausrüstung und statischer sowie wärmetechnischer Berechnung. Das Münchener Architekturbüro Vogel führte die Entwurfs- und Werkplanung aus.

 

Wärme- und Schallschutz

Durch eine Kommunwand voneinander getrennt, beinhaltet der Neubau nun vier in sich geschlossene Wohneinheiten auf der einen und sechs auf der anderen Seite. Beide Hälften verfügen über ein Treppenhaus mit Lift. Der Aufbau gab für die Außen- und Innenwände bautechnisch das „Komplettprogramm“ vor: Neben Wärmeschutz ist hoher Schallschutz gefordert – zwischen den Wohneinheiten selbst sowie zum Treppenhaus hin. Die linke Haushälfte wurde nach KfW-Energieeffizienzstandard 55 ausgeführt, die rechte im Neubaubestand. Die energetischen Werte entsprechen dabei nahezu denen der Ersteren.

 

Massiver Wandbaustoff

Für das Bauprojekt entschied sich der Bauträger für die „Unipor WS09 Coriso“ und „Unipor WS10 Coriso“-Mauerziegel. Angeliefert wurde der Wandbaustoff von Hörl & Hartmann Ziegeltechnik, einem Mitgliedswerk der bundesweiten Unipor-Gruppe, das im nahegelegenen Dachau ansässig ist.

Die mineralisch gefüllten Ziegel eignen sich gut für die Umsetzung der vielfältigen Ansprüche an das Mehrfamiliengebäude. Sie erreichen nicht nur beim Wärme- und Schallschutz sehr gute Werte, zudem gewährleisten sie über speziell ausgeprägte, diagonal verlaufende Stege an den Außen- und Innenseiten eine sehr hohe Quersteifigkeit. Diese und die damit verbundene Druckfestigkeit ermöglichten es, das Außenmauerwerk zu knapp 90 Prozent aus Mauerziegeln zu fertigen. Nur vereinzelt setzten die Planer aus statischen Gründen Stahlbeton als Verstärkung ein. Ein mehrheitlich aus Mauerziegeln bestehendes Tragwerk ist bei solch großen Fensteröffnungen, wie im Neubau mit der Hausnummer 110, kein Standard. Für die Überbrückungen verwendete die Firma Bihler dennoch vorgefertigte Ziegelstürze aus WU-Schalen, dadurch sitzt der Außenputz fast durchgängig auf einem Ziegeluntergrund. Dieses Bauteil punktet mit besonderer Wärmedämmung, wie das „W“ im Produktnamen anzeigt. Die in der Außenseite des Vergusssturzes integrierten Hohlkammern verleihen den WU-Schalen ihre guten Dämm-Eigenschaften. Mit einer Wanddicke von 36,5 Zentimetern und einer Putzstärke von zwei Zentimetern erreicht das Außenmauerwerk so einen U-Wert von 0,23 (W/m²K). Zusammen mit einer hochwertigen dreifachen Isolierverglasung von Fenstern und Türen setzt die Gebäudehülle die Grundlage für den errechneten Jahresheizwärmebedarf von 35.933 kWh/a.

 

Vielfältige bauliche Anwendungen

Der Ziegel findet sich auch in den tragenden Innenwänden und der Kommunwand. Das Erdgeschoss, das erste und zweite Obergeschoss sowie die Dachterrassenwohnung sorgen für eine Druckspannung im Tragwerk. Die gedeckelten Blockziegel nehmen die auftretenden Lasten zuverlässig auf. Sie sind qualitativ hochwertig und eine preisgünstige Wahl. Mit einer Rohdichte von etwa 1,4 Kilogramm pro Kubikmeter erreichen sie zugleich hervorragende Schalldämmwerte.

Für die Wohnungs- und Treppenhauswände, die einen erhöhten Schallschutz leisten müssen, griff der Bauunternehmer auf Schalungsziegel zurück. Diese wurden geschossweise mit Beton verfüllt und erreichten so hervorragende Schall- und Brandschutzwerte sowie eine sehr hohe Druckfestigkeit. In den Formatbreiten von 175 bis 300 Millimeter sind nahezu alle baulichen Anforderungen realisierbar: ein erhöhter Schallschutz ebenso wie der erforderliche Brandschutz von F30-A bis hin zu einer Brandschutzwand. Eine Besonderheit der Schalungsziegel sind ihre seitlichen Rechteckausschnitte – somit lässt sich zusätzlich zur senkrechten eine waagerechte und statisch hoch wirksame Stahlbewehrung einlegen.

Mit Hilfe der unterschiedlichen Mauerziegelausführungen ist es gelungen, das Gebäude fast komplett mit dem natürlichen Baustoff zu erstellen. Lediglich die Geschossdecken sowie etwa zehn Prozent der Außenfassade sind aus Stahlbeton. Der Keller besteht aus einer wasserundurchlässigen Wanne aus WU-Beton. Nichttragende Innenwände, wie bei Wohn- und Gewerbeobjekten üblich, sind im Trockenbau ausgeführt – denn häufig ändern sich Grundrisse während der Planungsphase oder Käufer wünschen individuelle Anpassungen.

Unipor Ziegel Gruppe

www.unipor.de

Bautafel

Objektadresse: Kistlerhofstraße 110, 81379 München
Bauherr: Bihler Bau GmbH & Co. KG, Max-Planck-Straße 6,
86825 Bad Wörishofen
Planung: Manfred Vogel Architekten, Herterich Straße 40a, 81479 München
Ziegellieferant: Hörl & Hartmann Ziegeltechnik GmbH & Co. KG, Pellheimer Straße 17, 85221 Dachau; Mitglied der Unipor-Gruppe
Verbaute Mauerziegel: WS09 Coriso, WS10 Coriso, Schalungsziegel,
Blockziegel
Grundstücksfläche: 1.600 Quadratmeter
Außenmaße: 19,50 x 13,40 Meter
Errechneter Jahresheizwärmebedarf: 35.933 kWh/a
Heizung: Fernwärme

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