Abwasserwärme für Bochumer Schwimmbad

Innovative Technologie installiert

In Zusammenarbeit mit der Stadt Bochum und der Emschergenossenschaft installierten die Stadtwerke Bochum im Bochumer Nordwestbad, einem Hallenfreibad,  eine der größten deutschen Anlagen zur Wärmenutzung aus Abwasser. Ende September 2010 stellten die Erbauer und Betreiber die Technik vor.

In deren Zentrum stehen eine Wärmepumpe mit 50 kW elektrisch (Typ DS, Hersteller Waterkotte) und ein BHKW mit ebenfalls 50 kW elektrisch sowie 82 kW thermisch (Typ GG 50, Hersteller Sokratherm). Das BHKW liefert den Strom für die Wärmepumpe und gemeinsam stellen die beiden Aggregate eine Wärmeleistung von rund 300 kW bereit. Den COP der Abwasser-Wärmepumpe kalkulierten die Planer vorsichtig mit gut 4, da im Mischwassersystem ein kalter Regen die reine Abwassertemperatur auf tageweise 10 °C und tiefer herunterkühlen kann. Im Mittel sind für die Heizsaison 10 bis 12 °C angesetzt.

Die Wärmepumpe ist an den öffentlichen Kanal der Emschergenossenschaft mit Kunststoffrohren angebunden, die in einen 47 m langen Wärmetauscher im Abwassersammler mit 3 m Durchmesser einmünden. Der Wärmetauscher besteht aus einem Doppelblech, konkret aus einzelnen Modulen, die für den Einbau einfach nur aneinander gesteckt werden mussten. Wasser – ohne Glycol-Zusatz als Frostschutzmittel – transportiert die Wärme von der Wärmequelle zum Verdampfer des Wärmeerzeugers und das Kaltwasser zurück zum Abwasser. Dieser Zwischenkreis fährt im Normalfall mit einer Spreizung 8/4 °C. Mangels Frostschutzmittel muss ein Mindestdurchfluss sichergestellt sein, um eine Vereisung des Verdampfers auszuschließen.

Die Vorteile von Abwasser zur Energienutzung liegen auf der Hand: Die im Abwasser enthaltene Wärme reicht aus, um ganzjährig Wärmepumpen effizient zu betreiben und steht zudem kostenlos zur Verfügung. Außerdem ist die Nutzung der Wärme aus dem Abwasserkanal CO2-neu-
tral und zählt somit zu den umweltfreundlichsten Energiequellen.

„Die Stadtwerke Bochum nutzen bereits die bekannten regenerativen Energiequellen wie Sonne, Wind und Wasser zur umweltfreundlichen Energieerzeugung. Die Nutzung der Abwasserwärme hingegen ist noch wenig verbreitet, birgt jedoch aufgrund der ganzjährigen Nutzungszeit ebenfalls ein Potenzial für die Zukunft“, erklärt Dietmar Spohn, Geschäftsführer der Stadtwerke Bochum. n

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