Trotz Baurezession nimmt Bauingenieurlücke zu




Der seit 10 Jahren anhaltende Rückgang der Absolventenzahlen des Studiengangs Bauingenieurwesen hat deutliche Spuren auf dem Bauarbeitsmarkt hinterlassen: Die Bauunternehmen klagen – trotz schwacher Konjunktur – weiterhin über einen Arbeitskräftemangel von gut ausgebildeten Inge-
nieuren. Nach Schätzungen des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie werden Bauunternehmen, Planungsunternehmen und Verwaltung in den nächsten Jahren jeweils durchschnittlich 4.500 Nachwuchsingenieure benötigen. Seit 2005 kann dieser Bedarf aber nicht mehr gedeckt werden.

Des einen Leid ist des anderen Freud. Zumindest eine Personengruppe konnte sich über diese Entwicklung freuen: Die Zahl der arbeitslosen Bauingenieure ist vom Höchststand im April 2003 mit 17.280 Arbeitslosen auf nunmehr 3.630 Arbeitslose im Dezember 2009 geschrumpft. Diesen stehen 1.240 offene Stellen für Bauingenieure gegenüber. Hierbei handelt es sich aber lediglich um die untere Grenze. Laut einer Umfrage des Instituts der Deutschen Wirtschaft melden die Unternehmen nur 13 % ihrer offenen Stellen ihrer Ingenieurstellen der Bundesagentur für Arbeit (die Stellenagebote der BA müssen somit mit dem Faktor 7,7 multipliziert werden). Somit ergibt sich - rein rechnerisch - für Ende vergangenen Jahres eine Lücke von ca. 5.900 Bauingenieuren.

Einem arbeitslosen Bauingenieur standen in Deutschland somit 2,6 offene Stellen zur Verfügung. Die Bauingenieurlücke ist in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen: Noch 2004 war das Verhältnis zwischen offenen Stellen und Arbeitslosen über die gesamte Republik nahezu ausgeglichen. Jetzt steht einer zunehmenden Zahl an offenen Stellen nicht nur eine sinkende Zahl an Hochschulabsolventen sondern auch eine abnehmende Zahl an Arbeitslosen gegenüber. Dieses Missverhältnis ist natürlich je nach Region sehr unterschiedlich. Während in Mecklenburg-Vorpommern im Durchschnitt des vergangenen Jahres nur 0,7 offene Stellen auf einen arbeitslosen Bauingenieur kamen, waren es in Baden-Württemberg fünf.

Wie viele der erwerbslosen Bauingenieure aber noch in den Arbeitsmarkt integriert werden können, ist schwierig zu ermitteln. Die Analyse der Arbeitslosenstruktur ergibt, dass ein Großteil der 3.630 Arbeitslosen kurzfristig nur bedingt vermittelbar ist: 30 % sind älter als 55 Jahre, 15 % sind länger als 2 Jahre und 13 % zwischen einem und zwei Jahren arbeitslos. Ledig-
lich 53 % wären nach den gängigen Kriterien – unter 55 Jahren und nicht länger als ein Jahr arbeitslos – noch in den Arbeitsmarkt integrierbar; das wären 1.920 Personen.


Petra Kraus,

Berlin

E-Mail: petra.kraus@bauindustrie.de

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