Schlag das Rad!

Allzweckmaschinen mit zunehmend breiterer Vielfalt

Auf dem Freigelände und in den Hallen der bauma 2010 dominierte neben Baggern deutlich eine Maschinengattung: Radlader waren in größerer Zahl als je zuvor vertreten, allein auf dem deutschen Markt partizipieren fast drei Dutzend Anbieter! Und dies betrifft nur rad- und knickgelenkte Radlader, nicht jedoch bremsgelenkte Kompaktlader (Skid-Steer-Lader), die in dieser Marktübersicht keine Berücksichtigung finden. Diesen Artikel finden Sie auch als Langfassung mit noch mehr Herstellern und Neuheiten unter www.baumarkt-online.info, „Aktuelle Ausgabe“.

Der deutsche Markt gilt als der wichtigste europäische Markt für kleinere und mittelgroße Radlader, wurden die kompakten Maschinen doch ursprünglich in den 50er und 60er Jahren von Firmen wie Atlas, Frisch, Hanomag, Hatra, Kramer, O&K, Schaeff und Zettelmeyer entwickelt und traten dann ihren Siegeszug rund um die Welt an. Wegen der großen Bedeutung des deutschen Marktes sind hier nahezu alle europäischen Laderfabrikate vertreten, auch wenn die Marktanteile demzufolge oft nur gering sind. Für die große Vielfalt der zusätzlichen Arbeiten, die sich zum eigentlichen Laden mit der Schaufel hinzugesellen, stellen sowohl die Laderhersteller als auch etliche Spezialfirmen eine breite Palette von Anbauausrüstungen bereit. Viele dieser Ausrüstungen lassen sich im Handumdrehen an die Schnellwechsler der Lader ansetzen, sodass zunehmend mehr Maschinen serienmäßig mit Schnellwechsler und zusätzlichem hydraulischen Steuerkreis für Anbaugeräte angeboten werden.

 

Ahlmann

Ahlmann stellte auf der bauma die ersten beiden Radlader der neuen „Boosterline“-Reihe vor. Der AF 1050 wiegt 5,8 t und bietet 48 kW Motorleistung, der AF 1200 mit 6 t Gewicht bringt es auf 55 kW. Beide sind allradgelenkt. Ein Einzel-Hubarm mit neu entwickelter Kinematik soll für mehr Produktivität sorgen, indemdie vom Kippzylinder beim Ankippen der Schaufel erzeugte Leistung auf einen Kompensationszylinder übertragen wird, der wiederum die Hubleistung unterstützt. Bei gleichem Kraftstoffverbrauch soll sich dadurch die Hubleistung um bis zu 50 Prozent erhöhen. Im Monoboom-Ladearm wurden Kipp- und Kompensationszylinder zusammen mit Leitungen, Elektrik und Schläuchen geschützt innen verlegt. Der schlankere Arm verbessert zudem die Sicht. Außerdem wurden die Knicklader der AX-Baureihe zur bauma überarbeitet. Ab sofort steht außer dem Standardarm eine Highlift-Variante zur Wahl, die eine Ausschütthöhe bis zu 2,8 m und Überladehöhe von 3,3 m erreicht.

 

Atlas Weyhausen

Atlas Weyhausen zeigte auf der bauma den neuen 3,3 t schweren AR 40 mit 0,5 m³ großer Schaufel und 29 kW starkem Perkins-Motor. Die Knickpendelung zwischen Vorder- und Hinterwagen mit ± 12° Oszillation sorgt für besten Bodenkontakt. Die Laderbreite beträgt mit serienmäßigen Reifen der Größe 11.5/80-15.3 nur 1,5 m. Das parallel geführte Hubgerüst mit geschütztem, überarbeitetem hydraulischen Schnellwechsler beschleunigt den Austausch der Anbauwerkzeuge. Ebenfalls neu ist der AR 75 T, der mit seinem um 1200 mm ausschiebbaren Teleskopausleger eine Ausschütthöhe von 4080 mm erreicht, um auch hochbordige Lkw beladen zu können. Er ist mit Z-Kinematik ausgestattet und wiegt 5,6 t. Der  Deutz-Motor leistet 55 kW bei 2400 U/min. Der AR 75 T soll ab 2011 in Serie erhältlich sein.

 

Case

Case bietet nun auch für die großen Radlader 521E, 621E, 721E, 821E und 921E als Option eine Joystick-Lenkung an. Die neue Lenkung ist auf der linken Armstütze positioniert. Auf der Vorderseite des Hebels ist ein Schalter für den Fahrtrichtungswechsel angebracht, der bequem mit den Fingerspitzen bedient werden kann. Ein zusätzlicher Kick-down-Schalter befindet sich ebenfalls auf der linken Konsole. Die Joystick-Lenkung ist vor allem bei kurzen Ladespielen mit hoher Wiederholrate eine effektive Verbesserung, z. B. in Steinbrüchen und Sandgruben, beim Schrottumschlag und Recycling. Zudem wurde auf der bauma für drei kleine Radlader mit Monoboom-Hubrahmen aus der Serie 3 eine HTS-Version (High Travel Speed) vorgestellt. Während die Standardmodelle mit zweistufigem Hydrostatikantrieb für bis zu 20 km/h Geschwindigkeit ausgerüstet sind, nutzen die Neuen eine Kombination aus Hydrostatikantrieb und mechanischem Getriebe, was bis zu 35 km/h ermöglicht.

 

Caterpillar

Die breite Palette von Caterpillar-Radladern wird in Deutschland durch Zeppelin Baumaschinen vertrieben. Der kleinste ist der 906H mit 5,6 t Gewicht und 51 kW Leistung. Er ist auch mit Spezialkabine für den Einsatz in niedrigen Räumen erhältlich. Alle Modelle bis 7 t verfügen über hydrostatischen Antrieb mit zuschaltbaren Differenzialsperren, Knickpendelgelenk und Z-Kinematik. Der Industrielader IT14G mit 8,4 t Gewicht ist mit Parallelhub und Schnellwechsler für den häufigen Wechsel von Anbaugeräten ausgelegt. Die größeren Radlader sind sämtlich auch als High-Lift-Ausführung lieferbar. Klimaanlage, Ride-Control-Dämpfungssystem und Automatikgetriebe sind serienmäßig. Die hydraulische Direktlenkung und elektrohydraulische Vorsteuerung steigern den Bedienkomfort. Mit optionaler AutoDig-Funktion erfolgt der Schaufelfüllvorgang vollautomatisch.

 

Doosan

Der koreanische Hersteller Doosan bietet ein Programm aus acht Knickladern mit Schaufelinhalten von 1,5 bis 5 m³. Der neue DL420 ersetzt den DL400. Der 22,3 t schwere Lader wird durch einen 209 kW leistenden Cummins-Motor mit elektronischer Regelung angetrieben. Der Kraftstoffverbrauch soll ca. 7 Prozent unter dem des DL400 liegen. Der DL420 bietet zwei Betriebsarten, 4 m³ Schaufelvolumen und eine Aufbrechkraft von 210 kN. Es stehen vier Fahrstufen vorwärts mit Geschwindigkeiten von 6,5 bis 38 km/h sowie drei Stufen für die Rückwärtsfahrt zur Verfügung. Der DL420 ist mit einem ZF-Drehmomentwandler und ZF-Sperrdifferenzialen  ausgerüstet. Ein elektrisches Lenksystem ist optional erhältlich.

 

Hitachi

Zur bauma stellte Hitachi, in Deutschland durch Kiesel Baumaschinen vertreten,  eineReihe neuer, kompakter Knicklader vor, die das Angebot nach unten ergänzen. Die drei Modelle ZW65, ZW75 und ZW95 wiegen 5,1, 5,3 und 6,3 t und bieten 0,75, 0,9 und 1,1 m³ Schaufelinhalt. Die Z-Kinematik optimiert die Sicht auf das Anbaugerät. Die Schaufel kann im 90º-Winkel gekippt werden und so auch für Abzieharbeiten verwendet werden.Dank Selbstsperrdifferenzialen wird auch auf  problematischem Untergrund hohe Vortriebskraft erzielt. Der Pendelwinkel der Hinterachse wurde auf gute Stabilität beim Betrieb auf unebenem Untergrund ausgelegt. Auch bei den großen Radladern gab es mit dem ZW330, ZW370 und ZW550 drei Neuvorstellungen, die sämtlich über zwei Betriebsarten verfügen.

 

JCB

Das Radladerprogramm von JCB umfasst acht Basismodelle und wird noch durch die „Wastemaster“ genannten Varianten für Abbruch und Recycling ergänzt. Die kleineren Hydrostatlader sind kompakt und einfach zu bedienen. Eine Verstellpumpe ermöglicht die stufenlose Geschwindigkeitsregelung für gute Traktion. Die Lader 403, 406 und 409 bieten eine Parallelfunktion mit integriertem Schnellwechsler für diverse Anbaugeräte. Die schwereren Lader sind mit Powershift-Antrieb ausgestattet. Die Lader mit der Bezeichnung ZX für besonders harte Einsätze erzielen durch ihre Z-Kinematik hohe Ausbrechkräfte; der größte ist der 456ZX mit 158 kW Leistung. Seine SRS-Dämpfung („Smoothride-System) sorgt für hohe Fahrgeschwindigkeit bei minimalem Materialverlust. Die  HTLader sind mit einem High-Lift-Hubgerüst ausgestattet.

 

Kramer

Kramer stellte auf der bauma die neue Premium-Baureihe der 80er Serie allradgelenkter Radlader vor. Gegenüber den älteren Modellen  sollen die sechs neuen Lader 15 Prozent mehr Schubkraft und 10 Prozent mehr Reisskraft aufweisen. Per Knopfdruck kann von Allradlenkung auf Vorderachs- oder Hundeganglenkung umgeschaltet werden, was die Einsatzmöglichkeiten erweitert. Vom 380 an sind alle Kramer-Lader mit dem hydrostatischen Schnellganggetriebe Ecospeed erhältlich, mit dem sich die Geschwindigkeit stufenlos bis zu 40 km/h regeln lässt. Optional kann  die Zusatzhydraulik „Power Flow“ gewählt werden, mit der beispielsweise Schnee- oder Asphaltfräsen zu betreiben sind.

 

Liebherr

Das Liebherr-Programm besteht aus 16 hydrostatisch angetriebenen Radladern vom L 506 Stereo mit 5,1 t Gewicht und 46 kW Motorleistung bis zum 31,4 t schweren L 586 2plus2. Auf der bauma wurde ein neues Industriehubgerüst für die beiden großen Lader L 550 und L 556 2plus2 vorgestellt. Die Kinematik des Hubgerüstes wurde speziell für schwere Ausrüstungen wie Holzgreifer oder Industrieausrüstungen konzipiert. Die  Geometrie erlaubt ein besonders hohes Hubmoment und große Kräfte im oberen Hubbereich. Gleichzeitig wurde die Gewichtsverteilung für größtmögliche Nutzlasten optimiert. Das Industriehubgerüst ist serienmäßig mit hydraulischem Schnellwechsler ausgestattet. Die präzise Parallelführung über den gesamten Hubbereich ohne Nachsteuern und die gute Sicht sorgen für entspanntes und sicheres Arbeiten.

 

Terex

Bei Terex gab es die Neuvorstellung des TL 310, der die Reihe der zehn Kompaktradlader von 3,9 bis 17,6 t nach oben abrundet. Der TL 310 bietet 3,1 m³ Schaufelinhalt. Der hydrostatische Antrieb sorgt für geringen Kraftstoffverbrauch, der quer eingebaute Motor erlaubt optimale Sicht aus der Kabine. Eine automatische Lüfterumkehrfunktion, ein oben liegendes Großstaubsieb und eine weit aufklappende Motorhaube erleichtern Betrieb und Wartung.

 

Volvo CE

Volvo CE stellte auf der bauma die beiden im deutschen Werk Konz gebauten 4,3- und 4,8-t-Knicklader L20F und L25F mit 40 und 42 kW starken Volvo-Motoren vor. Die Schaufelinhalte betragen 0,65 und 1,2 m³. Beide Lader verfügen über ein zentrales Knick-Pendelgelenk für hohe Fahrstabilität und Standsicherheit. Zusammen mit Differenzialsperren in Vorder- und Hinterachse sorgt dies für hervorragende Geländegängigkeit und Traktion bei minimalem Reifenverschleiss. Bei 80 Prozent Sicherheit tragen die Lader 1,8 und 2,1 t Last auf der Ladegabel.

Ein  3. Hydraulikkreislauf für Schnellwechsler und hydraulische Anbaugeräte ist serienmäßig vorhanden. Der L25F ist mit Parallel- oder Z-Kinematik erhältlich. Außerdem wurde auf der bauma das neue OptiShift-System präsentiert, das bei den Radladern L150F, L180F und L220F Kraftstoffeinsparungen von bis zu 15 Prozent ermöglicht. OptiShift beinhaltet nicht nur einen neuen Drehmomentwandler mit Überbrückungskupplung (Lock-Up) und frei drehbarem Leitrad, sondern auch Volvos patentierte Reverse-by-Braking-Funktion (Rückwärts-durch-Bremsen). Dabei muss der Fahrer beim Wechsel vom Vor- in den Rückwärtsgang, also mehrmals bei jedem Ladespiel, nicht mehr schalten.

 

Wacker Neuson

Gleich zwei Hersteller von Radladern gehören zur Wacker-Neuson-Gruppe, nämlich Weidemann mit Knickladern, die in gelb-schwarzer Farbgebung auch unter dem Namen Wacker angeboten werden, und Kramer mit allradgelenkten Ladern (siehe bei Kramer). Das Wacker-Programm beinhaltet  neun Modelle und reicht vom WL 18 mit 1,8 t Gewicht und 0,2 m³ Schaufelinhalt bis zum WL 57, der 5,8 t wiegt und 0,95 m³ Schaufelinhalt bietet. Die Lader sind mit Perkins- oder Deutz-Motoren mit Leistungen zwischen 19 und 75 kW ausgestattet. Sie bieten hydraulische Vorsteuerung und 100-Prozent-Differenzialsperre. Mehr als 20 verschiedene Anbauausrüstungen, auch für Straßenreinigung und Winterdienst, runden das Angebot ab.

Der deutsche Markt gilt als der wichtigste Radladermarkt in Europa

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