Ja-Sager haben es schwerer

Die Scheu vor dem Nein ist verbreiteter als der Mut, den es braucht, eine ablehnende Antwort zu geben. Doch nur wer Nein sagen kann, vermag das eigene Leben wirklich zu steuern.

 

Auch mal Nein sagen

„Wer nicht Nein sagen kann, kommt im Leben ganz einfach zu kurz, übergeht sich und seine Bedürfnisse, tut unter Umständen aus Gewohnheit, falscher Loyalität, Rücksichtnahme oder vorauseilendem Gehorsam Dinge, die ihm schaden und die er nachträglich bereut.“ Professor Jürg Frick, Entwicklungspsychologe und psychologischer Berater in Zürichlässt an dieser Tatsache keinen Zweifel aufkommen. Für ihn bedeutet die Gestaltung des eigenen Lebens, zwischen unzähligen Optionen zu wählen. Ohne klare Jas und Neins sei das nicht möglich. Na-türlich weiß auch Frick: Was für den einzelnen richtig oder passend ist – das lässt sich gar nicht so leicht und manchmal auch erst nachträglich klarer erkennen. Aber so sei das Leben nun mal. Ohne Korrekturen gehe es nicht.  Aber gerade auch aus dieser Perspektive heraus gewinnt für Frick das beherzte Nein wie auch das beherzte Ja seine emminente lebensgestaltende Bedeutung. Mit anderen Worten, die Fähigkeit, zum souveränen Nein ist Ausdruck einer bewussten Lebensführung!

 

Falsche Angst

Und dennoch ist die Scheu vor dem Nein verbreiteter als der Mut zum Nein. Was steckt dahinter? Pauschal gesagt, die Angst vor der Ablehnung, der tatsächlichen oder auch nur der befürchteten. Sicher spielt auch die Angst vor der Blamage, ob real oder nur eingebildet, eine Rolle. Nein zu sagen birgt ja je nach Situation das Risiko, als Querulant, Störenfried, Spielverderber und Ähnliches mehr eingeschätzt zu werden. So haben häufig Eltern Angst vor dem Nein, weil sie den Liebesverlust ihrer Kinder befürchten. Arbeitnehmer befürchten, sich beim Chef unbeliebt zu machen und damit eine Beförderung oder Lohnerhöhung zu vermasseln. Geschäftsleute drücken sich aus Angst vor dem Kundenverlust vor dem oftmals eigentlich notwendigen Nein. Je nach Person, Kontext und Umständen gibt es für die Scheu vor dem Nein zahlreiche weitere Gründe oder Hintergründe. Für Frick machen sich die meisten Menschen viel zu grosse Sorgen über die möglichen schrecklichen Folgen ihres Neins.  Viel sinnvoller ist es für ihn, sich diese Sorge über die Folgen eines nicht beherzt ausgesprochenen Neins zu machen.

Doch wie lässt sich die Scheu vor dem Nein überwinden? Worauf kommt es an? Erstens muss man sich klar zu überlegen, warum man Nein sagen möchte. Und zweitens sollte man bereit sein, die möglichen Folgen dafür in Kauf zu nehmen. Es geht also darum, ganz bewusst die Verantwortung für sich und seine Entscheidung zu übernehmen, zu sich und seinen Überlegungen und Zielen zu stehen. Im weiter gedachten Sinn kommt für Frick hier auch das Thema Zivilcourage ins Spiel.

 

Wie sag’ ich Nein

Auf jeden Fall spielt das Wie eines Neins eine beachtliche Rolle. Ein ruhiges, klares, überlegt und freundlich sachlich-nüchtern ausgesprochenes Nein kommt meist besser an als ein aggressives Nein aus momentaner Aufgeregtheit. Dahin-ter, sagt Frick, „steht die Erfahrung: Wer ruhig, bestimmt und freundlich Nein sagt, muss sich ja wohl etwas überlegt haben, könnte ja vielleicht sogar recht damit haben!“ Das beeindruckt und macht aufgeschlossener. Das Gegenüber kann in diesem Fall viel leichter spüren, ob sich das Nein auf die Sache bezieht oder ob es auf die Person abzielt, also ein persönlicher Angriff ist. Fühlt sich jemand durch das Nein in seiner Person getroffen und angegriffen, fördert das verständlicherweise nicht dessen Verständnisbereitschaft. Dennoch rät Frick, man sollte sich auch nicht scheuen, ein klares und deutliches Nein bei klaren und  deutlichen Grenzüberschreitungen auszusprechen. Das wirke häufig überraschend schnell und sorge meist auch für Klarheit bei zukünftigen Situationen.

 

Die richtige Verpackung

Muss ein Nein stets begründet werden? Wie gesagt, klare einleuchtende Argumente, die das Nein verständlich werden lassen, machen jedes Nein akzeptabler. Nützlich ist es auch, seine Argumente mit Humor, Witz und Leichtigkeit statt Verbissenheit verdaulicher zu machen. Begründungen sind sinnvoll, um dem  Anderen die eigenen Überlegungen verständlich(er) zu machen. Allerdings ist das nicht immer möglich. Außerdem ist es auch nicht in jedem Fall sinnvoll, sich für alles ausführlich zu rechtfertigen oder lange Begründungen für ein Nein zu liefern.

Geht es um eine Sache, empfiehlt sich die argumentative Begründung des Neins. Bei zwischenmenschlichen Grenzüberschreitungen ist oft das klare „Stop - Nein!“ die wirkungsvollere Lösung. Was nicht ausschließt, dies in einer ruhigeren Minute im Nachhinein zu erklären.   Für Frick ist die begründende Erklärung  im einen wie im anderen Fall sozusagen eine kleine Weiterbildung, eine Horizonterweiterung im Denken des Anderen: Aha, so kann man das Problem auch sehen, darum ist das nicht möglich, darum will er oder sie das nicht. „Aber wohlgemerkt“, sagt Frick, “wir reden von einer Begründung, nicht von einer Rechtfertigung oder gar Verteidigung. Das gilt es fein zu unterscheiden. Ein Nein ist eine zum Leben gehörende Selbstverständlichkeit, nichts, wofür man sich entschuldigen müsste.“

 

Dipl.Betriebswirt Hartmut Volk

Freier Wirtschaftspublizist

Redaktionsbüro Wirtschaft&Wissenschaft, Bad Harzburg

Hartmut.volk@t-online.de

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