Große Wipper und
mobile Kompakte

Die Neuheiten 2009 bei Turmdrehkranen

Der steigende Bedarf nach Energie hat auch Einfluss auf die Neuentwicklungen der Kranhersteller: Insbesondere Krane mit Wippausleger für den Kraftwerksbau werden in diesem Jahr auf den Markt kommen. Daneben gibt es aber auch Neuheiten im Bereich der kompakten Krane für den Einsatz auf kleinen Baustellen.

Liebherr

Einen „Turmdrehkran auf Achse“ präsentiert Liebherr mit dem neu entwickelten Mobilbaukran MK 88, mit dem das Biberacher Unternehmen seine Palette an Schnelleinsatzkrane, Obendreher-Modelle und Mobilkranen seit Anfang des Jahres ergänzt. Der MK 88 erreicht eine maximale Hakenhöhe bei 45°-Steilstellung von über 57 m und eine Ausladung von über 44 m. Der Kran ruht auf einem neu entwickelten Liebherr-Vierachs-Chassis; der gesamte Kran ist kompakt und wendig konstruiert und dadurch prädestiniert für Einsätze in dicht bebauten Innenstädten. Der anpassungsfähige Mobilbaukran empfiehlt sich als Taxikran für kurzfristige Hebeaufgaben. Der Aufstellvorgang mit dem so genannten „Taxi-Lifter“ verläuft programmgestützt und ist dank der serienmäßigen Ausleger-Schwenkeinrichtung ohne manuelle Handgriffe zu bewältigen. Aus abgestütztem Zustand ist der Kran bereits nach rund 15 Minuten einsatzbereit.

Der komplett neue, zweiteilige Teleskopturm in Gitterbauweise ist steif und spielfrei ausgelegt und erlaubt präzises Arbeiten bei den beiden serienmäßigen Hakenhöhen 17,5 m und 30 m. In der eingefahrenen Hakenhöhe kann sowohl mit horizontalem Ausleger als auch mit der Ausleger-Steilstellung gearbeitet werden. Der dreiteilige Ausleger entfaltet sich mit einer sehr engen und hohen Luftmontagekurve bis auf die maximale Länge von mehr als 44 m. Die Montage kann somit über Hindernisse hinweg erfolgen – ein entscheidender Pluspunkt beim Einsatz auf engen Baustellen und an hohen Störkanten. Erweitert wird die Einsatzvielfalt durch die Möglichkeit der drei verschiedenen Ausleger-Steilstellungen von 15°, 30° und 45°. Die Stromver-
sorgung für Kranmontage und Kranbetrieb kann wahlweise über das serienmäßige Oberwagenaggregat oder per Fremdstromanschluss erfolgen. Das sparsame und leise, kompakte 48 kVA leistende Diesel-Stromaggregat ermöglicht einen netzunabhängigen Betrieb. Der Mobilbaukran MK 88 kann auch mit der Funkfernsteuerung betrieben werden. Über deren Display erhält der Kranfahrer alle relevanten Informationen wie zum Beispiel zur momentanen Ausladung, Hakenhöhe, Hubgeschwindigkeit und zur Last am Haken.

 

Manitowoc/Potain

Manitowoc hat Anfang 2009 den größten MDT-Turmdrehkran der Marke Potain auf dem Markt eingeführt. Der MDT 368 ist in zwei Ausführungen erhältlich - als MDT 368 L12 mit einer maximalen Tragfähigkeit von 12 t und als MDT 368 L16 mit einer maximalen Tragfähigkeit von 16 t. Seit der Kran im Januar dieses Jahres angekündigt wurde, hat Manitowoc außerdem ein Patent für einen neuen klappbaren Hilfsausleger erworben, der an diesem Kran verwendet wird. Der klappbare Hilfsausleger löst eines der größten Probleme beim Bau von Kühltürmen, das mit dem Zerlegen des Krans nach Abschluss der Bauarbeiten zusammenhängt. Denn der Radius des Hilfsauslegers ist größer als der des Kühlturms. Das heißt, er kann nicht herabgefahren werden, ohne dass der Hilfsausleger mit dem Bauwerk in Kontakt kommt. Abhilfe für dieses Problem schafft ein neuer klappbarer Hilfsausleger am MDT 368, der in der Branche für Topless-Krane erstmals erhältlich ist. Ein weiteres neues Merkmal des Krans ist ein Gegenauslegerabschnitt, der für den Transport zusammengeklappt werden kann. Aufgrund der Reichweite und Hubleistung des Krans ist ein 21,7 m langer Gegenausleger erforderlich, der zu lang für den Transport auf einem Standard-LKW ist. Deshalb haben die Ingenieure von Manitowoc ein Gelenk konzipiert, mit dem dieser Abschnitt für den Transport zusammengeklappt werden kann.

Die Hilfsauslegerabschnitte des Krans sind mit denen anderer Potain-MDT-Krane, dem MDT 268 und MDT 308, austauschbar. Es sind auch verschiedene Mastteilstücke verfügbar, wobei ein Standardmast mit den Abmessungen 2 x 2 m oder ein größerer K-Mast mit 2,45 x 2,45 m lieferbar sind. Die maximale Hakenhöhe beträgt 93,7 m. Für die 12-t-Ausführung gibt es eine Auswahl zwischen den Hubwerken 75 LVF 30 Optima oder 100 LVF 30 Optima. Für die 16-t-Ausführung kann zwischen den Hubwerken 75 LVF 40 Optima und 100 LVF 40 Optima gewählt werden. Am MDT 368 L16 befindet sich auch ein neues Laufkatzensystem, das 6 DVF 6, das bei einer 4-t-Last Geschwindigkeiten von 100 m/min erreichen kann.

Im Bereich der Selbstmontagekrane sind der Igo 30 und Igo T 85 die neusten Modelle. Der Igo 30 wird im Manitowoc-Werk in Niella Tanaro (Italien) hergestellt und wurde Ende 2008 eingeführt. Der Kran ist in zwei Ausführungen erhältlich: Mit 30 m langem Hilfsausleger und einer Spitzen-Tragfähigkeit von 900 kg sowie mit 28 m langem Hilfsausleger, der 1 t an der Hilfsauslegerspitze heben kann. Die maximale Tragfähigkeit für beide Ausführungen beträgt 2,2 t, die der Kran bis zu 14,6 m weit heraushebt. Die maximale Hakenhöhe ist 21 m und der Hilfsausleger kann entweder bis 8 Grad oder 20 Grad gewippt werden. Der Igo 30 hat ein Gesamtgewicht von weniger als 26 t. Er kann also in den meisten Regionen mit einem einzigen LKW zum Einsatzort gefahren werden, was die Transportkosten reduziert. Er ist einfach aufbau- und transportierbar und bietet flexible Arbeitskonfigurationen, die ihn leicht an verschiedene Einsatzbedingungen anpassbar machen. Der Kran verfügt außerdem über das SmartCom-System, in dem spezielle Sensoren und ein bordeigener Computer für bessere Leistung und zusätzliche Sicherheit beim Zusammen- und Ausklappen integriert wurden. Der Igo 30 kann mit Hilfe des Seitenballasts einfacher aufgebaut werden, denn das Gegengewicht muss so beim Zusammen- und Ausklappen nicht bewegt werden. Dies ist besonders an Einsatzorten hilfreich, die keine freie Drehung erlauben oder wo strenge Regeln bezüglich der Position des Hilfsauslegers bei Außer-Betrieb-Vorgängen gelten.

Auch der Potain Igo T 85 wurde im vergangenen Jahr eingeführt und verfügt über einen Gittermast, der durch Teleskopieren oder Hinzufügen von Abschnitten eine Arbeitshöhe zwischen 20 m und 35 m erreicht. Die maximale Spitzenhöhe des Krans beläuft sich auf 51 m und die Grundfläche beträgt 4,5 m x 4,5 m. Die maximale Tragfähigkeit des Igo T 85, die der Kran bis zu 15,4 m hinaus heben kann, beträgt 6 t. Neben der verstellbaren Arbeitshöhe verfügt der Kran außerdem über Hilfsausleger-Auswahlmöglichkeiten, damit er sich an verschiedene Einsatzorte und Hubanforderungen anpassen lässt. Wenn der Hilfs-
ausleger komplett bis auf 45 m ausgefahren ist, kann der Kran 1.250 kg Last anheben. Bei einer Ausladung von 33,8 m kann der Kran an der Hilfsauslegerspitze sogar 2.350 kg Last aufnehmen.

 

Wolffkran

Mit zwei neuen Turmdrehkranen mit Wippausleger reagiert Wolffkran auf den steigenden Bedarf nach Kranen für den Kraftwerksbau. Bereits im Sommer 2008 führte das Unternehmen den Wolff 244 B ein, Anfang 2009 folgte der 1250 B, mit einem maximalen Nutzlastmoment von 1500 mt ist der derzeit größte Wipper eines europäischen Herstellers (siehe ausführlichen Artikel auf Seite 32). Der Wolff 244 B verfügt über ein vollkommen neues Hubwerk und Auslegersystem. Die früher auf dem Auslegerfußstück platzierte Hubwinde wurde nun im Ausleger integriert, und das Seil wird durch den Ausleger zum Auslegerkopf geführt. Die Lastmessung erfolgt damit bereits am zweiten Auslegerstück und nicht wie bisher am Auslegerkopf. Somit wird das System noch kundenfreundlicher und der Installationsaufwand erheblich redu­ziert. Der WOLFF 224 B ermöglicht eine Auslegerstaffelung in 5 m Schritten, beginnend mit dem 30 m Ausleger als kürzest möglichen Ausleger. Die maximale Auslegerlänge beträgt nun 60 m im Gegensatz zum Vorgängermodell Wolff 180 B mit 55 m.

Die beim Wolff 180 B vorhandene Seileinscherung des Hubwerkes mit 6 t/12 t wurde auf 8 t im 1-Strang-Betrieb und 16 t im 2-Strang-Betrieb umgestellt. Damit stehen 33 % mehr Tragfähigkeit im typischen 1-Strang-Betrieb zur Verfügung. Zusätzlich wurde die Wickelkapazität der Hubwinde deutlich erhöht, sodass nun 600 m Hakenweg im typischen 1-Strang-Betrieb möglich sind und folglich 300 m im 2-Strang-Betrieb. Die Hubwindenleistungen von 60 kW oder optional 75 kW entsprechen den Daten des Wolff 180 B. Durch die komplette Umgestaltung des Hubwerk-/Auslegersystems konnten die Tragfähigkeitswerte deutlich gesteigert werden, sodass eine Eingruppierung in die nächst höhere BGL-
Klasse (Baugeräteliste) 224 möglich wurde.

Der neue Wipper erreicht mit dem längsten Ausleger 8 t bei einer Ausladung von 26,5 m und 1,6 t an der Spitze bei 60 m Ausladung. Die 16 t Tragfähigkeit (beim 2-Strang-Betrieb) kann bis zu einer Auslegerlänge von 50 m verwendet werden. Bei einer Auslegerlänge von 50 m werden bei 16,5 m Ausladung 16 t und bei maximaler Ausladung 3,7 t an der Spitze erreicht. Als Folge der Auslegeroptimierung konnte auch das Gegengewicht reduziert und die Zwischenballastierung vermieden werden.

Ein weiterer Vorteil dieser Anpassungen ist, dass auch bei diesem Modell das Kletterwerk KWH 20.3 verwendet werden kann. Auch die Kransteuerung wurde dem neuen Modell angepasst. Der Wolff 224 B verfügt nun die bereits bei den spitzenlosen Laufkatzkranen (clear-Line) und dem größerem Wipper Wolff 355 B eingesetzte Bus-Technologie. Damit können nun noch mehr Daten vom Kran über das Teleservicemodul abgerufen werden.


Dipl.-Ing. Olaf Meier,

Mönchengladbach

Ein Turmdrehkran „auf Achse“


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