Erstes Baubetriebswirtschaftliches Symposium

Vom 31. März bis zum 1. April fand das erste Baubetriebswirtschaftliche Symposium in Frankfurt am Main statt. Rund 60 Professoren und wissenschaftliche Mitarbeiter von Fachhochschulen, technischen Hochschulen und Universitäten folgten der Einladung des betriebswirtschaftlichen Instituts der Bauindustrie GmbH (BWI-Bau) und der BRZ Deutschland GmbH, um über aktuelle baubetriebliche und baubetriebswirtschaftliche Themen zu diskutieren. Im Zentrum der Tagung stand in diesem Jahr die Umsetzung des Risikomanagements in Bauprojekten.

Prof. Dr. Ralf-Peter Oepen, geschäftsführender Institutsleiter des BWI-Bau, und Dipl. Ing. Johannes Lunz, Geschäftsführer der BRZ Deutschland GmbH, erläutern gemeinsam, warum das Symposium ins Leben gerufen wurde: „Neben Forschung, Lehre und Weiterbildung liegt eine wichtige Aufgabe der Hochschulen im Technologietransfer und der Entwicklung von Innovationen. Hierfür ist eine enge Zusammenarbeit zwischen Hochschulen und Unternehmen notwendig.“

Theorie und Praxis zusammenzuführen – das ist auch das Anliegen von Prof. Thomas Bauer, Vorstand der Bauer AG und
Vizepräsident des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie, der mit einer charismatischen Dinner Speech das Symposium eröffnete. Darin ging er auf die besonderen Bedingungen und Verhältnisse der Bauwirtschaft ein, indem er volkswirtschaftliche Zusammenhänge mit seinen Erfahrungen als Bauunternehmer verband. Das Erfolgsprinzip: „Man muss wissen, wie die Branche tickt.“ Schließlich sei ein theoretisch fundiertes Verständnis des Baumarktes die Voraussetzung für gute Entscheidungen. So ging er in seinem Vortrag auch auf die Besonderheiten der Preisbildung am Baumarkt ein, zu denen auch die hohen Risiken zählen, mit denen die Bauunternehmer konfrontiert werden.

 

Risikomanagement gewinnt an Brisanz

Dass der Umgang mit Risiken immer wichtiger wird, davon ist auch Teilnehmer Hans-Joachim Olschewski, Professor an der Hochschule für Technik in Stuttgart, überzeugt: „Vor allem die Risikokalkulation ist ein brandaktuelles Thema. Risikomanagement wird weitläufig einfach noch als Management des Bauchgefühls betrachtet.“ Das große Dilemma: Nicht nur eine schlechte Rentabilität von jährlich unter zwei Prozent bremst die Wirtschaftlichkeit der Unternehmen aus, sondern auch das immer weiter auseinanderklaffende Verhältnis von Risikoumfang der Bauprojekte auf der einen Seite und Risikotragfähigkeit der Unternehmen auf der anderen Seite. Die meisten Unternehmen betreiben zwar Risikomanagement, meist aber nur intuitiv. Eine Strukturierung wird vollkommen außer Acht gelassen. So die Ergebnisse einer Studie, die Prof. Dr. Ing. Konrad Spang von der Universität Kassel vorstellte.

 

Risiken systematisch in den Griff bekommen

Dass sich Risiken auf Bauprojektebene systematisch in den Griff bekommen lassen, zeigte Prof. Dr. Ralf-Peter Oepen. Er stellte ein strukturiertes Risikomanagementsystem vor, das sich aus den Phasen Risikoidentifikation, Risikobewertung und Risikobeurteilung zusammensetzt. Es eröffnet einen klaren Blick auf Chancen und Gefahren von Projekten, fördert das Risikobewusstsein und hilft dabei Fehler aus der Vergangenheit in der Zukunft zu vermeiden.

Wie sich so ein System Software-seitig umsetzen lässt, demonstrierte Rüdiger Heine, Leiter Consulting bei BRZ. Er stellte die BRZ-Softwarelösung vor, die in Zusammenarbeit mit BWI-Bau und der Jade Hochschule Wilhelmshaven/Oldenburg/Elsfleth in einem Pilotprojekt bei der Unternehmensgruppe Ludwig Freytag entwickelt wurde.

 

Robuste Unternehmensstrategien

Auch für Dr. Werner Gleißner, Vorstand der Future Value Group, ist eine Bewertung von Risiken auf strategischer und operativer Ebene unumgänglich, um den Erfolg des Unternehmens zu garantieren. Dabei müsse man immer Ertrag und Risiko gegeneinander abwägen, denn nicht nur durch eine Steigerung der Gewinne, sondern ebenso durch eine Optimierung der Risiken, könne man den Erfolg und den Wert des Unternehmens steigern. Entscheidend sei immer eine robuste, d. h. risikoorientierte Unternehmensstrategie. Und dazu gehört auch ein partnerschaftlicher Umgang der Projektbeteiligten – ist Unternehmensberater Helmut Kölzer überzeugt. Er belegte anhand von Beispielen aus der Praxis, wie wichtig eine nachhaltige Strategie ist.

Auch Dipl. Ing. Alexander Riemann von der Bauhaus Universität Weimar ist überzeugt, dass ein strukturiertes Vorgehen in der Baubranche wichtig ist. Diese Erkenntnis zieht er aus der Studie über Risikomanagement für Public-Private-Partnership-Projekte, die von der Universität Weimar im öffentlichen Hochbau durchgeführt wurde.

 

Lehre und Praxis zusammengebracht

Mit einem durchweg positiven Feedback aller Anwesenden endete das erste baubetriebswirtschaftliche Symposium. „Die Veranstaltung enthielt die richtige Mischung aus Vorträgen und Pausen, in denen Themen produktiv vertieft werden konnten“, resümiert Johannes Lunz. Zahlreiche Themenvorschläge der Teilnehmer für das nächste Symposium stehen bereits zur Verfügung. „Dies bestärkt BWI-Bau und BRZ auch in Zukunft den Austausch von Lehre und Praxis intensiv zu fördern und das Symposium fortzusetzen“, so Dipl. Ing. Johannes Lunz und Prof. Dr. Ralf-Peter Oepen in ihrem gemeinsamen Fazit.

[www.brz.de]

[www.bwi-bau.de]

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