Elektronischer Lieferschein-Service

Einsatz der ELSE-Daten bei Aug. Prien

ELSE bedeutet „elektronischer Lieferschein-Service“. Dahinter verbirgt sich, dass die Betonhersteller auf einer Internetplattform die Lieferscheindaten vom Vortag einstellen. Die Bauunternehmen können diese Daten über einen passwortgeschützten Zugang herunter laden und diese im Unternehmen weiter verwenden (siehe Schaubild 1). Was die Unternehmen damit machen können, wird nachfolgend erläutert.

Wie kam es zu ELSE? Sowohl Hochtief als auch Bilfinger & Berger verlangten von dem Verband der Transportbetonhersteller, eine solche Plattform bereit zu stellen. Dies geschah bereits vor über fünf Jahren. Seitens des Verbandes hat man sich dies zu Herzen genommen und ist an die Umsetzung gegangen – dies war 2006. Anfang 2010 wurde ELSE in Betrieb genommen – nur Hochtief und Bilfinger & Berger hatten gar kein Interesse mehr an dem Projekt.

Wir haben bei Aug. Prien durch unsere Teilnahme im Arbeitskreis IT der Bauindustrie (AKIM) von dem Projekt erfahren und haben uns Anfang 2010 intensiv mit den Möglichkeiten auseinander gesetzt. Für uns stand im ersten Schritt die Ersetzung des manuell geführten Betoniertagebuchs sowie eine detaillierte Mengen- / Sortenauswertung (auch auf Bauteilebene) im Vordergrund.

 

Hindernisse überwinden

In Hamburg haben wir mit unseren örtlichen Lieferanten Kontakt aufgenommen. Es stellte sich dabei heraus, dass die Konzerne (Holcim, Heidelberger (TBH), Dyckerhoff) das ELSE-Projekt kannten, bis dato für Bauunternehmen keine Daten bereitgestellt hatten, da es keine Nachfrage gab. Die technische Umsetzung erfolgte recht zügig. Den regionalen Mittelständlern war das Projekt nicht bekannt. Hier sind / waren die größten Hindernisse zu überwinden. Beim ersten Mittelständler dauerte die Umsetzung gut ein Jahr.

 

Piloten

Bei den ersten Pilotprojekten hatten wir sofort ein positives Feed-back  seitens der Poliere. Von diesen kamen auch die Vorschläge, das Nachbehandlungsprotokoll mit dem neuen System abzubilden als auch den Luftporen-Wert (LB) mit aufzunehmen. Wir haben diese guten Vorschläge in unser System zügig eingebaut. Jetzt sind wir in dem Stadium, dass Poliere, die mit einem neuen Bauvorhaben beginnen und bereits mit den ELSE-Daten gearbeitet haben, gezielt nach den ELSE-Daten nachfragen. Besser kann es nicht laufen.

„Auf Knopfdruck“ stehen für alle Zugriffsberechtigte (Polier, Bauleiter, OBL, Baustellen-Controller)  folgende Listen tagesaktuell im System bereit:

- Betoniertagebuch
- Mengen Soll- / Ist-Vergleich auf Bauteilebene
- Nachbehandlungsprotokoll (Siehe Abbildung Beispielsliste)
- verbaute Sorten mit Mengen
- verbaute Mengen am Tag
- Übergabeschein für Probewürfel ans Betonlabor


Ein OBL unserer Niederlassung in Köln schaut sich täglich die ELSE-Daten an. Hierbei konnte er feststellen, dass der Polier bei einem sich wiederholenden Bauteil eine zu hochwertige Betonsorte verbaut hat. Es war dem OBL zeitnah möglich, den Polier anzuweisen, die für das Bauteil ausreichende Betonsorte zu bestellen. Ohne die aktuellen ELSE-Daten wäre dies dem OBL nicht aufgefallen – oder wenn doch, erst mit erheblicher zeitlicher Verzögerung später bei dem Prüfen der Rechnungen.

Bei den externen Prüfungen durch den GÜB (Fremdüberwachung) hatten wir keine Beanstandungen, jedoch kleinere Verbesserungsvorschläge in der Darstellung von Listen. Diese Änderungen haben wir zeitnah umgesetzt.

 

Innovationen

Auch in unserer Branche reden viele von Innovationen – meist wird jedoch dabei an ingenieurtechnische Lösungen bei Bauprodukten oder Bauabläufen gedacht. Innovationen gibt es jedoch auch in administrativen Abläufen. Die Innovationen in administrativen Abläufen müssen, wie alle Innovationen, hart erarbeitet werden. Auf Knopfdruck lassen sich weder IT-Systeme anpassen noch organisatorische Veränderungen vornehmen. Es ist ein langwieriger Prozess, bei dem Rückschläge hinzunehmen sind, technische und „menschliche“ Probleme auftreten und ein hohes Maß an Hartnäckigkeit erforderlich ist – sowie ein unbedingter Glaube an das Ziel. Hochtief und Bilfinger & Berger waren auf dem richtigen Weg, nur weil sich Personen im jeweiligen Unternehmen ihre Position geändert hatten, ist dies gute Projekt nicht weiter verfolgt worden. Vielleicht sind die Mittelständler für neue Prozesse offener, da sie auf Grund ihrer Größe und transparenterer Strukturen schneller ihre Systeme und Organisation anpassen können.

Wir möchten nicht unerwähnt lassen, dass es seitens der zur Verfügung gestellten Daten noch einige wichtige Verbesserungspunkte gibt, wie z.B. dass die Baustellen-Nummer der Baufirmen zum Pflichtfeld werden oder dass alle Arge-Partner Zugriff auf die Daten haben. In unserem Hause werden wir den Einsatz von ELSE-Daten forcieren und verstärkt darauf einwirken, dass auch unsere mittelständischen Betonlieferanten uns die Daten zur Verfügung stellen. Bei unseren Betonbestellungen ist das Bereitstellen der ELSE-Daten ein Vertragsbestandteil.


Weitere Informationen zu ELSE sind unter www.lieferscheinservice.de zu finden.



Es gab ein positives Feed-back seitens der Poliere bei den Pilotprojekten.

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