„Wir liefern Lösungen für den  Tiefbau!“

THIS sprach mit Dieter Jungmann, Leiter des Geschäftsbereichs Tiefbau,
Funke Kunststoffe GmbH und Matthias Funke, Technik Vertrieb Geschäftsbereich Tiefbau, Funke Kunststoffe GmbH.

Die Funke Kunststoffe GmbH ist wie kaum ein anderes Unternehmen im Markt dafür bekannt, intelligente Bauteillösungen für knifflige Anwendungsbereiche in der Praxis anzubieten.

Dieter Jungmann: Wir haben es immer wieder mit der Situation zu tun, dass Netzbetreiber und planende Ingenieure mit konkreten Problemen – zum Beispiel bei Anschlüssen oder in der Verbindungstechnik – auf uns zukommen, für die es am Markt keine geeigneten Produktlösungen gibt. An dieser Stelle hören wir stets sehr aufmerksam zu und machen uns auf Grundlage dieses Dialogs sehr intensiv Gedanken über mögliche Lösungsansätze. Das ist ein sehr intensiver Prozess, an dessen Ende es uns oft gelingt, die beste Lösung für den Markt zu realisieren. Zum Glück erhalten wir vonseiten der Funke-Unternehmensführung an dieser Stelle sehr große kreative Freiräume, um wirtschaftlich sinnvolle und marktrelevante Baustofflösungen zu entwickeln.

 

Zur IFAT in München haben Sie als eine der jüngsten Produktentwicklungen den BSM-Adapter präsentiert. Ist dies so eine Lösung aus der Praxis für die Praxis?

Dieter Jungmann: Ja genau. Wir stellen unseren Kunden an dieser Stelle ein wichtiges Bauteil für ganz individuelle Einbausituationen zur Verfügung. Denn in der Praxis tritt bekanntermaßen immer wieder die Anforderung auf, technisch einwandfreie sohlengleiche Übergänge von Rohren auf Schächte oder auf Rohrmuffen aus biegesteifen Werkstoffen wie Steinzeug und Beton herzustellen. Bei Steinzeug sind mit dem BSM-Adapter sowohl Übergänge auf Normallastmuffen als auch Übergänge auf Hochlastmuffen möglich. Als wir das Bauteil auf der IFAT im Mai letzten Jahres präsentiert haben, sind wir zunächst mit DN 300 gestartet. Nun ist der BSM-Adapter auch in DN 400 und DN 250 lagerseits verfügbar.

Matthias Funke: Die Innovationskraft dieses Produkts liegt in sehr vielen kleinen Details. Bei ersten Baustelleneinsätzen waren unsere Kunden sowohl mit dem Handling auf der Baustelle als auch mit den erzielten Baulösungen sehr zufrieden. Es wurden schon Schächte angesetzt, Betonrohre, auch alte Betonrohre. Derzeit sind wir dabei, die nächste Generation in kleineren Nennweiten auf den Weg zu bringen. Denn wir sind der festen Überzeugung, dass der BSM Adapter auch in Nennweiten DN 150 oder DN 200 dringend benötigt wird. Vielleicht werden wir das Prinzip noch leicht modifizieren. Hier rechnen wir im Sommer 2017 mit der Marktreife dieser Nennweiten.

 

Mit dem BI-Adapter bietet Funke schon seit längerem eine Bauteillösung für knifflige Verbindungssituationen im Rohrgraben an.

Dieter Jungmann: Ja, das ist korrekt. Der BI-Adapter hat sich bereits seit zwei bis drei Jahren hervorragend im Markt etabliert. Für dieses Bauteil verfügen wir auch seit kurzem über eine DIBt-Zulassung. Darüber hinaus haben wir die Prüfreihe zur Hochdruckspülfestigkeit beim Institut für Rohrleitungsbau in Oldenburg mit Bravour bestanden. Das alles spricht für eine hervorragende Praxistauglichkeit des BI-Adapters.

 

Zur IFAT haben Sie eine interessante Weiterentwicklung des BI-Adapters präsentiert.

Dieter Jungmann: Beim BI-Adapter haben wir die Ausgangssituation, innen kreisrunde Rohre mit Rohren unterschiedlicher Außengeometrie zu verbinden. Das kommt in der Praxis ständig vor. Man kann nicht immer einen Schacht setzen. Das ist mitunter nicht möglich oder zu zeit- und kostenintensiv. Hier haben wir als erstes Unternehmen im Markt ein Bauteil entwickelt, solch unterschiedlichen Rohre, die nur innen kreisrund sind, also Rohre mit Fuß oder Rohre mit Scheitelverstärkung, miteinander zu verbinden. Unser nächster Schritt war dann nur folgerichtig. Die jüngste, zur IFAT präsentierte Entwicklung, besteht darin, mit dem BI-Adapter Anschlussmöglichkeiten für Eiprofile zu schaffen. Also von Eiprofil auf Eiprofil oder von Eiprofil auf Rund. Darüber hinaus ist es auch möglich, bei einem defekten Eiprofil eine Lösung aus Kunststoff dazwischen zu setzen. Es geht immer weiter. Früher gab es für diese Anwendungsfälle definitiv keine so einfache Lösung. Bis dato verfügt auch keiner unserer Mitbewerber über solche Lösungen.

 

Was hat es mit der jüngsten Entwicklung aus dem Hause Funke auf sich, dem Reparaturabzweig und dem Reparaturrohr?

Matthias Funke: Mit dem Reparaturrohr und dem Reparaturabzweig befinden wir uns derzeit in der Markteinführungsphase. Einige Baustellen wurden bereits bedient, um erste Erfahrungen mit der Praxistauglichkeit des Produkts zu erlangen. Die Idee zu dieser Produktentwicklung kam ursprünglich aus der Liner-Technik. Die Verbindung von Steinzeug- oder Betonrohren mit einem Kunststoffrohr durch eine VPC-Manschette führt zwangsläufig immer zu einem leichten Versatz in der Rohrleitung. Dies ist für eine geplante Sanierung mit Schlauchlining eher ungünstig. Nach verschiedenen Anfragen von Kunden haben wir uns zu diesem Thema Gedanken gemacht, um eine markttaugliche Lösung für solche Problemzusammenhänge zu entwickeln. Die Ergebnisse waren das Reparaturrohr und der Reparaturabzweig.

 

Man kann zwischen zwei Betonrohre nun ein Reparaturrohr aus Kunststoff versatzfrei setzen? Das vereinfacht das Handling auf der Baustelle enorm.

Dieter Jungmann: Genau das ist der Punkt. Mit diesem Produkt wird es kinderleicht, alte Bauteile, etwa alte Beton- oder Steinzeugkanäle, miteinander zu verbinden. Auch die nachträgliche Einbindung von Hausanschlussleitungen ist durch den Einbau des Reparaturabzweigs einfach zu bewerkstelligen. Wir können nun 45 Grad- Abzweige und 87 Grad-Abzweige anbauen, ohne bohren zu müssen. Früher bestand die Problematik bei solchen Einsatzfällen bekanntermaßen in dem Umstand, dass Kunststoffrohre über Außendurchmesser von DN 200, DN 250 usw. verfügen, was bei Beton- und Steinzeugrohren sowie bei anderen traditionellen Werkstoffen der Innendurchmesser ist. Aufgrund einer speziellen Fertigung im Werk entsprechen die Innendurchmesser der Kunststoffrohre nun den Innendurchmessern der jeweiligen Steinzeug- oder Betonrohre. Somit erreichen wir die schon beschriebenen sohlengleichen Übergänge zwischen den verschiedenen Werkstoffen. Die Verbindung erfolgt auch hier über eine VPC-Kupplung, aber ohne jeden Versatz.

 

Die Bauteillösungen, über die wir bislang sprachen, bewegen sich vorwiegend im Verbindungs- oder Anschlussbereich. Was passiert bei Funke über diese Anwendungssituationen hinaus?

Dieter Jungmann: Der Markt ist derzeit damit konfrontiert, dass unsere Kanalinfrastruktur gerade auch in den Verbindungsbereichen viele Schadensbilder aufweist. Somit sind viele auch sehr heterogene, technisch vernünftige und langlebige Sanierungslösungen für das „Bauen im Bestand“ bei der Kanalinfrastruktur gefragt. Aber bei Funke macht man sich grundsätzlich immer Gedanken über alle marktrelevanten Problemstellungen im Zusammenhang mit unserer unterirdischen Infrastruktur. Nicht nur im Bereich Kanalbau, sondern natürlich auch für ein zukunftsorientiertes Regenwassermanagement, um vorherrschenden Klimaveränderungen zielgerichtet begegnen zu können. Wir haben hier viele interessante Ideen in der sprichwörtlichen Schublade. Eine unserer Visionen besteht darin, von der Dachrinne bis zur Kläranlage alles liefern zu können. Hier sind wir auf einem sehr guten Weg. Nach unserem Selbstverständnis sind wir schon lange kein klassischer Rohrhersteller mehr, sondern wir sind in der besten Bedeutung dieses Wortes ein echter Problemlöser. Sonst wären wir am Markt niemals so erfolgreich.

 

Wie sieht es allgemein mit dem Werkstoff PVC-U aus.
Wird auch dieser kontinuierlich modifiziert?

Matthias Funke: Wir verbessern den Werkstoff laufend. Wenn man das PVC heute mit dem Werkstoff von vor 70 Jahren vergleicht, stellt man fest, dass der Werkstoff heute viel feiner und hochwertiger ist und damit über eine ganz andere Performance verfügt. Jede individuelle Mischung wird auf die konkrete Einsatzsituation des späteren Produktes abgestimmt. Da wir selber mischen, sind wir an dieser Stelle sehr flexibel. Und diese Flexibilität nutzen wir bestmöglich, um für jeden Einsatzfall das optimale Produkt zu fertigen. Früher ist man davon ausgegangen, dass ein Rohr für alle Fälle genügt. Heute weiß man es besser. Rohre haben ganz unterschiedliche Anforderungen. Es gibt rund fünf potentielle Einsatzbereiche im Tiefbau und für jeden dieser Einsatzbereiche gibt es auch werkstofftechnologisch speziell abgestimmte Produkte.

 

Herr Jungmann, was macht Funke anders als andere Marktteilnehmer?

Dieter Jungmann: Grundsätzlich geht es bei uns immer voran. Funke Kunststoffe bietet Lösungen. Der Kunde trägt uns sein Problem vor oder wir identifizieren ein solches im Markt, um dann gezielte Lösungsstrategien zu entwickeln. Das kann, je nach Komplexität der Anforderung, auch mal ein bisschen länger dauern. Wir geben unseren Ideen die nötige Zeit, um zu hervorragenden, markttauglichen Produkten heranzureifen. Produkte müssen reifen. Wie ein guter Wein. So entwickelt man sich weiter. Meines Erachtens macht es sich der Markt an vielerlei Stellen viel zu einfach. Viele Hersteller schauen nur auf die Produkte der Mitbewerber, ohne relevante eigene Entwicklungen auf den Weg zu bringen. Es gibt noch so viele Probleme im Markt zu lösen. Ich könnte Ihnen hier direkt mindestens 10 Themen aufzählen, die der Markt anpacken muss. Oft frage ich mich, ob die lösungsorientierte Kreativität in der Branche verloren zu gehen droht. Vielleicht trauen sich viele Unternehmen auch nicht mehr, neue Wege in der Produktentwicklung zu beschreiten, weil nur noch Zahlen verwaltet werden. Wenn man fünf Produkte entwickelt, von denen drei am Markt gut funktionieren, dann hat man schon eine Menge erreicht. Dafür muss ein Unternehmen aber über gute Mitarbeiter und über profunde Branchenkenntnis verfügen. Wenn du diese fünf Entwicklungen aber nicht machst, dann landest du auch mit dem bestehenden Produktportfolio irgendwann bei Null. Unternehmen müssen heute mutig sein und auch mal ein Wagnis eingehen. Also im wahrsten Wortsinne unternehmerisch handeln, zum Wohle des Marktes, um dazu beizutragen, die Vermögenswerte rund um unsere unterirdische Infrastruktur dauerhaft zu erhalten. Diese Verantwortung übernehmen wir und das unterscheidet uns vielleicht.

 

Herr Jungmann, Herr Funke, vielen Dank für das Gespräch!
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