Im Zeichen der Erdbewegung
Liebherr mit Innovationen und ZukunftsvisionenBei der diesjährigen International Construction Trade Press Tour, die im Oktober im österreichischen Telfs stattfand, lag der Schwerpunkt auf dem Liebherr Produktsegment für Erdbewegungsmaschinen.
Zum Auftakt der Presse-Veranstaltung präsentierten Steffen Günther, Managing Director und Mitglied des Board of Directors Liebherr International AG, Joachim Strobel, Managing Director Sales Liebherr-EMtec GmbH, Martin Längle, Managing Director Sales Liebherr-Werk Telfs GmbH, und Swann Blaise, Division General Liebherr Mining Equipment, das Unternehmen sowie die derzeitigen wirtschaftlichen Herausforderungen des Konzerns. Die im Familienbesitz befindliche Liebherr-Gruppe konnte ein Umsatzplus von 0,6 Prozent zum Ende Juni 2025 im Vergleich zum Vorjahr aufweisen. Da die schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen auch für das Jahr 2026 anhalten werden, seien keine größeren Wachstumsimpulse zu erwarten. Priorität habe die Aufrechterhaltung eines langfristig stabilen Arbeitsumfelds für die über 55.000 Mitarbeitenden, während man sich zugleich „intern auf die nächste Wachstumsphase“ vorbereite. Zahlreiche Investitionen weltweit sollen die Zukunftsaussichten positiv unterstützen.
Neue Planierraupen und Teleskoplader aus Telfs
Innerhalb der Firmengruppe Liebherr ist die Liebherr-Werk Telfs GmbH für die Entwicklung und Herstellung der hydrostatisch angetriebenen Planier- und Laderaupen, Rohrleger sowie Teleskoplader zuständig. 1976 wurde die Liebherr-Werk Telfs GmbH im österreichischen Bundesland Tirol gegründet, zur Serienfertigung von Liebherr-Planierraupen, die bereits 1972 als Prototypen in kleinerer Stückzahl vor- und hergestellt wurden. Inzwischen umfasst das Fertigungsprogramm sieben Planierraupentypen mit Motorleistungen von 93 kW bis 565 kW, zwei Laderaupentypen mit Schaufelinhalten von 1,5 Kubikmetern bis 4,6 Kubikmetern, verschiedene Teleskoplader-Modelle mit Traglasten von 3,2 Tonnen bis 6 Tonnen und Hubhöhen von bis zu 10 Metern; zudem werden Rohrleger für den Pipelinebau produziert.
Vorgestellt wurden den rund 30 Gästen der internationalen Fachpresse die neuesten Teleskoplader der Generation 6 sowie die Liebherr-Planierraupen der Generation 8.
Seit seiner Markteinführung auf der MINExpo 2024 wird die Planierraupe PR 776 G8 erfolgreich in Bergbau- und Steinbruchbetrieben in fünf Ländern eingesetzt und unterstützt Kunden dabei, operative Spitzenleistungen zu erzielen. Die neueste Generation der 70-Tonnen-Planierraupe verfügt über Verbesserungen am Maschinendesign, die die Wartung und Zuverlässigkeit optimieren, und bietet Zugang zu den neuesten technologischen Funktionen, während die klassenführende Kraftstoffeffizienz der Maschine beibehalten wird.
Die neuen Fahrassistenzsysteme für Planierraupen sorgen für eine verbesserte Leistung und verringern die Ermüdung des Fahrerenden. Liebherr-Assistenzsysteme für alle Mining-Maschinen sind im IoMine Technologieportfolio von Liebherr Mining verfügbar, dazu gehören Produkte wie die Autonomous Haulage Solution, das Machine Guidance System, das Flottenmanagementsystem und Remote Service. Das erweiterte IoMine-Portfolio bietet neue Steuerungs- und Kontrollfunktionen, Datenintegration und Fernwartungsdienste, die es Kunden ermöglichen, den integrierten Betriebsansatz zu ihrem Vorteil zu nutzen.
Im Bereich Teleskoplader baut Liebherr sein Programm mit den neuesten Modellen der Generation 6 weiter aus. Der hydrostatische Fahrantrieb, ein charakteristisches Merkmal aller Liebherr-Teleskoplader, sorgt weiterhin für eine hohe Wendigkeit, minimalen Verschleiß und gute Kraftübertragung. Die neu gestalteten Kabinen, die Joystick-Bedienelemente und die Assistenzsysteme sorgen für mehr Komfort und Sicherheit bei der täglichen Arbeit. Die Kabinen-Architektur sorgt in Verbindung mit dem außenliegenden ROPS/FOPS-Gitter für eine bessere Rundumsicht und einen großzügigeren Raumeindruck. Die ergonomisch optimierte Lenksäule benötigt nur 3,5 Umdrehungen von Anschlag zu Anschlag und sorgt für ein intuitives Handling, ähnlich wie bei einem Pkw. Mit der Einführung des Modells T 48-8s erweitert Liebherr sein Angebot in der 8-Meter-Hubhöhenklasse und vergrößert damit sein industrielles Einsatzspektrum.
Präsentationen und Live-Demonstrationen
Das Programm der Veranstaltung umfasste auch eine ausführliche Werkführung, bei der die neuesten Entwicklungen des Produkt-segements Erdbewegung präsentiert wurden. Zudem erlaubten „Hands On“-Programmelmente den Gästen, eigene Erfahrung im Umgang mit Teleskopladern und Planierraupen zu machen.
Zu den Live-Demonstrationen gehörte der Einblick in das auch auf der Bauma 2025 präsentierte LiReCon-Fernsteuerungssystem (Liebherr Remote Control). Es besteht aus einem Teleoperationsstand, der mit modernster Steuerungstechnologie ausgestattet ist. Mehrere Kameras liefern Echtzeitbilder aus verschiedenen Perspektiven, während Mikrofone die Maschinengeräusche übertragen. Diese umfassende Sensorik ermöglicht den Maschinenführern eine präzise Kontrolle über die Baumaschinen aus sicherer Entfernung.
Dr. Manuel Bös, Abteilungsleiter für Aufstrebende Technologien bei der Liebherr-Werk Bischofshofen GmbH, veranschaulichte das erstmals auf der Bauma 2025 vorgestellte autonome Fahrsystem für Radlader. Die Idee für einen autonomen Radlader entstand bereits im Jahr 2015 – mit dem Ziel, monotone Aufgaben effizienter zu gestalten und dem Fachkräftemangel aktiv entgegenzuwirken.
Mehrere Testmaschinen werden mittlerweile bei Testkunden in unterschiedlichen Einsatzszenarien erprobt – von industriellen Umgebungen über Mischanlagen bis hin zu anspruchsvollen Umgebungen wie Kieswerken und Steinbrüchen.
Bös demonstrierte eindrucksvoll die „Liebherr Autonomous Operations“ an einem online von Telfs aus gesteuerten Radlader, der in einem 200 Kilometer entfernten Steinbruch die ihm von Bös gestellten Aufgaben erledigte.
Die Autonomie eignet sich besonders für monotone, sich wiederholende Aufgaben wie das Beschicken von Aufgabetrichtern oder das Verladen von Material von A nach B. Auch Arbeiten in Gefahrenbereichen, etwa in einsturzgefährdeten Zonen eines Steinbruchs, lassen sich mit dem autonomen System sicher und fahrerlos ausführen.
Die Maschine erkennt ihre Umgebung, Haufwerke und Hindernisse mittels 3D-Umfeldsensorik − ganz ohne zusätzliche Hilfsmittel wie Drohnen oder separate Vermessungstechnik. Auf dieser Basis plant die Maschine den individuellen Arbeitszyklus, führt diesen eigenständig aus und passt sich den Veränderungen der Umgebung sowie verschiedenen Schüttgütern vollautomatisch an. Dabei kommt das System ohne GPS aus, was den Einsatz auch in Hallen, unter Tage, an hohen Abbruchwänden oder unter der Vegetation erlaubt.
Altan Enginalev, CEO S1 Vision bei Liebherr, gab beim Presse-Event Einblicke in die Entwicklung des S1 Vision, einer neu gedachten Version eines klassischen Muldenkipper-Transportkonzept, das sich rein auf die für den Materialtransport notwenigen Kernkomponenten konzentriert. Im Wesentlichen besteht das Produkt nur aus einer Achse und zwei Reifen. Der Einachser-Truck ist skalierbar und kann eine Nutzlast von 220 Kilogramm bis zu 131 Tonnen tragen. Aufgrund dieser Nutzlastflexibilität kann der S1 Vision für verschiedene Anwendungen wie klassischer Bau inklusive Erdbewegung, Landwirtschaft und Bergbau eingesetzt werden.
Liebherr-International AG
www.liebherr.com
