Historie mit Funktion

Brückensanierung ohne Beeinträchtigung

Die Bestandssanierung einer Brücke der besonderen Art ist derzeit in Wiesbaden zu bestaunen. Entlang einer einzigartigen Brückenkonstruktion über den Rhein fahren zwei Hängegerüste und erschließen die jeweiligen Sanierungsabschnitte – bei laufender Nutzung als Industriebrücke, kombiniert mit einer zeit- und kostensparenden Ausführungslösung.

Die 235 Meter lange BARA-Brücke verbindet den Industriepark Wiesbaden mit der Rheininsel Petersaue und der namensgebenden, dort angesiedelten Biologischen Abwasserreinigungsanlage (BARA). Als Industriebrücke ist sie zentraler Bestandteil für die Versorgungssicherheit der Industriebetriebe, sie dient gleichermaßen als Rohrbrücke und betrieblicher Verkehrsweg. Über ihre funktionale Bedeutung hinaus hat die BARA-Brücke aufgrund seiner einzigartigen Konstruktion eine bedeutende Brückenhistorie: Die ursprünglich als „Kalle-Brücke“ benannte Konstruktion war in den 1970er-Jahren die weitest gespannte Leichtbetonbrücke der Welt. Sie wurde im Jahr 1972 als Trogbrücke in Spannbetonbauweise aus Leichtbeton errichtet, mit den beidseitigen Trogstegen aus schlanken Fertigteilen und einer Bodenplatte aus Ortbeton.

Einzigartig

Ebenso einzigartig wie die damals innovative Brückenbauweise gestalten sich auch die derzeitigen Sanierungsmaßnahmen nach über 50 Jahren Dauernutzung als Betriebsbrücke. Korrosionsschäden, die durch das frühere Eindringen von Streusalz und chloridhaltigem Wasser entstanden sind, müssen beseitigt, neu entstandene Korrosionsherde aufgespürt und ein moderner Korrosionsschutz installiert werden.

Für die vorbereitenden Untersuchungen, eine umfangreiche Betoninstandsetzung und dem unterseitigen Aufbringen eines Oberflächenschutzsystems war ein geeignetes Gerüstkonzept notwendig. Nur die von Ger Gerüstbau und Peri-Ingenieuren gemeinsam entwickelte Gerüstlösung in Form zweier fahrbarer Hängegerüste erfüllte alle Anforderungen. Denn insbesondere galt es, die Betriebs- und Versorgungssicherheit während der gesamten Sanierungsphase zu gewährleisten, eine ausreichend große Plattform für die Brückenunterseite bereitzustellen und gleichzeitig die Belastung zu minimieren, um die Statik der Brückenkonstruktion nicht zu gefährden.

 

Kombilösung

Ein Peri-Fahrwagen bedient das mittlere, 105 Meter lange und horizontal verlaufende Brückenfeld. Ein zweiter Fahrwagen wird für die beiden 65-Meter-Randfelder eingesetzt, die mit 12 Prozent Steigung eine erhebliche Neigung aufweisen. Beide Hängegerüste erlauben den sicheren Zugang zu den Außenflächen und der Brückenunterseite, behindern dabei aber nicht die Lkw-Zufahrt zur Kläranlage. Grundlage für die projektspezifisch erarbeitete Peri-Gerüstlösung bildet die Systemkombination der beiden Baukastensysteme Peri Up und Variokit. Hierbei einbezogen sind Fahrwerk und -schiene der LGS Wetterschutzdachlösung, die bei temporären Überdachungen die Verfahrbarkeit der einzelnen Dachsegmente und damit das Öffnen des Daches ermöglichen.

 

Flexibel koppelbar

Beide Hängegerüste weisen eine für die Sanierungsarbeiten notwendige Plattformfläche von 110 Quadratmetern zur großflächigen Bearbeitung der jeweiligen Brückenunterseite auf. Trotz der hohen Stabilität und Tragfähigkeit der Gerüsteinheiten konnte das vorgegebene Maximalgewicht von 17,5 Tonnen exakt eingehalten werden, so dass eine Befahrbarkeit der Brücke mit einem 30-Tonnen-Lkw noch jederzeit möglich ist. Die Flexibilität des Variokit Ingenieurbaukastens erlaubte es, den Fahrwagen der Randfelder an die 12 Prozent Rampenneigung anzupassen. Zudem achteten die Peri-Ingenieure auf die Verwendung handlicher Einzelbauteile, die mittels Systemverbinder problemlos gekoppelt werden konnten und so die Gerüstmontage vereinfachten.

Solche standardisierten Verbindungsbauteile sind es auch, die eine nahezu übergangslose Kombination von Variokit und Peri Up ermöglichen – ohne aufwendige Kupplungsmontagen. Denn beide Baukastensysteme basieren auf einem metrischen 25-Zentimeter-Grundraster und ergänzen sich ideal, wichtig vor allem bei Gerüstanwendungen mit großen Spannweiten beziehungsweise hohen Lastabtragungen.

 

Material, Zeit und Kosten gespart

Insbesondere die Fahrwagenlösung für die beiden geneigten Brücken-Randfelder stellt eine erhebliche Kosten- und Zeiteinsparung für alle Projektbeteiligten dar. Denn gegenüber eines ursprünglich angedachten Ausführungskonzepts mit einer durchgehend horizontalen Auflagerebene für die Hängegerüste ließen sich mit der Peri-Lösung die Materialmenge, das Gewicht und der Montageaufwand deutlich reduzieren.

Ein bei horizontalem Verfahren notwendiges Auflagergerüst oberhalb der Brückenrampen hätte bis zu 12 Meter Höhendifferenz ausgleichen müssen, gleichzeitig wiese ein darauf angebrachtes Hängegerüst rund 20 Meter Höhe auf. Besonders aber entfallen mit dem schräg verlaufenden Peri-Fahrwagen stetige Umbauarbeiten der unteren Plattform, um diese nach jedem Verfahren an die jeweilige Höhe der geneigten Brückenunterseite anzupassen. Eine effiziente und wirtschaftliche Projektlösung, die zu nahezu 100 Prozent auf mietbaren Systembauteilen basiert.

 

Peri Vertrieb Deutschland GmbH & Co. KG

www.peri.de

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