Filigranes Netz aus Stahlbeton

Ein neues Bürohochhaus für Warschau

Der Prosta Tower im Warschauer Stadtzentrum mit seiner markanten Beton- und Glasfassade weist beste Sichtbetonergebnisse auf. Mithilfe einer umfassenden und auf die höchsten Anforderungen abgestimmten Schalungs- und Gerüstlösung benötigte das Baustellenteam für die Rohbauarbeiten nur elf Monate.

Das Zentrum der polnischen Hauptstadt Warschau hat ein neues architektonisches Highlight. Nicht die 70 m Höhe und die Form machen den Prosta Tower einzigartig – es ist die Gebäudefront aus Glas und einer vorgelagerten rautenförmigem Stahlbetonstruktur in perfekter Sichtbetonoptik, die das Erscheinungsbild des Bürohochhauses prägt. Die filigrane, vor- und rückgeneigte Betonfassade legt sich dabei wie ein Netz über die Außenverglasung – und dient darüber hinaus als tragendes Bauteil.


Herausforderungen

Die Herausforderungen für die Warbud-Baustellenmannschaft bestanden einerseits darin, die komplexe Betonstruktur trotz hohem Bewehrungsgrad und einem zu berücksichtigenden Schalungsdruck von 90 kN/m² maßgenau in Form zu bringen – mit einem perfekten, ankerlosen Oberflächenfinish. Andererseits machte die innerstädtische Lage ohne verfügbare Lagerflächen sowie die daraus resultierende Baustelleneinrichtung mit nur einem Kran eine exakt auf den Bauablauf angepasste Baustellenlogistik erforderlich. Darüber hinaus ändern sich die Grundrisse sowie der Querschnitt der Stahlbetonstruktur mehrfach von Etage zu Etage.

 

Aufeinander eingespielt

In enger Abstimmung mit den Bauausführenden konzipierten die polnischen Peri-Ingenieure eine exakt auf alle Anforderungen abgestimmte Schalungs- und Gerüstlösung. Mit Probeaufbauten zur Herstellung von Referenzkörpern stimmte das Sichtbeton-Team bereits im Vorfeld das Zusammenspiel von Schalungs-, Gerüst- und Betontechnik im Detail aufeinander ab. Das sorgte für optimierte Ergebnisse und mündete in einen beschleunigten Baufortschritt ohne Beeinträchtigungen, eine nachträgliche Oberflächenbehandlung war somit nicht notwendig.

 

Sonderschalung aus

Systembauteilen

Die Trio-Rahmenschalung diente bei der Herstellung der Stahlbetonfassade als kostengünstige sowie einfach und schnell zu montierende Grundform mit Schalungshöhen von 3,60 m. Eine aufgedoppelte Schalhaut sorgte für ansprechende und annähernd fugenfreie Betonoberflächen, hierfür war die Schalungsplatte Fin-Ply Maxi erste Wahl. Durch die spezielle Elementanordnung sowie lastverteilende Ausgleichsriegel war das Ankerraster so festgelegt, dass nicht durch den Beton geankert werden musste. Zur millimetergenauen Formgebung dienten projektspezifisch konstruierte Aussparungskästen. Grundlage hierfür bildeten mietbare Systembauteile wie Stahl-
riegel, Schwerlastspindeln und standardisierte Ver-
bindungsmittel aus dem umfangreichen Peri-Produktportfolio.

Die Sonderschalungselemente wurden in der Warschauer Schalungsmontage komplett vorkonfek-
tioniert und anschließend einsatzfertig auf die Baustelle geliefert. Alle insgesamt 28 Elemente für die Regel- und Sonderquerschnitte waren mit einem speziellen Ausschalmechanismus ausgestattet. Damit konnte ausgeschalt werden, ohne Schalung und
Betonstruktur zu beschädigen. Das Peri-Konzept für die Innenschalung berücksichtigte darüber hinaus die massiven Bewehrungsanschlüsse auf Höhe der Etagendecken.

 

Schalung + Gerüst =

Komplettlösung

Ein kontinuierlich mit dem Baufortschritt mitwachsendes Arbeitsgerüst auf der Basis des Peri UP Rosett Modulgerüstsystems ergänzte die Peri-Komplettlösung. Dies trug zur Bauzeiteinhaltung bei und erhöhte außerdem die Sicherheit für das Baustellenpersonal. Die Gerüstkonstruktion erfüllte hierbei zwei Aufgaben: Es diente als Traggerüst für die jeweils oberste Arbeitsebene mit ausreichend Platz zum Schalen, Bewehren und Betonieren sowie als Fassadengerüst für die nachfolgenden Montagearbeiten. Innenseitige Konsolverbreiterungen erlaubten eine maximale Anpassung an die Fassadenstruktur und gewährleisteten dadurch eine optimale und sichere Zugänglichkeit.

 

Prosta: Nicht gerade einfach

Der Name des 24-stöckigen Bürokomplexes „Prosta Tower“ mit über 8.000 m² hochwertiger Bürofläche leitet sich von der gleichnamigen Straßenbezeichnung ab, der Warschauer Prosta-Straße. Die Bedeutung „gerade“ oder „einfach“ als Übersetzung für das polnische Wort „Prosta“ trifft für das neue Bauwerk allerdings nicht unbedingt zu. Im Gegenteil: Die Umsetzung der architektonischen Vorgaben war äußerst anspruchsvoll und das Gebäude mit dem filigranen Stahlbeton-Netzwerk wirkt alles andere als nur gerade und einfach.

www.peri.de

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