„Wir modellieren ...“

Modellbasierte Planungssoftware Card_1

THIS sprach mit Dipl.-Ing. Uwe Hüttner, Geschäftsführer der IB&T Software GmbH, über Herausforderungen beim Verkehrswegebau und das VerkehrswegeModellierungs- und Expertensystem Card_1.

THIS: Guten Tag, Herr Hüttner.

Wofür steht eigentlich Card_1?

Uwe Hüttner: Card_1 steht für Computer Aided Road and Rail Design, und ist eine von insgesamt drei Schwerpunktlösungen der IB&T-Gruppe. Wir decken mit drei unterschiedlichen Firmen drei Schwerpunktzielgruppen ab – allerdings alle im Bereich Verkehrswege. Card_1 ist dabei die plattformunabhängige Lösung, das heißt, es wird keine CAD-Plattform für die Bearbeitung benötigt.

THIS: Warum ist gerade Card_1 das richtige Werkzeug für Planung und Bau von Verkehrswegen?

Uwe Hüttner: Es gibt Werkzeuge, die speziell für die Gebäudemodellierung gemacht sind, und es gibt Werkzeuge, die speziell für die Verkehrswege-Modellierung gemacht sind. Da liegen die Herausforderungen und Methoden grundsätzlich anders. Card_1 ist spezialisiert für Verkehrswege.

THIS: Wo unterscheiden sich die Anforderungen?

Uwe Hüttner: Im Verkehrswegebau spielt ein ästhetischer oder künstlerischer Aspekt weniger die Rolle. Da gibt es harte Faktoren, wie das vorhandene Gelände, wie Leitungen, wie bestehende Gebäude, die nicht berührt werden dürfen. Es gibt aber auch weiche Faktoren, die berücksichtigt werden müssen – Naturschutzgebiete, Besitzverhältnisse etc. All diese Dinge werden im Hochbauumfeld nur am Rande betrachtet.

THIS: Gesetzliche Vorschriften und Regeln gelten doch auch für Gebäude ...

Uwe Hüttner: Das ist richtig, jedoch sind die Probleme, die es dabei gibt, vergleichsweise „klein“. Große Gebäude sind wie lang – fünfzig Meter, hundert Meter? Beim Bahn-, Straßen- und auch beim Tiefbau reden wir von Kilometern. Unter Umständen dauert es 20 Jahre, bis man wirklich alle, die entlang der Straße ein Grundstück oder ein Besitzverhältnis haben, davon überzeugt hat, dass die Straße oder der Kanal oder die Bahntrasse genau dort gebaut werden muss.

THIS: Wie kann da Ihr System helfen?

Uwe Hüttner: Wir haben in den letzten Jahren einen parametrisierten und intelligenten Kern in das System eingebaut. Wir nennen das Smart Infra-Modelling Technology. Das ist keine Software-Funktionalität, sondern eine Technologie, die regelbasiertes Fachwissen ins System integriert. Deshalb sitzen bei uns nicht nur Programmierer, sondern auch sehr viele Fachingenieure mit im Entwicklungsteam.

Diese Regelwerke und Kataloge, die in unserem System implementiert sind, geben dem Fachingenieur oder Bautechniker die notwendige Unterstützung, die ihm das Modellieren und das Entwerfen von Straßen- und Tiefbauprojekten basierend auf den Regeln erleichtert.

THIS: Sie arbeiten diesen bürokratischen Wust an Regeln und Vorschriften in Ihre CAD-Software ein?

Uwe Hüttner: Ja. Das System kann dem Ingenieur einen korrekten Vorschlag machen, der von der Systemseite den Regeln entspricht. Den kann der Ingenieur übernehmen oder modifizieren. Man arbeitet dann zukünftig vom Groben ins Feine.

THIS: Was macht dann noch der Planer?

Uwe Hüttner: Der Ingenieur sagt dem System, welche Eigenschaften soll denn diese Straße haben? Oder dieser Verkehrsweg haben? Wie sollte diese Straße/dieser Verkehrsweg auf den Bestand reagieren? Welche Regeln muss er berücksichtigen? Welche örtlichen Vorschriften müssen berücksichtigt werden? Unser System entwickelt dann daraus ein Modell und stellt es mit dem integrierten CAD-System visuell dar. Wir modellieren nicht, indem wir einen Straßenabschnitt nehmen und Stück für Stück zusammensetzen, sondern wir generieren: Der Ingenieur definiert die Vorgaben, aber das System modelliert selbst, und bietet das Ergebnis als Vorschlag an. Selbst, wenn Card_1 eine enorme Arbeitserleichterung bedeutet – der Planer hat noch genug zu tun.

Verkehrswegebau ist auf eine andere Art komplexer als Hoch- oder Ingenieurbau. Durch die Abmessungen, durch die unglaublich großen Mengen an Erdmaterial, die ausgebaggert, Sand, Schotter und Asphalt, die eingebracht werden sollen, oder durch die vorhandenen Gegebenheiten. Da geht es um Achsen, um leichte Krümmungen.

Auch ist so gut wie nichts gerade, ob es nun um die Vorgaben der Landschaft oder des Gesetzgebers geht. Da gibt es etwa eine leichte Kurvenüberhöhung, die auf einen Kreuzungspunkt trifft, auf eine andere Straße, die wieder eine Neigung hat.

Diese Querneigungen muss man ausgleichen, so, dass keine Wellen oder Hubbel entstehen, oder dass bei Regen Wasser stehen bleibt. Auch wenn eine Straße durch ein Wasserschutzgebiet führt, muss sie ganz anders gebaut werden als eine identische Straße in einem landschaftlichen Nutzgebiet.

THIS: Damit beispielsweise nicht der Reifenabrieb in das Grundwasser gespült wird?

Uwe Hüttner: Unter anderem, ja. Da darf man im Prinzip nicht nach außen entwässern, sondern es muss nach innen entwässert werden oder es muss eine Rinne gebaut werden, ein anderer Seitenstreifen eingebaut werden – und da muss das System drauf reagieren.

THIS: Spielt das Thema „Wasser“ nur in Schutzgebieten eine solch große Rolle?

Uwe Hüttner: Es gibt kein Verkehrswegeprojekt, ohne dass sich der Ingenieur um die Wasserführung Gedanken machen muss. Es muss immer die Straßenentwässerung mitbetrachtet werden, und sei es, um bei Regen die Fahrsicherheit zu erhalten. Man kann nicht davon ausgehen, dass Regenwasser einfach nur wegläuft, man muss das Wasser irgendwo fassen. Selbst, wenn es an den Rand gebracht wird, muss das Wasser geregelt geführt werden, müssen dann Rinnen und Gräben und Mulden berücksichtigt werden, damit das Wasser abgeführt wird. Das ist die straßenbegleitende Entwässerung, mit der beschäftigt sich unser System und natürlich auch generell die Branche.

THIS: Ist diese Thematik bei Card_1 integriert?

Uwe Hüttner: Aber natürlich. Card_1 ist eins der wenigen Systeme in Deutschland, das die komplette Bandbreite des Tiefbaus – angefangen von der Vermessung über die Straßenplanung, Entwässerung, Bahnplanung und Bahnprojektierung, Kanalprojektierung bis hin zur BIM-Projektierung – in einem System abbilden kann. Unsere Anwender beschäftigen sich zwar schwerpunktmäßig mit den Verkehrswegen, können aber durch die integrierten Fachlichkeiten auch eine Trinkwasserversorgungsberechnung vornehmen oder eine komplexe Kanalisationssanierung in einem innerstädtischen Gebiet abdecken.

THIS: Durch die Integration von Planungstool und Know-how?

Uwe Hüttner: Bislang musste man als Planungsgrundlage alle paar Meter Querprofile entwickeln. Man dachte in drei Tafeln – Lageplan, Querschnitt und Längsbetrachtung. Das wollen wir abschaffen. Es wird zwar noch dauern, bis nur noch ein Modell und keine Pläne mehr auf die Baustelle gehen, es werden immer noch über Jahre hinweg Pläne geprüft werden, freigegeben werden, archiviert werden, für den Baumaschinenfahrer bereitgestellt werden. Man wird immer noch Schnitte benötigen, aber man wird die nicht mehr schwerpunktmäßig zeichnen, sondern man wird die nur noch aus dem Modell generieren. Ansonsten wird zukünftig das Modell Grundlage und Vorgabe auf der Baustelle.

THIS: Wo liegt der Unterschied?

Uwe Hüttner: Wir erzeugen keine Profile, um dann aus den Profilen den Körper des Verkehrsweges zu generieren. Wir versuchen, den Spieß umzudrehen. Wir modellieren den Verkehrsweg, haben ein fertiges Modell, und können an jeder beliebigen Stelle per Mausklick einen Schnitt oder eine bestimmte Sicht erzeugen – eine riesige Arbeitserleichterung.

Card_1 ist dafür besonders gut geeignet, weil wir seit jeher in unserer Systematik nicht zeichnungsorientiert, sondern modellorientiert arbeiten. Von der Vermessung bis zum BIM ist das im Kern vorgesehen. Das ist auch ein Unterschied zu eher plattformbasierten Lösungen, die in einem hohen Maße zeichnungsorientiert arbeiten. Die gehen also von Zeichnungen und von Plänen aus. Wir modellieren.

IB&T Software GmbH

www.card-1.com

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