Alte Eisenbahnbrücke abgebrochen

Großauftrag für Feess in Kornwestheim

In Kornwestheim (Kreis Ludwigsburg) wurde zwischen 22. Mai und 7. Juni in einem neuen 20-stündigen Einschubverfahren eine neue Brücke errichtet. Das Bauwerk ist Teil von Modernisierungsmaßnahmen der Deutschen Bahn.

Zwei Betonteile, die insgesamt etwa die Größe eines Handballfeldes haben, wurden mitten in der Stadt beim Bahnhof seit Januar aus 1.300 Kubikmetern Stahlbeton gegossen und am 29. Mai im 90-Grad-Winkel als neue Brücke in den Gleiskörper eingeführt.

1.200 PS, 66 Achsen und 264 Räder

Diese Aufgabe übernahm ein sogenannter Tausendfüßler mit 1.200 PS, ein Baufahrzeug mit 66 Achsen und 264 Rädern. Das Fahrzeug fuhr unter die je 1.800 Tonnen schweren Teile und stemmte sie an deren Decke leicht nach oben. Die Verschwenkung unter den Augen hunderter Schaulustiger war Millimeterarbeit, weil in unmittelbarer Nähe Gebäude stehen.

Anschließend wurden bei dem Vorhaben 500 Tonnen (Gleis-) Schotter verbaut und die elektrische Oberleitung errichtet. Nach Angaben der Bahn belaufen sich die Kosten für das Projekt auf 13 Millionen Euro. Die Kornwestheimer Brücke ist eine von 900 Brücken, die im Zuge eines Modernisierungsprogramms der DB saniert werden. Insgesamt stehen dafür in Baden-Württemberg 2021 gut zwei Milliarden Euro zur Verfügung.

Rückbau der 120 Jahre alten Vorgängerbrücke

Zunächst galt es, die um 1900 entstandene Vorgängerbrücke zurückzubauen, wofür die Heinrich Feess GmbH & Co. KG aus Kirchheim/Teck als Nachunternehmer der Firma Klostermann aus Hamm den Auftrag erhalten hatte. Alexander Feess: „Wir haben uns gefreut, Teil dieses Projekts zu sein, da ein solch komplexer Auftrag nicht alltäglich ist und unser ganzes Know-how und unser kompletter Maschinenpark gefragt waren.“ Einen solchen Auftrag könnten im Südwesten sicher nur ganz wenige Firmen aus einer Hand anbieten.

Perndelverkehr mit 120 Lkw

Entsprechend war das Feess-Team rund um die Uhr im Zwei-Schicht-Betrieb unter anderem mit einem 50-Tonnen-Bagger, zwei 40-Tonnen-Baggern, zwei 25-Tonnen-Baggern und einem 20-Tonnen-Radbagger im Einsatz zuzüglich Reservefahrzeugen, um die alte Brücke aus 200 Tonnen Stahl und 4.000 Tonnen Beton in kürzester Zeit fachgerecht zu demontieren und mit 25 Lkw im Pendelverkehr auf nahegelegene Recycling-Plätze abzufahren und parallel die 500 Tonnen Verfüllmaterial zu liefern.

Herausforderungen und kreative Lösungen

„Unsere Mitarbeiter haben es sichtlich genossen, mal wieder einen komplexen Großauftrag von überregionaler Bedeutung auszuführen“, sagt Feess, der dafür gut zwei Millionen Auftrag in Rechnung stellt. Auch haben er und sein Team seinen Auftraggeber Klostermann aus Hamm mehrmals beeindruckend können, weil sie auf unvorhergesehene Widrigkeiten schnell, flexibel und effektiv reagierten: So als der Wendekreis für den Tausendfüßler um zwei Meter zu klein war und mit der improvisierten Installation einer Rückwand aus Öko-Stones der notwendige Platz geschaffen wurde oder das Förderband, mit dem das Verfüllmaterial präziser hinter der neuen Brücke platziert werden konnte. „Damit haben wir zusätzliche Arbeitsgänge eingespart“, sagt Feess.

Die Bauunternehmung Klostermann ist inhabergeführt und setzt bis zu 70 Millionen Euro pro Jahr mit gut 250 Mitarbeitern um. Die Hälfte des Umsatzes, den die Westfalen zu 70 Prozent intern erbringen, entfällt auf den Gleisbau über Brücken. Weitere Schwerpunkte sind der Bau von Schleusen und Kläranlagen. 

H. Klostermann Baugesellschaft mbH

www.klostermann-hamm.de

Heinrich Feess GmbH & Co. KG

www.feess.de

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