Schalungsplanung und -controlling

Neubau Produktionshalle für Audi

An der Nordgrenze des Audi-Werks in Ingolstadt baut die Ed. Züblin AG eine neue Produktionshalle für den Karosserierohbau und seit November 2009 drehen sich 8 Turmdrehkrane auf der Baustelle.

Aufgrund des engen Terminplanes von nur 10 Monaten werken bis zu 70 Mann im Zwei- und Dreischichtbetrieb an der 220 m langen und 135 m breiten Halle. Das Ost-West ausgerichtete zweigeschossige Gebäude mit einer Geschosshöhe von je 15,00 m entsteht aus Fertigteilen und Ortbetonkernen.

 

Abhängigkeit zwischen Fertigteilen und Ortbetonbauteilen

Bei der Halle selbst bestehen Stützen und Unterzüge komplett aus Fertigteilen, die beiden Decken aus Fertigteilen, teilweise mit Aufbeton. Neun aussteifende Ortbetonkerne liegen in drei Achsen in der Mitte und an den Schmalseiten der Halle. Sie enthalten Treppenhäuser und Versorgungsschächte.

Die Zwischendecke der Halle selbst wird später mit LKW befahren. Der zugehörige Traileraufzug ist nördlich der Halle vorgelagert, direkt neben dem Treppenhauskern in der Mitte der Längsseite. Die zusätzliche Auflagerkonsole für die Fertigteile im Bereich der vorgelagerten Halle wurde mit Staxo 100 unterstellt.

Im Bauablauf bestehen aufgrund der Mischbauweise enge terminliche Abhängigkeiten zwischen den Fertigteilen und den aufgehenden Ortbetonkernen. So sind die sechs Ortbetonkerne der mittleren und östlichen Achse sowie das Westgebäude fast zeitgleich zu errichten. Dadurch stehen die Ortbeton-Auflagerkonsolen rechtzeitig bereit für die Fertigteil-Unterzüge der eigentlichen Halle. Die Maßhaltigkeit ihrer Oberkante ist ein Zwangspunkt für die Bauausführung.

 

Ortbetonkerne geklettert

Das von Doka ausgearbeitete Schalungskonzept orientiert sich eng an den Vorgaben der Züblin-Ar-
beitsvorbereitung und setzt auf höchste Arbeitssicher-
heit. Es umfasst die mit Kletterschalung auszuführen-
den Ortbetonkerne in den Achsen Mitte und Ost sowie den konventionell zu schalenden Bürotrakt der Achse West.

Ein Schwerpunkt der Planung liegt in der Entwicklung des Schalungskonzepts in Form arbeitsvorbereitender Konzeptplanungen in Abhängigkeit des Bau-
ablaufs für die Kerne im Ostgebäude und in der Erarbeitung des Arbeitsschutzkonzepts für die Montage und Demontage der Gespärre für die Ortbetonauflagerkonsolen der Treppenhauskerne in der Achse Mitte. Als Kletterschalung dient die Kletterschalung MF 240. Sie kann aus dem Baukasten projektspezifisch optimal an das Bauwerk angepasst werden. Ihre 2,40 m breiten Hauptarbeitsbühnen erlauben es, die Schalung über den Fahrweg ohne Kraneinsatz um 75 cm von der Wand zurückzufahren. Dies kam der Sonderlösung für die Auflagerkonsolen der Fertigteile zu Gute. Denn bei den Auflagerkonsolen für die Fertigteile war bei den Ortbetonkernen der Achse Mitte die Lastableitung nur durch Sondergespärre in den Griff zu bekommen. Die Sondergespärre ließen sich im Schutz der zurückgefahrenen Schalung in allen Phasen sicher montieren und demontieren.

Der östliche Bauwerksriegel enthält neben den drei ebenfalls mit Kletterschalung MF 240 errichteten Ortbetonkernen zusätzliche Lagerräume, die Sprinklerzentrale sowie eine Batterieladestation. Hier sind bei +7,50 m und +22,50 m nochmals 13,00 m breite Fertigteildecken eingezogen.

Bei der Kletterschalung MF 240 sind die Klettereinheit und die Schalung grundsätzlich in einer Einheit umsetzbar. Dies hilft wertvolle Krankapazitäten sparen. Bei den Ortbetonkernen in der Achse Ost war jedoch die Krantragfähigkeit wegen der großen Ausladung derart eingeschränkt, dass Klettereinheit und Schalung separat umzusetzen waren. Auf Grund mehrerer Zwangspunkte war das Krankonzept während dieser Bauphase nicht anders auszuführen.

Ein  „Elementstützenadapter“ getauftes, mietfähiges Sonderteil ermöglicht trotz der im Zuge der Gewichtsoptimierung entfallenen Fahreinheit MF den sicheren und einfachen Anschluss der Elementstützen der Wandschalung an die Hauptarbeitsbühne der Kletterschalung MF.

 

Bürotrakt konventionell geschalt

Der westliche Riegel der Halle entsteht als Bürotrakt komplett in Ortbeton mit wechselnden Raumhöhen und Wandscheiben in der Fassade. Zwischen den drei Treppenhauskernen der Achse West liegen zusätzliche Betriebsräume, Büros, Duschen und Sozialräume. Ihre sechs Geschosse und das Untergeschoss besitzen unterschiedliche Höhen zwischen 2,88 m und 7,28 m. In den hohen Geschossen ist die Dokaflex-Deckenschalung mit Traggerüsten Staxo 100 unterstellt.

Die 36 cm starke Decke über dem Erd-
geschoss weist große Ortbeton-Unterzüge mit einem Querschnitt von 1,64 m x 1,20 m auf. Die Ortbetonstützen entstehen mit Framax-Uni-Elementen 90 mit aufgesetz-
ter Pilzkopfschalung, um die 20 cm dicken Pilzköpfe mit den Decken zusammen zu betonieren. Von der neuen Doka-Deckenabschalklemme sind 630 Stück auf der Baustelle. Zunächst als Absturzsicherung an den Fertigteilen der Zwischendecke der Halle vorgesehen, überzeugte ihre einfache Anwendung derart, dass sie bald in allen Bereichen als Halterung für die Abschalung der Decken eingesetzt wurde.

 

Unterstützendes Schalungs-
controlling

Die im Bürotrakt genutzte Träger-Deckenschalung Dokaflex 1-2-4 und die Rahmenschalung Framax Xlife für die Wände stammen von der dem Strabag-Konzern angehörenden Firma Baumaschinentechnik International (BMTI), ergänzt mit einigen aus dem Doka-Mietpark zugemieteten Elementen. Die übrige Schalung liefert die Logistik der Doka-Niederlassung mit Sitz in München. Doka unterstützt das BMTI-Kompetenzzentrum Schalung in Regensburg bei der aktiven Kontrolle und Steuerung des Schalungseinsatzes. Bei diesem Schalungscontrolling liefert Doka zeit- und mengenbezogene Informationen zu dem auf der Baustelle vorhandenen Schalungsmaterial. Hierbei bestellt BMTI bei Doka direkt die zusätzlichen Schalungsmengen in Abhängigkeit des aktuellen eigenen Bauhofbestandes.

Der enge Terminplan erforderte Zwei- und Dreischichtbetrieb mit bis zu 70 Mann

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