Krankenhäuser fit für die Zukunft machen

Umfangreiche Abbruch- und Aushubarbeiten beim neuen Klinikum Stuttgart

Es darf sich mit dem Titel größter Krankenhaus-Neubau in Deutschland schmücken: das neue Klinikum Stuttgart. Bis 2015 wird die medizinische Versorgung in der baden-württembergischen Landeshauptstadt gebündelt und die Kliniklandschaft für rund 800 Millionen Euro neu geordnet, um den medizinischen Standort fit für die Zukunft zu machen und Patienten besser zu versorgen.

Ein neues Versorgungszentrum konnte bereits eingeweiht werden. Derzeit ist der Neubau des Olgahospitals und der Frauenklinik an der Reihe. Beide Projekte sollen in den nächsten zwei Jahren fertig gestellt sein. Bis 2015 sollen alle übrigen Maßnahmen abgeschlossen sein, darunter der Bau eines weiteren Zentrums für Innere Medizin, Operative Medizin und ein Neurozentrum.

 

Aus Vier mach Zwei

Vier Krankenhäuser an vier Standorten– deren wirtschaftlicher Betrieb drohte angesichts steigender Kosten im Gesundheitswesen aus dem Ruder zu laufen. Daher zog Stuttgart die Notbremse und machte sich an die Konsolidierung seines Klinikbetriebes. Ziel umfangreicher Bau- und Umstrukturierungsmaßnahmen ist es, die bisher auf vier Standorte verteilten Stuttgarter Kliniken auf zwei Standorte - das Katharinenhospital und das Krankenhaus Bad Cannstatt - zu konzentrieren. So will die Stadt ihre Krankenhäuser besser miteinander vernetzen und damit die laufenden Kosten erheblich reduzieren.

Zur Neuordnung der Kliniklandschaft gehören der Neubau des Olgahospitals und der Frauenklinik. Das neue Kinder- und Frauenzentrum des Klinikums wird über 2 500 Räume, eine Gesamtgeschossfläche von 96 000 Quadratmetern auf zehn Etagen und eine Nutzfläche von rund 30 000 Quadratmetern verfügen. Es enthält auch eine Tiefgarage mit 476 Stellplätzen, die für den gesamten Standort Mitte vorgesehen ist. Noch viel wichtiger: Kranke Neugeborene müssen dann nicht mehr verlegt werden. Schließlich verfügen das neue Kinder- und Frauenzentrum über 385 Betten.

 

Wichtiger Schritt

Dem neuen Olgahospital und der Frauenklinik sowie deren Zusammenführung unter einem Dach gehen umfangreiche Abbrucharbeiten sowie Aushubarbeiten im Stadtzentrum voraus, welche von dem Erdbau- und Abbruchunternehmen der Fischer Gruppe aus Weilheim/Teck zusammen mit den ARGE-Partnern Bauer Spezialtiefbau und Züblin Spezialtiefbau ausgeführt werden. Als Bauherr zeichnet die Landeshauptstadt Stuttgart, vertreten durch das städtische Hochbauamt, verantwortlich. Die Kosten des Bauprojekts belaufen sich auf insgesamt 268,4 Millionen Euro. Das Land Baden-Württemberg fördert den Klinikneubau mit rund 150 Millionen Euro.

„Der Neubau von Olgahospital und Frauenklinik ist ein wichtiger Schritt zur Neuordnung unseres Klinikums. Mit diesem zentralen Großprojekt investieren wir in die Zukunft des Gesundheitsstandortes Stuttgart. Dabei spielt die Versorgung der kleinsten Patienten in unserer kinderfreundlichen Stadt eine besondere Rolle“, sagte Oberbürgermeister Dr. Wolfgang Schuster, als er im Mai 2007 mit dem ersten Baggerbiss den Neubau einläutete. Seitdem sind die Erdbau- und Abbrucharbeiten auf dem Gelände des Katharinenhospitals zu Gange.

 

Knifflige Baustellenlogistik

In zwei Abbruchabschnitten müssen sechs Gebäude, allesamt stark bewehrt und nicht mehr sanierungsfähig, abgebrochen werden. Und das mitten im Stadtzentrum, wo Platz Mangelware ist. Entsprechend knifflig war und ist es, die Baustellenlogistik auf dem Areal einzurichten, die Materialabtransporte von Abbruchmaterial wie Stahlbeton und Mauerwerk im innerstädtischen Bereich zu organisieren sowie den Einsatz von Cat Baumaschinen und Lkw auf engem Raum zu koordinieren. Im zweiten Abbruchabschnitt geht es in Summe um 50 000 Kubikmeter umbauten Raum, die sich zur Hälfte über und unter dem Gelände aufteilen. Viel Zeit bleibt der Firma FWA Fischer Weilheim Abbruch nicht für die Entkernung, Schadstoffsanierung und den kompletten Rückbau insbesondere von dem Kesselhaus sowie aller Versorgungsanlagen. Schließlich wird von ihr wegen des engen Zeitplans eine hohe Tagesleistung gefordert, die sie mit einer Reihe von Cat Baggern bewältigt wie einem Cat 365 B Longfront, einem Cat 345C, einem Cat 330B sowie zwei 330C, einem Cat 325B und einem Cat M318D. Zum Auftrag gehörte die komplette Entsorgung aller mineralischen und nichtmineralischen Materialien der verschiedenen Belastungsklassen. Eine besondere Herausforderung stellte die Sanierung von größeren Bereichen mit schwachgebundenem Asbest dar. Unter den hohen Anforderungen des Arbeitsschutzes wurden in einem sehr engen Terminfenster alle betroffenen Bereiche unter gutachterlicher Begleitung saniert und zum Abbruch freigegeben. Die Arbeiter mussten in ihren Schutzanzügen aufgrund der Gefährlichkeit des Asbests in abgeschotteten Bereichen unter Unterdruck arbeiten und die vorgeschriebenen Pausen einhalten.

 

Umfangreicher Abbruch

Zum Abbruchumfang gehörte ebenfalls der Rückbau eines 54 Meter hohen Kamines, bei dem auch der zum Abbruch eingesetzte Cat 365 B Longfront an seine Grenzen kam. So machte sich die Firma FWA Fischer Weilheim Abbruch auf die Suche nach einem Spezialisten und fragte beim Deutschen Abbruchverband an. „Es gibt in Deutschland gerade einmal eine handvoll Firmen, die solche Spezialabbrucharbeiten ausführen und vor allem das entsprechende Equipment und die Erfahrung zum Abbruch haben“, berichtete Joachim Schmid, technischer Leiter der Abbruchfirma. Mit einer an einem Kran hydraulisch betriebenen Abbruchzange rückten die Spezialisten dem Kamin in einer Höhe von 54 Metern über dem Gelände zu Leibe. Hierbei galt es genauso wie bei den restlichen Abbrucharbeiten entsprechende Sorgfalt und Vorsicht walten zu lassen, damit nichts unkontrolliert herunterfällt. Und hier tauchte bereits ein weiteres Problem auf, das während des gesamten Abbruches berücksichtigt werden muss. Auch wenn die Baustelle vorschriftsmäßig eingezäunt ist, müssen Krankenwagen ungehindert zum Klinikum vorfahren können.

 

Klinikbetrieb läuft weiter

Eine weitere Herausforderung stellt die Vermeidung von Lärm- und Staubemissionen sowie von Erschütterungen dar. Schließlich sind trotz Bauphase in den bestehenden Gebäudeteilen Patienten untergebracht - und die sollen von der Baustelle in ihrem Genesungsprozess so wenig wie möglich beeinträchtigt werden oder davon mitbekommen. Weiter muss während der gesamten Baumaßnahme der Klinikbetrieb ungestört in vollem Umfang weiterlaufen. Um die Staubentwicklung einzudämmen, muss das Abbruchunternehmen, FWA Fischer Weilheim Abbruch, besonders häufig den Wasserstrahl auf die Abbruchwerkzeuge an den Cat Baumaschinen richten. „Wir mussten uns vorab verpflichten, neue Baumaschinen einzusetzen und die Bauarbeiten stark zu bewässern. Daher spritzen wir viel mit dem Wasserschlauch und setzen an den Cat Abbruchbaggern 365, 345 und 330 eigens von uns konstruierte Sprühanlagen an den Abbruchwerkzeugen ein, damit wir den Staub direkt am Entstehungsort bekämpfen können. In Summe haben wir deutlich mehr Vorkehrungen zum Schutz der Patienten getroffen, als eigentlich vorgeschrieben gewesen wäre“, so Schmid.

Sowohl was die Abbruch-, als auch die Aushubarbeiten anbelangt, mussten umfangreiche Baugrubensicherungen entlang der Nachbargrundstücke vorgenommen werden. Unmittelbar vor dem steil ansteigenden Kriegsberg wird der gesamte Baukörper mit vier Unter- und sieben Ober-
geschossen am Rande des Stuttgarter Talkessels auf einer Fläche von 160 auf 105 Meter errichtet. Dies macht im Norden einen Geländeeinschnitt von rund 15 Metern erforderlich. Der Aushub erfolgt bedingt durch die auf dem Baufeld stehenden Technikgebäude zur Versorgung des Katharinenhospitals in zwei Abschnitten. Rund 100 000 m³ Erd- und Bauschuttmaterial wurden bereits zwischen 2007 und 2008 beseitigt. Bauphase II konnte erst beginnen, als die Energiezentrale für das Katharinenhospital in Betrieb war. 70 000 m³ Material müssen nun in Bauphase II bis September 2010 ausgehoben und abgefahren sein. Die Baustellenlogistik ist auf Grund der Lage im Herzen Stuttgarts extrem aufwendig. Die Verkehrssituation muss mit einer großen Kapazität an Lkw zum Abtransport der Bauschutt- und Erdmassen bewältigt werden. Hierfür sind die Logistikspezialisten der Firma Fischer aus Weilheim/Teck prädestiniert. Das Baufeld befindet sich im Innenbereich der Mineralwasserschutzzone. Als Bodenschichten treten neben den künstlichen Auffüllungen quartäre Schichten und der für den Stuttgarter Baugrund typische Gipskeuper auf. „Um den Aushub stemmen zu können, müssen wir jeden Tag eine hohe Leistung bringen. Täglich sind im Durchschnitt 1 200 bis 1 500 Kubikmeter auszuheben und abzufahren und das mitten in der Innenstadt“, meinte Schmid, der sich zuversichtlich gibt, den Zeitrahmen einhalten zu können.


Weitere Informationen:

[www.stuttgart-baut.de]

[www.zeppelin-cat.de]

Hier in Stuttgart entsteht bald der größte Krankenhaus-Neubau Deutschlands

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