Auf Geländefahrt

Testfahrten mit den 4x4-Versionen von Sprinter und Vario

Was taugen Allrad-Versionen „normaler“ Transporter, wenn es mal wirklich ins Gelände geht? Die Redaktion baumarkt+bauwirtschaft hatte Gelegenheit, auf dem Daimler-Testgelände in Ötigheim gleich zwei 4x4-Transporter im anspruchsvollen Gelände zu testen – den Mercedes Sprinter sowie den Vario.

Im Baualltag gibt es immer wieder Situationen, in denen man abseits befestigter Wege fahren muss. Doch ein „echter“ Geländewagen ist dabei nur selten eine gute Alternative zum klassischen Transporter, denn Nutzlast und Laderaum sind hier doch meist begrenzt. Daher bieten viele Nutzfahrzeughersteller Allrad-Versionen ihrer Transporter an. Sie sollen kein Ersatz für ein Geländefahrzeug sein, aber Bauhandwerkern zumindest eine Alternative bieten. Doch was taugen die Fahrzeuge, wenn es wirklich mal ins Gelände geht? Kommt man damit zum Beispiel auch eine aufgeweichte, schlammige Auffahrt aus einer Baugrube wieder hinauf?

 

Probefahrt in alter Kiesgrube

Wir gehen dieser Frage auf dem Testgelände von Daimler in Ötigheim nach. Die alte Kiesgrube wird von Mercedes zum Testen neuer Lkw und Unimog genutzt und bietet Schotterpisten, steile Hügel und Schlammlöcher – kurz alles, was das Herz des Geländefahrers höher schlagen lässt. Und durch dieses Terrain wollen wir jetzt mit Transportern fahren …

Elektronik kontra Mechanik

Dabei stehen gleich zwei Fahrzeuge für uns bereit: Ein Sprinter 515 CDI 4x4 Kombi sowie ein Vario 814 D mit Allrad. Sie repräsentieren nicht nur zwei Gewichtsklassen – der Sprinter mit zulässigen Gesamtgewichten zwischen 3 und 5 t, der Vario mit 6 bis 7,5 t zulässigem Gesamtgewicht – sondern auch verschiedene Technologien für den Allradantrieb: Der Vario ist noch ein Vertreter der „vor-elektronischen-Zeit“. Er ist mit einem permanenten Allradantrieb und zuschaltbarer Gelände-Untersetzung ausgerüstet. Seine Differenzialsperre funktioniert dabei ganz traditionell mechanisch. Im Sprinter mit zuschaltbarem Allradantrieb arbeitet dagegen ein elektronisches Traktions-System namens 4ETS. Verlieren ein oder mehrere Räder die Traktion, bremst das System die durchdrehenden Räder automatisch ab. Damit wird in gleichem Maße das Antriebsmoment auf die Räder mit guter Traktion erhöht. Dieses elektronische System kann die Wirkung von bis zu drei Differenzialsperren simulieren.

 

Robuster Vario

Zunächst trauen wir uns mit dem Vario auf die Strecke: Schon beim Einsteigen zeigt der 7,5 Tonner seinen robusten Charme: Die Kabine ist weniger auf Luxus denn auf Robustheit getrimmt und bietet ein ziemlich puristisches Design. Alleine der scheinbar ein Meter lange Schalthebel erinnert an Lkw-Technik von vor 20 Jahren. Auf der anderen Seite hat man auch keine Scheu, mit Baustiefeln einzusteigen und sein Werkzeug in der Kabine zu deponieren. Aber wir sind ja hier, um die Geländegängigkeit zu testen.

Also, Geländeübersetzung einschalten, Gang rein und los geht´s. Für den Kastenwagen mit hinterer Zwillingsbereifung ist die anfängliche Schotterpiste kein Problem. Doch jetzt kommt die erste Herausforderung – ein tiefes Schlammloch. Aber kein Problem für den Vario – auch ohne die Differenzialsperre einzuschalten, zieht der permanente Allrad-Antrieb den Transporter mühelos durch den Schlamm. Doch beim anschließenden steilen Hügel packt er es nicht mehr.

Schnell auf die Bremse treten, Hinterachs-Differenzial rein und neuer Versuch. Erstaunlich, wie stark eine Differenzialsperre die Traktion verbessert – denn jetzt klettert der 7,5 Tonner ganz souverän den Hügel hoch. Die anschließende Sand- und Schlagloch-Piste stellt dann keine Herausforderung mehr dar – nur als Fahrer wird man herb durchgeschüttelt.

 

Komfortabler Sprinter

Da sitzt man im Sprinter deutlich bequemer. Er ist von der Kabinengestaltung moderner und mehr auf Komfort ausgelegt. Auch das Fahrverhalten ist deutlich komfortabler – insgesamt erkennt man schon, dass der Sprinter einer späteren Fahrzeug-Generation als der Vario angehört. Doch wie robust ist die Technik, wenn es ins Gelände geht? Um dieser Frage nachzugehen, fahren wir den gleichen Parcours wie mit dem Vario ab. Vorher jedoch schalten wir erstmal per Tastendruck den Allradantrieb mit variabler Kraftverteilung zu - dies ist im Gegensatz zum Vario auch bei rollendem Fahrzeug bis zu einer Geschwindigkeit von rund 10 km/h möglich.

 

Ergebnis: Geländetauglich

Unser Fazit: Auch wenn beide Transporter sicher nicht als Geländefahrzeuge gelten, haben sie sich im Testgelände bewährt. Der Vario überzeugt vor allem durch sein robustes Auftreten – er passt mit seiner „Lkw-mäßigen“ Technik wunderbar auf eine Baustelle. Die elektronische Regelung des Sprinter ist gewöhnungsbedürftig und sicher auch mehr für den Einsatz bei schwierigen Straßenverhältnissen ausgelegt, aber auch mit ihm wird man aus jeder Baustellengrube herauskommen.

Dipl.-Ing. Olaf Meier,

Mönchengladbach

Ergebnis: Im Testgelände haben sie sich bewährt!

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