Bauindustrie warnt vor Übernahmewelle

„Hochtief ist nur der Anfang, andere prominente Opfer werden folgen. Der Gesetzgeber muss deshalb endlich Maßnahmen gegen die drohende Übernahmewelle ergreifen, die derzeit auf die deutschen Aktiengesellschaften in Streubesitz zurollt.“ Diese Auffassung vertrat am 10. Februar 2011 in Berlin der Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie Michael Knipper anlässlich der bevorstehenden Beratungen über die Novellierung des Anlegerschutz- und Funktionsverbesserungsgesetzes im Deutschen Bundestag. Es sei zunächst wichtig, die offensichtlichen Lücken im deutschen Übernahmerecht zu schließen, z.B. durch Einführung von Creeping-In-Regeln. Die Politik müsse jetzt handeln, nicht zuletzt weil die Diskussion über eine Novellierung des europäischen Übernahmerechts noch in diesem Jahr eröffnet werde.

„In einem zweiten Schritt muss die Politik aber auch darüber nachdenken, wie in Deutschland eine neue Aktienkultur geschaffen werden kann“, ergänzte Knipper. Wenn sich die deutschen DAX-Unternehmen zu 55 % in ausländischem Besitz befänden, dann mache dies die deutsche Wirtschaft anfällig für feindliche Übernahmen. Aktienbesitz müsse deshalb für den Bundesbürger wieder attraktiv werden. Es sei schon alarmierend, dass die Zahl der Aktionäre in Deutschland innerhalb eines Jahrzehnts von 6,2 Mio. auf nur noch 3,9 Mio. im Jahre 2009 zurückgegangen sei.

Grundsätzlich habe die deutsche Bauindustrie natürlich nichts dagegen einzuwenden, wenn ausländische Investoren ihr Kapital in die Weiterentwicklung deutscher Unternehmen investieren wollten, stellte Knipper klar. Gerade bei ordnungspolitisch denkenden Wirtschaftspolitikern sollten allerdings die Alarmglocken läuten, wenn sich ein Investment als feindliche Übernahme entpuppe, die die Zerstörung von Vermögenswerten am Wirtschaftsstandort Deutschland in Kauf nehme. Die Mehrzahl der Untersuchungen belege, dass feindliche Übernahmen dem Zielunternehmen eher schaden als nützen.

Einen Ansatz, um Aktienbesitz in Deutschland wieder attraktiv zu machen, sieht Knipper in einer Verbesserung der steuerlichen Rahmenbedingungen für den Erwerb von Belegschaftsaktien. Es liege schließlich im „ureigensten“ Interesse der Mitarbeiter eines Unternehmens, sich für die Erhaltung ihres Unternehmens und damit ihrer Arbeitsplätze einzusetzen. Leider seien die Bedingungen für den Erwerb von Belegschaftsaktien derzeit jedoch zu wenig attraktiv, als dass diese Form der Vermögensbildung in größerem Unfang genutzt werde. Es sei deshalb nicht verwunderlich, dass die Zahl der Belegschaftsaktionäre innerhalb des vergangenen Jahrzehnts von über 1,6 Mio. auf nur noch knapp 1 Mio. im Jahre 2009 zurückgegangen sei. Knipper: „Die Belegschaftsaktie muss attraktiver werden. Ein erster Schritt wäre die Ablösung der Zuflussbesteuerung durch eine Besteuerung bei Veräußerung.“

[www.bauindustrie.de]

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