Öl ist nicht gleich Öl

Viele Kriterien sind bei der Wahl des richtigen Schmierstoffes zu berücksichtigen

Gleich ob Hydraulik-, Getriebe- oder Motoröl – die Wahl des richtigen Schmierstoffes hat erheblichen Einfluss auf Lebensdauer und Betriebskosten einer Baumaschine, denn ohne Schmierstoffe läuft bei der Baumaschine nichts: Gleich ob Radlader, Tandemwalze oder Raupenbagger – bei ihnen funktioniert Motor, Getriebe und Hydraulik nur, wenn das richtige Öl eingesetzt wird.

Dem Bauunternehmer steht dazu heute eine schier unübersichtliche Palette an Schmierstoff-Produkten zur Wahl. Mit den Standardschmierstoffen auf Mineralölbasis konkurrieren die Bio-Schmierstoffe auf Basis nativer Pflanzenöle oder synthetischer Ester. Bioöle auf PAO-Basis sind immer mehr im Kommen. Welcher Schmierstoff der richtige für die Maschine ist, hängt natürlich vor allem von den Vorgaben der Maschinen-Hersteller ab. Dieser hat entweder eigene Spezifikationen (z.B. Caterpillar ECF-3, ECF-2, ECF-1a oder Cummins) oder er gibt für mögliche Anwendungen die internationalen Normen (ACEA, API, DHD-1, JASO u.a.) an. Karsten Jaeger, Leiter Presse und Kommunikation bei der Deutsche Castrol Vertriebs GmbH: „Die Viskositätsangabe ist dabei kein Qualitätsmerkmal, sondern nur eine von vielen Kenngrößen. Zu beachten sind in jedem Fall auch die Art des Kraftstoffes, die Einsatzbedingungen und die Umgebungstemperaturen bei der Auswahl von Schmierstoffen.“ Mit einem systemorientierten Ansatz Maschine-Komponenten-Mensch-Umwelt und Umfeld versucht die Hermann Bantleon GmbH den Schmierstoff als wichtiges Konstruktionselement frühzeitig in den Entwicklungs- und Reifeprozess zu integrieren. „Wir arbeiten hier Hand in Hand mit Maschinenhersteller und Zulieferer zusammen und können so nicht nur negative Wechselwirkungen verhindern, sondern zusätzliche Leistungsspitzen realisieren. Ressourcen werden geschont“, betont Rainer Janz, Produktmanager bei Bantleon.

 

Hoher Gesamtwirkungsgrad auch bei niedrigen Temperaturen

Typisches Beispiel: Der Einsatz der Maschinen im Winter. Bei extremer Kälte müssen die Maschinen häufig erst warm laufen, um das Hydrauliköl auf Arbeitstemperatur zu bringen. Das kostet Arbeitszeit und Energie. Baumaschinenhersteller Terex machte sich daher auf die Suche nach einem speziellen Hydrauliköl, das den Energieverbrauch reduziert und die Leistungsfähigkeit bei verlängerten Standzeiten zugleich erhöht. Schmierstoff-Hersteller Fuchs nahm das zum Anlass, um auf der Basis hochwertiger teilsynthetischer Grundöle und aufgrund eines neuartigen Additivsystems ein Hydrauliköl mit deutlich verbessertem Gesamtwirkungsgrad zu entwickeln: Renolin XtremeTemp 46 besitzt höhere Viskosität bei Betriebstemperatur (60° C/80° C), geringere Spaltverluste, höherer volumetrischer Wirkungsgrad, trotz höherer Viskosität geringere Reibungsverluste durch teilsynthetische Basisöle und spezielle reibungsmindernde Additive. Feldtests ergaben eine deutliche Reduzierung des Treibstoffverbrauchs und eine Steigerung der Arbeitseffizienz.

 

Abgas-Richtlinien beeinflussen auch Motorenöl

Bei Motorenölen werden in zunehmendem Maße auch andere Ölkenngrößen als die Viskosität für die Auswahl mit herangezogen, wie z.B. die Total Base Number (TBN). Sie ist ein Maß für die „alkalische Reserve“, d. h. inwieweit ein Öl die durch das Abgas eingetragenen Schadstoffe noch kompensieren kann.

Überhaupt spielen bei den Motorölen die immer schärfer werdenden Abgasrichtlinien für Baumaschinen eine zunehmende Rolle: Zur Zeit gilt die Norm EU Stufe IIIA.

Ab 2011 gilt dann, beginnend mit Motoren im Segment 130 bis 560 KW, die strengere Norm Stufe IIIB. Dabei müssen in dieser Klasse die Stickoxide (NOx)von 4,0 g/KWh auf 2,0 g/KWh, die Kohlenwas-
serstoffe von 0,55 auf 0,19 g/KWh und die Partikel von 0,2 g/KWh auf 0,025 g/KWh verringert werden.

Um diese Grenzwerte einhalten zu können, halten die von den Nutzfahrzeugmotoren der Straßenfahrzeuge bekannten Technologien auch in Baumaschinen Einzug: Einspritztechnik (Common Rail, Mehrfacheinspritzung), Ladeluftkühlung, Abgasrückführung (EGR), mehrstufige Turboaufladung, Dieselpartikelfilter bis zur SCR-Technologie. Damit verbunden sind auch spezielle Anforderungen an die Schmierstoffe, denn die Verwendung eines falschen Betriebsstoffes kann unter Umständen dauerhafte Motorschädigungen zur Folge haben.

Deutz zum Beispiel spricht zum Start der neuen Motorengeneration Tier 4 interim/Stufe IIIB spezielle Empfehlungen für die Verwendung von Betriebsstoffen aus: Für die neuen Motoren mit Partikelfilter der Abgasstufen EU Stufe IIIB/US EPA Tier 4 interim sind aschearme Schmieröle zu verwenden, um eine möglichst lange Betriebszeit der Filter zu erreichen. Der Motorenhersteller hat auch hierzu für verschiedene Segmente und Einsatzbereiche passende Öle im Angebot, von mineralisch bis vollsynthetisch. Die Deutz Öle bieten einen sicheren Schutz vor Ablagerungen, Verschlammungen und Verklebungen und beeindrucken auf-
grund hoch verdampfungsstabiler Grundöle durch außergewöhnlich geringen Verbrauch. Auch reduzieren sie den Kaltstart- und Warmlaufverschleiß durch eine schnelle Durchölung nach dem Start. Doch es hat der Betreiber nach wie vor die Pflicht, die Zuverlässigkeit für die Verwendung der Betriebsstoffe entsprechend den nationalen Vorschriften zu prüfen. Im Garantiefall hat der Kunde durch ein Zertifikat des Betriebsstofflieferanten nachzuwei-
sen, dass ein freigegebener Betriebsstoff eingesetzt wurde.

 

Trend zu Low-SAPS-Ölen

Allgemein „geht der Trend in Richtung Low SAPS-Öle“, wie Karsten Jaeger von Castrol erklärt. Dabei handelt es sich um Öle mit einem geringeren Anteil an Sulfatasche, Phosphor und Schwefel. Das  unterstützt die Wirkungsweise und Lebensdauer des Dieselpartikelfilters (DPF). Castrol hat mit Castrol Enduron Global 10W-40 ein solches Öl auf den Markt gebracht. Es baut auf einer neuen Additiv-Technologie auf, die Verschleiß minimiert, einen guten Motorschutz bietet und somit lange Ölwechselintervalle ermöglicht. Das Öl vereint die Anforderung amerikanischer (API CJ-4) und europäischer Motorenhersteller (ACEA E9 ) für moderne Motoren mit Abgasnachbehandlungssystemen (Euro 4 und 5) in einem Produkt.

 

Neuer Trend erkennbar

Nach wie vor sind auch Bio-Öle ein Thema, auch wenn sie laut Karsten Jaeger nicht der große Renner im Service-Geschäft sind. Das liegt daran, dass die Vorbehalte gegen-
über Bioölen beim Baumaschinenbetrei-
ber nach wie vor sehr groß sind. Denn Nachteile von Bioölen ist die Unverträglich-
keit mit Dichtungen und Schläuchen, der Hydrolyseinstabilität bei Anwesenheit von Wasser, sowie hohen Kosten bei Umölungen. Aber Bio-Öl ist nicht gleich Bio-Öl, wie Rainer Janz aus dem Produkt- und Qualitätsmanagement der Hermann Bantleon GmbH betont: „Es gibt unterschiedliche Arten von Bioöle. Im mehr im Trend liegen Bioöle auf PAO-Basis.“ Diese Öle basieren auf Polyalfaolefinen, also auf synthetischen Kohlenwasserstoffen, und nicht wie bisher übliche Bio-Öle auf Estern. Bantleon hat mit Syntofluid PE-B ein derartiges Hydraulik-Öl auf den Markt gebracht. Es zeichnet sich durch ein gutes Kaltstartverhalten sowie eine hohe Verträglichkeit gegenüber Dichtungen und Schläuchen aus, reduziert den Verschleiß an Bauteilen und verfügt über eine hohe Oxidations- und Alterungsstabilität. Trotz biologischer Abbaubarkeit – Rainer Janz betont: „Das umweltfreundlichste Öl ist das Medium, das nicht in die Umwelt gelangt.“n

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