Ästhetisch und naturverträglich

Instandsetzung eines Reitstall-Anwesens mit nachhaltigen Materialien

Bei Sanierungen müssen Auflagen und Anforderungen beachtet werden. Wenn sich das Objekt in einem Schutzgebiet befindet und die Besitzer preiswerte, optisch ansprechende Materialien verlangen, stehen Planer vor einer Herausforderung.

Bei Neubau- und Sanierungsprojekten spielen Umweltschutzaspekte eine zunehmend größere Rolle. So verlangen viele Bauherren mittlerweile von den Planern, dass ein neues oder renoviertes Gebäude auf die Umgebung abgestimmt wird. Dazu sind sonderangefertigte Bauteile aus Naturstein wesentlich preiswerter und schneller herzustellen als aus Beton mit Natursteinoptik. Auch aus diesem Grund hat die Beliebtheit und Wertschätzung von natürlich abbaubaren Rohstoffen wie Holz und Naturstein erheblich zugenommen. Für die zuständigen Architekten ergibt sich dadurch eine reizvolle Aufgabe. Die Herausforderung wird sogar noch größer, wenn sich das Bauprojekt – so wie im Falle des Springpferde-Ausbildungszentrums im hessischen Dreieich – in einem Landschaftsschutzgebiet befindet. „Hier besteht die Herausforderung grundsätzlich darin, die zahlreichen Auflagen der Behörden und die Wünsche der Auftraggeber in Einklang miteinander zu bringen“, erklärt Annette Barnett, Garten- und Landschaftsarchitektin sowie ausführende Planerin des Reitzentrums. Die Planungen seien umfangreicher und mit höheren Kosten verbunden im Vergleich zum Bau in einem ausgewiesenen Gewerbegebiet ohne umfassendere Schutzauflagen: Die Verwendung von ausschließlich zertifizierten Baustoffen, die intelligente Koordinierung der Materialströme, die Planung der Zufahrten und Arbeiten im Bereich von Bäumen sowie Maßnahmen zum Artenschutz müssten entsprechend der Gegebenheiten und behördlichen Anforderungen durchgeführt werden.

Mensch und Tier auf Augenhöhe

Bei der Neuplanung des 25.000 Quadratmeter umfassenden Geländes mussten darüber hinaus einige Besonderheiten beachtet werden: „Die gesamte Anlage ist ein halbes Jahrhundert lang fast unverändert geblieben und hat durch die heruntergekommenen Gebäude viel an Attraktivität und Authentizität eingebüßt“, so Barnett. Vor allem in der Sportpferdebranche – welche seit jeher für Exklusivität und Eleganz steht – wird von den Ausbildungsbetrieben jedoch ein zeitgemäßes und stets gepflegtes Auftreten gefordert. „Zwar waren auch brauchbare Elemente wie die 300 Kubikmeter fassende Regenwasser-Zisterne zur Bewässerung des Sandplatzes vorhanden, doch die Stallgebäude konnten den heutigen Anforderungen an Trainings- und Haltungsbedingungen nicht mehr standhalten. Deshalb sollten sie komplett abgerissen und neu gebaut werden.“ Bei der Neuausrichtung sollten die Pferde im Mittelpunkt des Interesses stehen. Daher entschloss sich die Landschaftsarchitektin dazu, bei den Planungen einen besonderen Schwerpunkt auf die Mensch-Pferd-Beziehung zu legen. Bei der Umsetzung wurden die Pferdeboxen daher so ausgerichtet, dass ein Großteil der Tiere mit Blick auf die Reitplätze oder ins Grüne untergebracht werden kann. Zwischen den Boxen und den Reitplätzen entwarf Barnett jeweils zwei größere und erhöhte Sitzbereiche. Auf diese Weise könnten die Besucher die Pferde auf Augenhöhe in ihren Boxen und beim Training beobachten. Zusätzlich seien dadurch auch die Wege zwischen Stall und Reitplatz sehr kurz.

Vorgabe von zertifizierten Baustoffen

Die Bauherren wünschten sich darüber hinaus die Verwendung natürlicher Materialien wie Holz und Naturstein sowie die Gestaltung einer möglichst grünen Umgebung. Außerdem mussten auch die strengen Bauauflagen im Landschaftsschutzgebiet beachtet werden. Dies galt unter anderem für die Wahl der Terrassenplatten: Auch hier war die Verwendung von ausschließlich zertifizierten Baustoffen vorgeschrieben. Aus diesem Grund wählte die Landschaftsarchitektin für die beiden Sitzplattformen den Kalkstein Limes Dolomit von Traco. „Der Stein weist eine sehr gute Ökobilanz auf, denn die Rohstoffe werden in Deutschland abgebaut und verarbeitet. Dadurch haben sie kurze Transportwege“, berichtet Geschäftsführer Ulrich Klösser.

„Daneben sind alle Natursteine zertifiziert und chemisch neutral, das bedeutet, die Steine werden beim Abbau und der Weiterverarbeitung nur mit Wasser geschnitten und nicht mit chemischen Zusätzen belastet.“ Sollte die Anlage in Zukunft also erneut umgestaltet werden, lassen sich die eingesetzten Natursteine ohne Probleme wiederverwenden oder schadstofffrei entsorgen.

Ästhetisch und beständig

Ein weiterer Pluspunkt des Limes Dolomit ist, dass er den ästhetischen Ansprüchen an die Gestaltung gerecht wird. „Wir arbeiten bereits seit mehr als 20 Jahren mit Traco zusammen und sind von der Vielfalt der heimischen Materialien und ihrer edlen Anmutung begeistert“, so Barnett. „Speziell schätzen wir die nahezu unbegrenzten Möglichkeiten der individuellen Fertigung einzelner Bauteile. Der Limes Dolomit überzeugt zusätzlich durch den natürlichen sandig-erdigen Farbton und die guten physikalischen Eigenschaften.“

Dazu zählen unter anderem eine hohe Druck- und Abriebfestigkeit sowie eine ausgeprägte Frostbeständigkeit – diese ist im Rhein-Main-Gebiet aufgrund der wetterbedingten häufigen Tauwechsel von besonderer Bedeutung. Auch Beständigkeit gegenüber Hufschlag sowie Rutschfestigkeit waren für die Bauherren und Planer wichtige Faktoren, insbesondere in den Bereichen der Stallausgänge, aber auch bei den Randbegrenzungen und den Stufen. Um dies zu erreichen, erhielten die Steine eine gekordelte Oberfläche, die nicht nur besonders rutschfest ist, sondern auch gestalterische Akzente setzt, welche den Bauherren auf Anhieb gefielen. So erfüllen die Steine nicht nur die umweltschutztechnischen Auflagen, sondern sie vermitteln darüber hinaus ein besonderes Ambiente.

Nachhaltige Sanierung

Im Januar 2016 wurde nach Abstimmung mit allen Behörden die Baugenehmigung erteilt, im Februar des darauffolgenden Jahres konnten die Hochbauarbeiten an Stall, Wohngebäuden und Reithalle fertiggestellt werden. Die Arbeiten an den Außenanlagen wurden im Mai 2017 beendet. Dafür nahmen die Landschaftsarchitekten Backhaus & Barnett die komplette Planung der Außenanlagen vor – inklusive Eingriff-Ausgleichsplanung, Entwässerungsplanung, Lichtplanung sowie der technischen Ver- und Entsorgung der Gebäude. Auch die Hochbauplanung – bezüglich Lage und Höhe der Stall- und Wohngebäude – wurde durch das Landschaftsarchitekturbüro beeinflusst. Die gesamte Gestaltung und Sanierung des Anwesens stand unter der Vorgabe der Nachhaltigkeit. „Zwar bedeutet die Erfüllung aller Auflagen in einem Landschaftsschutzgebiet einen höheren Aufwand, doch mit einer intelligenten und gut koordinierten Planung lassen sich die zusätzlichen Arbeiten auf ein Minimum reduzieren. Auch die Anforderungen der Bauherren, möglichst natürliche Materialien zu verwenden, konnten auf diese Weise umweltverträglich umgesetzt werden und haben zu einem ästhetisch anspruchsvollen Ergebnis geführt“, so Barnett abschließend.

Traco GmbH – Deutsche Travertin Werke

www.traco.de

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